
Hitze jeden Tag künstlich bewässert werden. Zu diesem
Behuf wird das Wasser der verschiedenen Quellen, Welches,
sich selbst überlassen, nach kurzem Lauf in dem Schuttgestein
der Thäler verschwinden würde, in ausgekitteten
Cisternen gesammelt, die alle vier und zwanzig; Stunden
einmal abgelassen werden, und dann ein hinlänglich stark
fiiessendes Bächlein erzeugen, dessen W^asser durch kleine
Gräben, je nach dem Bedürfniss desselben, an den Fuss
jedes einzelnen Baumes geleitet wird. Der erquickende
Schotten der duftenden Pflanzengruppen am murmelnden
Bache ist selbst für die scheinbar abgestumpften Beduinen
ein beliebter Yereinigungspunct, bald zum Gespräche, bald
zum Erholungsschlafe. So oft sich Fremde hier befinden,
finden sich die Araber besonders zahlreich ein, um möglicherweise
eine Aufforderung zu unentgeltlichem Mitessen
zu erhalten, oder auch um irgend eine Ziege ziemlich
theuer zu verkaufen. Um eins dieser Thiere hatte ich ziemlich
lange gehandelt, entschloss mich aber endlich vom
Kaufe abzustehen, weil der geforderte Preis'zu hoch war;
später wollte der Beduine mir die Ziege zu meinem Gebot
überlassen, aber nun nahm ich sie durchaus nicht; und da
unter den Eingebornen der sonderbare Aberglaube herrscht,
dass, im Fall ein Verkauf auf solche Weise sich verschläÖf t.* dem Thiere selbst bald ein Unfall widerfahre, so blieb
dem Araber nichts, übrig als die Ziege selbst zu schlachten
und in Gesellschaft seiner Landsleute zu verzehren: ein
abergläubiges Verfahren, das meines Wissens von früheren
Reisenden nicht beobachtet wurde.
Am 8 . Mai verliess ich in aller Früjie das Hospitium
der vierzig Märtyrer, um den nach S. S. West zu feie-
genen H oreb oder C ath arin en b erg zu besteigen. Er ist
bei weitem höher als der Sinai (Gebel Musa) und der Weg
zu seinem Gipfel viel beschwerlicher; auch auf ihn führte
einst ein gebahnter, stellenweise mit stufenartig gelegten
Felsstücken versehener Pfad, durch Strömungen von Regenwasser
aber oder durch Bergsturz ist im Laufe der Jahrhunderte
der grösste Theil dieser Kunststrasse nach und
nach vernichtet worden. Die Gebirgsmasse des Cathannen-
bergs ist von derjenigen des Sinai ganz verschieden, und
bestehet aus wagerechten Lagern von röthlichem Feld-
spathgestein, in welchem kleine sechsseitige doppelte Quarzpyramiden
porphyrartig eingewachsen sind; beigemischter
Glimmer ist nirgends sichtbar, und nur sparsam zerstreut
zeigen sich kleine röthliche Feldspathkrystalle in der
Felsmasse. Man braucht zwei Stunden Zeit, um vom Hospitium
bis zu der auf der Spitze des Berges gelegenen Capelle
zu gelangen. In den Felsritzen hat sich allenthalben eine
spärliche Vegetation entwickelt, die zwar mit der progressiven
Höhe an Mannichfaltigkeit zuzunehmen scheint, aber
immer sehr ärmlich bleibt, und derjenigen des Smai nachsteht.
Auffallend war es mir, dass ich auf keinem dieser
beiden Berge an den verwitterten Felsmassen irgend eine
Spur von Moos oder Flechten fand, obgleich diese Pflanzen
nach der Beobachtung anderer Reisender nicht ganz mangeln
sollen; auf jeden Fall ist also ihr etwaiges Vorkommen nur
ein sehr vereinzeltes. Meine barometrischen Beobachtungen
wurden in der kleinen, auf der Spitze des Berges stehenden
Capelle gemacht, und die Berechnung derselben und
der correspondirenden Beobachtungen zu Tor ergibt für
diesen Berg eine absolute Höhe von 8063 franz. Fuss. Jene
ganz unscheinbare Capelle befindet sich auf der Kante
eines Felskammes, die nach S. S. Ost zu durch eine kleine
Erhöhung von etwa vierzig Fuss beherrscht wird; der ganze
übrige Theil des Horizonts ist offen, und bietet dem Auge