
der Regierung von Constantinopel erkennen lassen; gänzliche
Vernichtung der tollkühnen Militärcorporation der
Mammelucken, deren Herrschaft in Egypten von jeher durch
harte Bedrückungen und zügellose Willkühr sich auszeichnete,
war derunabänderliche Beschluss, denmanim geheimen
Rathe der Pforte g'efasst hatte. Dieser unverhohlen ausgesprochene
Plan musste zwischen der Masse derMammeluk-
ken und den Anhängern der g’rossherrlichen Suprematie
einen unversöhnlichen Hass hervorrufen und unterhalten,
dem man fortan jede andere politische Combination blindlings
opferte. Dieser Stand der Dinge und seine wechselnde
Gestaltung waren die Stufen, auf denen Mehemet
Ali zur Herrschaft von Egypten gelangte; er durchschaute
mit klarem Blickejenes Verhältniss der Parteien, verstand es,
ihren gegenseitigen Hass gehörig zu unterhalten, und wusste
aus demselben immer den grösstmöglichsten Nutzen für sich
selbst zu ziehen; und indem er mit einer unübertrefflichen
Verstellungskunst seine Verrätherei und Treulosigkeit
gegen beide Parteien geschickt bemäntelte, benutzte er
fortwährend ihre gegenseitige planlose Krafterschöpfung
zur Förderung seiner eigenen ehrgeizigen Pläne.
Nachdem Mehemet Pascha Kousruf, welchen das Ministerium
von Constantinopel zum Statthalter von Egypten
ernannt hatte, durch die Intriguen Taher Pascha’s, des
Anführers der Albaneser Truppen, und Mehemet Ali’s,
welcher damals, nur Befehlshaber über 400 macedonische
Soldaten war, aus Cairo (zu Anfang Mai’s 1803) vertrieben
worden war, bemächtigte sich Taher Pascha der Oberstatthalterstelle
des Landes. Er behielt aber nur wenige Tag’e
dieses Amt, da er noch vor Ende des Monats in einer
Meuterei der Truppen getödtet ward. Ein neuer von der
Pforte nach Egypten geschickter Statthalter, Ali Pascha
Gezauly, konnte sich gleichfalls nicht lange gegen die Treulosigkeit
der verschiedenen Parteien behaupten. In einem
förmlichen Kampfe besiegt und gefangen genommen, sollte
er einer üebereinkunft gemäss nach Syrien abgeführt werden,
ward aber unterwegs von den Satelliten der Mammeluk-
ken-Begs, die ihm als Begleiter beigegeben waren, getödtet
(Ende Januar 1804). Unterdessen buhlte Mehemet Ali um
die Freundschaft des Osman Beg Berdissi, des mächtigsten
der Mammelucken-Häuptlinge, während er sich gleichzeitig
insgeheim mit den verschiedenen Befehlshabern der albane-
sischen Truppen verband, um gemeinschaftlich mit ihnen
durch treulose Hinterlist -die Mammelucken zu vertilgen,
und sich so die Gunst der Pforte zu erwerben. Das Resultat
dieser tückischen Heuchelei war ein unvorhergesehener
Angriff, den Mehemet Ali im März 1804 auf Berdissi m
Cairo machte, und in Folge dessen letzterer aus der Stadt
fliehen musste. Die Bewohner der Stadt, die aus alter
Gewohnheit an den Mammelucken-Begs ein Interesse nahmen,
beschwichtigte der kühne Heuchler durch Vorzeigung
eines untergeschobenen Befehls von Constantinopel; gleichzeitig
wurde der Statthalter von Alexandrien, Kourschid
Pascha, an die Spitze der Regierung von Egypten gestellt,
denn der Zeitpunkt war für Mehemet Ali noch nicht gekommen,
diesen Posten für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
Die Parteikämpfe, die nun ein Jahr lang ganz Egypten heimsuchten,
haben bloss secundaires und rein locales Interesse.
Mehemet Ali’s wichtige Rolle dabei war, den Plänen der
türkischen Regierung durch Duplicität fortwährend Hindernisse
zu bereiten, eine Ausgleichung der Privatfeindschaften
der Mammelucken-Begs durch insidiose Einflüsterungen
zu hintertreiben, und sich die Gunst der damals einflussreichen
Scheiks (Gemeinde-Vorstände) von Cairo zu