
höchst wahrscheinlich, Ja gewissennassen' unwiderlegbar,
dass der Bahher-Abbiad periodisch mit grossen stagnirenden
Siisswassermassen in Verbindung seyn muss: eine Sache,
über welche ich bereits im Jahre 1824 in meiner Reise
nach Kordofan mich weitläufig ausgesprochen habe.
Trotz aller Vorsicht wurden beim Durchwaten des
Stromes doch mehrere Ladungen der Maulthiere durchnässt,
und dabei auch zu meinem grossen Leidwesen eine
zwischen Halai und hier gemachte Pflanzensammlung, was
mir um so schmerzlicher war, da die Umstände nicht erlaubten,
die Papiere, in die sie gelegt waren, zu trocknen;
denn um drei Uhr Nachmittags begann ein starkes Gewitter,
das bis gegen Sonnenuntergang anhielt. Wahrend
der Nacht stieg in Folge davon der Takazzö um dritt-
htä'lb Fuss. Noch vor dem Ausbruch des Gewitters badete
ich mich mit vielen Abyssiniern der Reisegesellschaft in
den zwar etwas schmutzigen Fluthen des Stromes, deren
Kühlung uns aber bei der Gewitterluft-Temperatur von
26 0 Reaumur sehr erquickte. *) Hippopotami gibt es in
diesem Theil des Stromes wenig, weil sie an den dortigen
Ufern keine Nahrung finden; Krokodile sahen wir
keine; sie lieben reissende Flussstellen nicht.
Als wir am 21. Juni Morgens die durch abgedürrte
Vegetation ausgezeichneten Ufer des Takazze verliessen,
ging unser Weg steil bergauf, und zwar vorerst in direct
westlicher Richtung; die Höhen bestanden hier, wie auf
der entgegengesetzten Uferseite, in senkrecht stehenden
*) Ich erwähne dieser Particularität absichtlich, weil Salt in seiner
zweiten Reise pag\ 357 sagt: The very thought of bathing in theviver
(Takazze) seemed to strike them (d. h. die Abyssinier) all with
horror!
Schieferlagern, und waren mit Dornstrauchwerk bewachsen.
Nach fünfviertel Stunden zeigte sich auf einer Kuppe
dicht zur linken Seite unseres Wegs das Dorf G adober,
dessen Bewohner ganz unversehens grosse Felsstücke auf
uns herabrollten und eins unserer Maulthiere schwer verwundeten;
da sich zufällig drei jenem Dorfe zugehörige
Knaben, die das Vieh hüteten, in unserer Nähe befanden,
so bemächtigten wir uns ihrer sogleich, um sie als Geiseln
mit uns wegzuführen, und die Eingebornen stellten hierauf
ihre feindlichen Angriffe ein. Die Karavane lagerte sich
dreiviertel Stunden weiter an einem schmalen, auf beiden
Seiten von steilem Gebirg eingeschlossenen Bach, um mit
den Bewohnern wegen eines Schadenersatzes für das verwundete
Maulthier Unterhandlungen anzuknüpfen. Wir
hofften dabei allerwenigstens ein beträchtliches Quantum
Gerstenbier für uns und Futtergras für die Maulthiere zu
erhalten. Für Letztere war heute in der ganzen Gegend
kein Weideplatz zu sehen, und das wenige frische Grün
des Strauchwerks, welches seit dem letzten Regenschauer
gesprosst war, hatten Myriaden von Heuschrecken abgefressen.
Der Boden der ganzen Gegend war mit diesen
Thieren bedeckt, die, durch die Morgenkühle in dem engen
Thale erstarrt, wie todt auf der Erde lagen, oder sich
bewegungslos an die nacktgefressenen Zweige angeklammert
hatten. Es ist immer die nämliche Art, welche in
grossen verheerenden Zügen die verschiedenen nordafrikanischen
Gegenden überschwemmt (Gryllus migratorius
Linn.). Wenn übrigens manche Reisende von einer Verdunkelung
des Sonnenglanzes durch Heuschreckenzüge
reden, so ist diese Erscheinung lediglich auf die gleichzeitige
dunstige und staubige Atmosphäre zu beziehen,
und nicht der vermeintlich so ungeheuren Menge von