
Passagiere bringt, sondern auch fünfzehn bis zwanzig grosse
indische Schiffe, die gleichfalls grossentheils von Pilgern
angefüllt sind, und, die Schiffsmannschaft mitgerechnet, die
Einwohnerzahl der Stadt umje vierhundert Köpfe vermehren:
dann steigert sich begreiflicherweise diese Zqhl ungemein,
und die Schätzung der Grösse der wirklichen Bevölkerung
ist um so schwieriger und um so leichter mit Täuschung
verbunden, da alle jene Fremdlinge erwachsene Personen
sind, die den grössten Theil ihrer Aufenthaltszeit in Djetta
auf den Strassen oder in Caffeebuden zubringen. Diess fand
aber gerade statt, als ich zuletzt hier gewesen war (Mai
1827), und leitete mich bei meiner damaligen Schätzung irre.
Die wichtigsten politischen Ereignisse der neuesten Zeit,
welche auf Djetta’s Zustand unmittelbar Einfluss hatten,
sind folgende. Scherif Galeb, selbstständiger Herrscher von
Djetta und Mekka, ward im Jahr 1816, zum Dank für seine
Hülfe bei der Verdrängung der Wehabiten, von Mehemet
Ali verrätherischer Weise zum Gefangenen gemacht,
nach Constantinopel geschickt und hier vom Grossherrn
nach Nicomedien verwiesen, wo er bald nachher starb. Ein
Neffe von Galeb, der Scherif Jahia, ward nun an die Spitze
der Verwaltung jener Städte und. der zu ihnen gehörenden
Gebiete gestellt, welchem später ein anderer Verwandter
Galeb’s, Namens Scherif Redja, folgte. Galeb’s Söhne aber
wurden als Geiseln nach Cairo gebracht und lebten hier
in einer Art von Gefangenschaft. Im Sommer 1827 machten
diese mit ihren in Medina lebenden Angehörigen eine
Verschwörung, um ihr Vaterland von dem Joche der Türken
zu befreien. Scherif Redja ward in Folge davon von
einem seiner Vettern, dem Scherif Chimber, in der grossen
Moschee von Mekka meuchelmörderisch getödtet, während
er das Abendgebet verrichtete, und das war das Zeichen
zu einer allgemeinen Auflehnung der Araber jener Gegend
gegen die türkisch-egyptischen Truppen. Gleichzeitig
entflohen Scherif Jahia, der Sohn Scherif Galeb’s und einer
seiner Neffen, der gleichfalls Scherif Jahia hiess, aus Cairo,
eilten mit beispielloser Schnelligkeit nach Hedjas, und
stellten sich an die Spitze ihrer empörten Landsleute. Die
Besatzungen Mehemet Ali’s wurden bald aus Mekka, Medina
und Taifa verdrängt, und seine Herrschaft in Arabien
beschränkte sich zuletzt nur noch auf den Besitz der Häfen
von Jambo und Djetta. Auch die letztere Stadt ward im
September 1827 von den Arabern angegriffen, von den
Einwohnern aber, w'elche wohl wussten, dass es auf eine
Plünderung abgesehen sey, so kräftig vertheidigt, dass jene
sich auf eine blosse Blokade beschränken mussten. Eiligst
schickte nun Mehemet Ali von Egypten aus 4000 Mann
regulirte Truppen ab, die bald dem Kriege in Hedjas ein
anderes Ansehen gaben. Ueberall siegte diese Militairmacht
über die durch Zwietracht geschwächten Araber; die Letzteren
mussten sich endlich nach Taifa zurückziehen, und
dieser Ort wurde nach einer Belagerung von einigen Monaten
zü einer Capitulation gezwungen, in Folge deren namentlich
die beiden Scherife als Gefangene ausgeliefert werden
sollten. Sie entflohen aber beide in der Nacht vor dem
dazu festgesetzten Tage, und kamen glücklich nach Constantinopel
(September 1828). Was seitdem aus ihnen geworden
ist, wusste mir Niemand in Djetta mit Bestimmtheit
anzugeben. Ein Schreiber des ermordeten Scherif Redja,
mit welchem ich auf einem und demselben Schiffe von
Souez nach Jambo fuhr, versicherte mir, Sultan Mahmout
habe die beiden Flüchtlinge gnädig aufgenommen, ihnen
einen Jahrgehalt ausgeworfen und die Stadt BrusSa in
Anatolien zum Aufenthaltsorte angewiesen.