
ums Leben, dass sie nicht zur gehörigen Zeit an die
Atmosphäre gezogen wurden, indem namentlich die hierzu
angestellte Wache wegen kalter, regnerischer Witterung
zuweilen ihren Posten verlässt, um sich am Feuer zu wärmen,
und jene desshalb nicht schnell genug heraufziehen
kann. Das Perlenfischen heisst hier zu Lande Magass, ver-
muthlich von dem arabischen Worte Gies, welches die
Tiefe des Meeres messen bedeutet. Die Perlen werden
nach dem Gewicht verkauft, wobei der Preis nach Derrem
zu je zehn auf eine Unze berechnet wird. Der jährliche
Ertrag der Fischerei; von welchem fast allein die ganze
Bevölkerung Aron Dahalak lebt, ist sehr unbestimmt, zumal
da der Preis schöner Perlen beständig fluctuirt. Die Einwohner
theilen über denselben durchaus nichts mit.
Alles zeigt auf Dahalak einen gewissen Wohlstand der
Bewohner an, der, ausser dem Ertrag der Perlenfischerei,
auch darauf beruht, dass diese Insel nicht leicht von Krieg
und Plünderung heimgesucht wird: fast alle Wohnungen
der Dahalakier sind von Stein erbaut, ihre Frauen und
Mädchen sieht man in der Regel reich mit Silber geschmückt,
und die Insel besitzt eine grosse Zahl von
Schiffen und Negersklaven. Zu den Ausfuhr-Gegenständen
der Dahalakier gehört auch das feine Schildpatt, Bäga genannt.
Das der Schildkröten-Weibchen ist durchgehends
dicker und schwerer, als das der Männchen und ein zwei
Fuss langes Rückenschild der ersteren gibt zwei Pfund
Schildpatt. Der Preis wird nach einem fingirten Gewichte
bestimmt, welches Man heisst, und achtundzwanzig Unzen
schwer ist; ein Man feines Schildpatt kostet zu Dahalak
zehn bis fünfzehn Species-Thaler.
Die hiesige Sprache'ist die nämliche, welche zu Mas-
saua gesprochen wird, nur sind ihr mehr arabische Wörter
beigemischt. Man versicherte mich, dass alle Knaben bei
einem Fakir lesen und schreiben lernen. Die Kinder
machen einen angenehmen Eindruck; sie werden strenge
angehalten, zur Begrüssung den Erwachsenen ehrfurchtsvoll
das Knie oder den Saum des Kleides. zu küssen. Die
Männer sind, im Vergleich mit denen der benachbarten
Küste, sehr fleissig; während diese fortwährend in Müssig-
gang dahinleben, fand ich jene in ihren Wohnungen immer
mit -Flechten von Strohdecken oder Seilen beschäftigt.
Der Bast oder die Blätter, welche hierzu dienen, kommen
aus Jemen, würden aber nicht daher bezogen zu werden
brauchen, wenn die Dahalakier nicht stets zu wenig Rücksicht
auf den Vortheil ihrer Nachkommen genommen hätten,
um in den dazu sehr geeigneten Niederungen ihrer
Insel Palmenpflanzungen anzulegen.
Während meines Aufenthalts in Dahalak waren alle der
Schifffahrt kundige Männer mit der Perlenfischerei beschäftigt,
und ich konnte desshalb auf dieser Insel keinen
einzigen Fisch erhalten, obgleich diese in dem dortigen
Meere zwischen den vielen benachbarten Inseln in zahlreicher
Menge vorhanden seyn müssen. Die Jagd des
Dugong kann nur in der Winterjahreszeit mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit des Erfolgs unternommen werden,
und zwar bloss während der Monate November und
December, wenn die alten Thiere ihr frisch geworfenes
Junge geleiten, oder im Februar und März, wenn die
Männchen der Begattung wegen einen hartnäckigen Kampf
mit einander führen. Man fangt diese Thiere durch das
Auswerfen kurzer, eiserner Harpunen, ungefähr auf dieselbe
Art, wie im nördlichen Europa der Fang der Walle
betrieben wird. Der Hauptzweck ihrer Jagd sind ihre
beiden langen Schneidezähne, die ein gesuchter Handels