
vermuthlich nicht mit Unrecht vor, dass sie von ihnen bei
den Geschäften gewöhnlich übervortheilt würden. Viele
Massauaner kaufen selbst abyssinische Waaren ein, um sie
nach Arabien zu verführen, manche bringen dieselben persönlich
dahin, andere schicken sie an ihre Geschäftsinteressenten
in Mocka, Loheja undDjetta. Dass ein abyssinischer
Händler zum Verkauf seiner Waare nach einer dieser
Städte geht, ist selten der Fall, und geschieht nur von
solchen, die Mahommetaner sind. Da die Totalsumme des
jährlich eingeführt werdenden Capitals sehr gering ist, und
die Familien aller dabei interessirten abyssinischen und
massauanischen Kaufleute von demselben leben, so muss
natürlicher Weise der Gewinn, den der Verkauf der einzelnen
Artikel abwirft, sehr gross seyn. Von Speculations-
Einkäufen jedoch, die in Erwartung besserer Preise gemacht
werden, ist hier nie die Rede, und sowie desshalb
der Markt mit irgend einer Waare ein wenig überfüllt
ist, wird dieselbe ganz und gar unverkäuflich. Unter solchen
Umständen ist es ganz natürlich, dass ein europäischer
Handelsmann, der eine Geschäftsunternehmung von einigem
Belang nach Massaua machen wollte, sehr schlechte
Rechnung finden würde. Ein Londner Kaufmann, der im
Jahr 1810, durch die einseitigen Berichte von Lord Valentia
und Salt irregeleitet , eine bedeutende Waarensendung
hierher machte, verlor bei dieser Unternehmung sein ganzes
Capital, und einige kleinere Versuche, die in neuerer
Zeit von einigen Franzosen gemacht wurden, sind eben so
unglücklich ausgefallen.
Die angesehensten hiesigen Händler sind die heidnischen
Indier oder Banianen. Ihre aus Stein gebauten Wohnungen
und Krambuden liegen insgesammt in der Nähe des
Hauses des egyptischen Gouverneurs, und hinter der Strasse,
welche diese bilden, ist eine lange Reihe kleiner Strohhütten,
in denen der eigentliche tägliche Markt gehalten
wird. Hier werden ausser den gewöhnlichen Handelswaa-
ren auch die Lebensbedürfnisse, wie Fleisch, Brod, Holz
und Trinkwasser, feilgeboten, von denen die beiden zuletzt
genannten die Erwerbsquelle der armen Landleute ausmä-
chen. Hier finden sich am frühen Morgen viele Hirten ein,
welche kleine, mit Milch gefüllte Körbchen zum Verkauf
bringen; diese Milch schmeckt sehr unangenehm, indem sie
gleich nach dem Melken stark geräuchert wird, was, um
das Gerinnen zu verhüten , unumgänglich nöthig seyn soll.
Andere Landleute bringen in der Winterjahreszeit Naback-
früchte (Rhamnus nabca) und kleine Limonen, die in den
westlichen Gebirgen, da, wo ehemals Klöster standen, wild
wachsen, sowie Körbe voll frischer Blätter des Henne-
Strauchs (Lausonia inermis), welche den Schönen des Landes
zum Rothfärben der Nägel und der innern Hand unentbehrlich
sind. Jeden Abend endlich bringt eine grosseZahl
von Fischerknaben die Ausbeute ihrer Tagearbeit auf den
Markt, die sehr reichlich ist, da die Fische im benachbarten
Meere sich in grösser Menge finden und desshalb die
Hauptnahrung der Massauaner bilden. Im Frühling werden
auch die Blüthenstengel einer in der Umgegend häufig vor-
kommenden Aloe-Art verkauft, die eine Lieblingsspeise
der Banianen sind, und in Geschmack und Form grosse
Aehnlichkeit mit den Spargeln haben.
Fast die ganze erwachsene männliche Bevölkerung der
Stadt treibt isich den grössten Theil des Tages hindurch
in den Buden des Marktplatzes, in den nahegelegenen
Caffeeschenken odfer auf dem Landungsplätze vor dem Zollhause
umher; denn ausser dem Schachergewerbe thun die
Einheimischen durchaus nichts. Eben , so sehr sind Frauen