
beinahe trockenes, in nordwestlicher Richtung ziehendes
Strombette eingewühlt war. Man zeigte mir hier in weiter
Entfernung und in direct westnordwestlicher Richtung
einen durch seine Zuckerhutform sich sehr auszeichnenden,
bei Adowa gelegenen Berg, der mir W ogarut benannt
wurde, und beiläufig fünfzehn Stunden von hier entfernt
seyn soll *). Zwei Stunden südwestlich von Adowa sah
ich bei meinem späteren Aufenthalt in^dieser Stadt einen
ähnlichen Berg, dessen Namen aufzuzeichnen ich versäumte,
und über w'elchen ich auch bei Bruce oder Salt nichts
finde; da derselbe jedoch zu Azimuthal-Visirungen sehr
geeignet ist, so mache ich spätere Reisende auf ihn aufmerksam.
Wir lagerten uns heute zwischen grossen und
eckigen Granitfelsmassen, welche auf der wellenförmigen
Fläche unregelmässig zerstreut lagen, eine halbe Stunde
östlich von dem nördlichen Ende einer steilen, scharf abgerissenen
Sandstein-Terrasse, deren mitunter ausgezackte
Höhen ich auf eine südöstliche Ausdehnung von fünf Stunden
hin mit dem Auge verfolgen konnte. An jenem nördlichen
Ende derselben, gerade vor uns lag die Stadt Magab,
welche ganz vor kurzem von Detjatsch Oeled Michael von
Agamö geplündert und niedergebrannt worden war. Hier
beginnt die Provinz G ira ld a , welche im Norden von
der Provinz Adowa, im Westen von Temben, im Süden
von Enderta und im Osten von Haremat begrenzt wird.
Die Verhandlungen Wegen des zu entrichtenden Durchgangszolles
nöthigten uns mehrere Tage hierzu verweilen.
Wegen des ganz gesetzlosen Zustandes, in welchem sich
*) Ob dieser Berg der nämliche ist, den ich von Halai aus sah
(siehe oben pag. 313), und der mir dort Seleta benannt wurde, konnte
ich nieht erfahren.
damals dieser District befand, rieth mir Getana Meriam,
mich und meine Leute den Blicken der Eingebornen möglichst
zu entziehen und, um diese nicht zu reizen, namentl
i c h unsere Feuerwaffen verborgen zu halten. Magab, der
Hauptort der Provinz Giralda, liegt gerade westlich von
hier, und der Flecken Mugga, durch welchen Salt am
10. März 1810 kam*), ist zwei und eine halbe Stunde
südlich entfernt. Vom Berge Amba Sion an südlich bis
zur Sandstein-Terrasse von Magab ist der Horizont von
Berghöhen ganz frei; hier liegt die Hochebene der Provinz
Giralda, welche durch den Atbara-Pass südöstlich zur
Provinz Enderta abfällt. Diese Fläche ist wegen der vorherrschenden
Trockenheit ihres nackten Sandstein - und
Granitbodens wenig zur Agricultur geeignet, und daher
auch grossentheils wild wachsenden Sträuchern überlassen,
unter denen sich die durch das schöne Roth ihrer Blüthe und
ihres Samens auffallende Erythrina-Art, welche Bruce auf
Tafel 19 seines Reise-Atlasses abgebildet hat, besonders
auszeichnet**).
Da ich beabsichtigte, die ganze Regenzeit, d. h. bis
zum Monat October, auf dem Hochgebirge der Provinz
Simen, dem Stammlande des Detjatsch Ubi, zuzubringen,
dieser Häuptling aber jetzt, auf seinem Kriegszuge gegen
die Söhne des Detjatsch Sabagadis, sich an der benachbarten
Grenze von Agame umher trieb: so schickte ich
von hier einen Brief an Ubi ab, in welchem ich ihn ersuchte,
uns einen Diener beizugesellen, der mich indi-
*) Salt travels 4°. pag. 255.
**) Salt’s Bemerkung über die hiesige Gegend, zweite Reise p. 254.
(„T h e surface of the vallies consists of a rich black loam, particularly
well calculated for the cultivation of barley“) muss aus einem
Gedächtnissfehler hervorgegangen seyn.