
ein sich in weite Ferne erstreckendes Panorama dar. Die
hohe Kette der Ufgebirge zwischen Magna und A kaba
auf dem Ostufer des Meerbusens von Akaba war durchaus
deutlich zu erkennen; eben so die grosse Insel T yr an
(144y2 — 146° östlich vom magnetischen Meridian). Die
Höhen von Setie und andere dahinter liegende Berge,
längs der egyptischen Küste bis in die Nähe von Souez,
schimmerten durch die zitternde Luft des westlichen Horizonts
hindurch, und mächtig hervorragend zeichnete sich
die zuckerhutförmige Spitze des G ebel G areb (254»/,,®)
aus. Die Häuser des Hafens Tor konnte man nicht sehen,
indem sie durch den Buckel des vorliegenden Berges El
S cheideck verdeckt waren; aber die Dattelpflanzungen
des südlich von Tor liegenden Dorfes H edgib el waren
deutlich zu erkennen. Im ganzen Panorama zeichnete sich
die steile, pyramidale Zacke des Berges Om Schomar
durch ihre Höhe aus; ihre Spitze liegt mit der Capelle
unter einem Azimuthwinkel von 199° des magnetischen
Meridians; sie scheint die beträchtlichste Erhebung in der
ganzen Gruppe des Sinai-Gebirgs zu seyn, und dürfte den
Catharinenberg um beiläufig fünfhundert Fuss überragen.
Der Gipfel des Om Schomar soll übrigens nach der Versicherung
meiner landeseingebornen Führer unersteiglich
seyn, wie auch bereits Burckhardt aus eigener Erfahrung
erkannt hatte. Der Catharinenberg ist weit ärmer an Quellen
als der Sinai, und wird wegen seines kärglichen Pflanzenwuchses
von den Beduinen nicht zu Viehweiden benutzt;
dagegen haben sich mehrere Familien von Steinböcken
hier eingenistet; sie erregten unsere Bewunderung durch
ihre kühnen, flüchtigen Sprünge.
Als ich vom Horeb in das Hospitium der vierzig Mär*
tyrer zurückkam, fand ich in dem Garten eine Schaar
Araber in einem lebhaften Wortwechsel mit einander begriffen,
der mich mit einem ändern ihrer Nationalgebräuche
bekannt machte, von welchem ich bei keinem Reisenden
eine Erwähnung finde. Die einzelnen Beduinenstämme,
welche das peträische Arabien bewohnen, haben unter sich
eine Art Uebereinkunft gemacht, kraft welcher der eine
oder der andere Stamm ausschliesslich das Recht besitzt,
an die von Cairo, Souez oder Tor nach dem Kloster des
Sinai reisenden Pilger oder Europäer für den Hm- und
Rückweg ausschliesslich die Kameele zu liefern. Meine
Reiseroute war aber eine ganz ungewöhnliche Ausnahme;
denn ich war nicht nach dem Kloster am Sinai, sondern
in das Hospitium der vierzig Märtyrer gegangen, und wollte
mich von hier, aus nach dem Berge Serbal bringen lassen.
Für die ganze Reise hatte ich einen Contract mit einigen
Soelhe-Arabern aus dem Dorfe El Wadi gemacht. Einige
Alekati-Araber nun, die im Thale Firan angesiedelt sind,
hatten davon Kunde erhalten, waren mit mehreren Ka-
meelen nach dem Hospitium gekommen, und behaupteten,
allein das Recht zu besitzen, Reisende von hier nach dem
Serbal zu führen. Der Streit zwischen den verschiedenen
Concurrenten war äusserst lebhaft; man nahm gewaltsam
mein Gepäck weg, lud es bald auf diese, bald auf jene
Thiere, und dabei ertönte ein verwirrtes Geschrei von Menschen
und Kameelen. Ich verhielt mich ganz neutral, und
beschränkte mich auf die einfache Erklärung, dass ich mit
den Lastthieren der Soelhe-Araber zufrieden sey, und deswegen
unter keiner Bedingung michauf andere setzen würde.
Zuletzt fanden die Soelhe’s mit den Alekati’s sich vermittelst
einer Geldvergütung ab , die nach dem Spruch von
Schiedsrichtern auf den dritten Theil meines Miethpreises
festgesetzt wurde, wobei aber die Letzteren verpflichtet