
an einigen Stellen in der Fläche von Woggera und in
Talemt, erheben sich einige isolirte Kegel mit deutlicher
kraterförmiger Vertiefung, welche sicherlich Spätlinge der
vulkanischen Thätigkeit waren, zu deren Zeit die früher
zusammenhängenden Lavaschichten schon längst durch die
vorstehend angedeutete allgemeine Berstung und Verschiebung
aus ihrer natürlichen Lage gebracht waren. An der
Zerstörung dieser alten Lavamassen arbeitet die nagende
Zeit schon seit vielen Jahrtausenden; die starken Sommerregengüsse
spülen die in schwarze Erde zersetzten
vulkanischen Felsen mit sich fort, und daraus entsteht
unstreitig allein der fruchtbare Schlamm, welchen der Nil
alljährlich bei seiner üeberschwemmung an den ruhigen
Stellen seines Laufes absetzt, und mit welchem er das
lange egyptische Felsthal nach und nach ausgefüllt und
im langen Zeitlauf von Jahrtausenden das fruchtbare Delta
an seiner Mündung gebildet hat.,
Die älteren abyssinischen Lavaschichten enthalten, gleich
denen einiger anderen vulkanischen Länder, grosse sphäii-
sche Massen, die von noch ältern Ausbrüchen herrühren,
und bei den neueren Eruptionen von der ausfliessenden
Lava aufgenommen und fortgewälzt wurden. Diese mitunter
colossalen Felsblöcke widerstehen bei weitem länger
der Zersetzung durch die Witterüng, als die Lava selbst,
so dass, wenn diese aufgelöst weggespült wird, jene einst
eingeschlossenen unförmigen Massen nach und nach ganz
frei werden, und auf den höheren Puncten der Landschaft
zusammengehäuft liegen bleiben, ohne Zusammenhang
unter sich oder mit der ihnen als Basis dienenden Lavaschichte.
Dieses ganz natürlich zu erklärende Phänomen
darf man nicht ausser Acht lassen, wenn man die Gebirge
von Simen beurtheilt. Die Masse der Laven ist in den
verschiedenen Strömungen von gar mancherlei Consistenz,
bald ganz compact ohne irgend eine erkennbare Beimischung,
bald aber mit sehr kleinen porphyrartig eingemengten Feld-
spath-Krystallen versehen; oft zeigen sich Blasenräume,
welche häufig mit theils derbem, theilä"rhombenförmig kry-
stallisirtem Chabasit angefüllt sind; der Stilbit aber, welcher
die niedern Lavahügel in der Nähe des Takazzö und in
den Thälern der Kulla charakterisirt, schien mir in den
höhern vulkanischen Regionen Abyssiniens ganz zu fehlen.
Manche der über einander liegenden Lavaströme werden
auch hier von einem gemeinschaftlichen schmalen Verti-
cal Spalt durchsetzt, und dieser ist dann von einer anderen,
später aufgetriebenen vulkanischen Masse ausgefüllt,
welche häufig unregelmässige Formen bildet. Obsidian-
artiges Gestein oder Bimssteinlaven beobachtete ich bei
den Vulkanen von Central-Abyssinien nirgends, während
dagegen beide an denen der Küste häufig Vorkommen.
So viel ich erfahren konnte, sind dermalen sowohl in Simen,
als in den übrigen inneren Provinzen des Landes vulkanische
Ausbrüche ganz unbekannt; dagegen erwähnen die
Chroniken häufig Erderschütterungen, und rund um das
Becken des grossen Zana-Sees finden sich viele therma-
lische Ouellen.
Keiner Ansiedelung in ganz Simen kann man den
Namen einer Stadt geben; überall finden sich nur Gruppen
von zwanzig bis. dreissig Hütten, wovon aber öfters
mehrere ziemlich nahe beisammen liegen, wie zum Beispiel
in Angetkat, wo sechs verschiedene, von einander weit
entfernte Partieen von Hütten eine einzige Ortschaft bilden,
deren Gesammt-Bevölkerung achthundert Köpfe beträgt.
Die meisten Wohnungen sind kleine, schmutzige Strohhütten,
umgeben von einer hohen Dornen-Einzäunung zum