
len; denn von einer wechselseitigen Unterstützung ist keine
Hede. Das Schicksal, welches diese Unglücklichen erwartet,
wenn sie sich als Bettler nach Massaua begeben, habe
ich bereits geschildert.
Als ich am 25. Septemher (1831), um der grossen Hitze
auszuweichen, in der Nacht Von Ailat nach Massaua
zurückkehrte, hatte ich das Unglück, dass mein Kameel in
der Nähe des ersteren Orts davon lief. Nachdem wir es
mehrere Stunden lang vergebens verfolgt hatten, verzweifelten
wir an der Möglichkeit es wieder zu fangen, und
setzten die Reise zu Fusse fort. Durch das Entlaufen
dieses Thieres ging ein Wasserschlauch, der auf ihm
befestigt war, verloren; und bei seiner Verfolgung zerbrach
meine Flinte, auch litten meine Sandalen -so sehr,
dass ich sie bald nicht mehr gebrauchen konnte und nun
Stundenlang in dunkler Nacht baarfuss über Dornzweige
und spitziges Quarzgeschiebe gehen musste. Meine daran
noch nicht gewöhnten Füsse wurden dadurch so übel
mitgenommen, dass ich in Massaua fast sechs Wochen lang
wegen eiternder Wunden das Zimmer hüten musste. Fuss-
wunden sind am rothen Meere, wegen der in der untersten
Luftschichte enthaltenen Salztlieile, ganz besonders
schwer zu heilen, und man kann dabei im Grunde nichts
weiter thun, als sich der Natur zu überlassen und in
Geduld die Zeit der Genesung abzuwarten.
Unter den Beobachtungen, die ich während meiner
Krankheit zu machen Gelegenheit hatte, fiel mir besonders
auf, dass sich selbst ziemlich grosse, von Natur scheue
Thiere, wenn sie nicht verfolgt werden, nach und nach
gewöhnen, unter den Menschen zu leben. Jeden Morgen
kommt eine Schaar Aasgeier (Percnopterus monachus) vom
Contiuent nach Massaua herüber, und reinigt die engen
Gassen und den Küstensaum von dem in der Nacht entstandenen
Unflate; , Gabelweihen (Falco ater) halten sich
in ungemein zahlreichen Schwärmen in der Stadt, besonders
in der Nähe der Schlachtbuden, auf, und sind so wenig
scheu, dass sie, trotz dem Ge wühle der Menschen, ruhig auf
den Zinnen niederer Dächer sitzen, und oft den Fleischern
die eben abgeschnittene Verkaufsquote von der Hand wegrauben;
die weisswimperigen Möven (Larus leucophthal-
mus) sitzen in solcher Menge und so zu sagen so heimisch
auf den Segelstangen der Schiffe, um die abgehackten Fischköpfe
zu erhaschen, dass sie ganz das Aussehen gezähmter
Hausthiere haben. Alle diese Vögel fanden wahrscheinlich
in meiner Reisegesellschaft zum erstenmal Menschen als
ihre Gegner.
Einer der ersten Ausflüge, die ich nach meiner Wiederherstellung
machte, war nach Arkiko, wohin ich vom Naib
Jahia auf den 8. December zur Vermählung seines zweiten
Sohnes Mehemet mit einer Tochter des Scheiks von Afte
und Zula eingeladen war. Wegen meiner beabsichtigten
Excursion nach den Ruinen von Adulis, die beim Dorfe
Zula gelegen seyn sollten, war es mir wichtig mit Leuten
aus der Gegend desselben Bekanntschaft zu machen, und
von der Hochzeit selbst versprach ich mir, Gelegenheit
zu haben, manche eigentümliche Volkssitte kennen zu
lernen. Ich fuhr in Gesellschaft des Kaimakans von Massaua
und einer Abtheilung der türkischen Besatzung auf
der Kanonierschaluppe nach Arkiko über; wo beim Landen
die wichtige Person des Kaimakan durch Gewehrsalven
verkündigt wurde, und hierauf so-lange, bis wir in die
Wohnung des Naib gelangt waren, fortwährend von den
Soldaten geschossen ward. Es ist ein wahres Wunder, dass
keines der Strohdächer der Hütten durch die brennenden