
disch zu Massaua herrschen, und besonders für den Fremden
sehr verderblich sind.*)
Das Klima von Massaua ist wegen des geringen Wechsels
der Temperatur und Witterung im Allgemeinen nicht
ungesund; nur ist die anhaltend herrschende Hitze abspannend,
und macht eine grosse Massigkeit im Essen und
Trinken nöthig. In der Winter-Jahreszeit, December bis
April, fluctuirtg die Luft-Temperatur Morgens vor Sonnenaufgang
von 18 — 21° Röaumur, die grösste Tages-Wärme
gegen 8 Uhr Nachmittags'von 22 — 26°; so oft der Himmel
bewölkt war, betrug die ganze Temperatur-Variation im
Verlauf von vierundzwanzig Stunden meist nur einen Grad,
wie ich öfters im Februar und März beobachtete. In der
warmen Jahreszeit, Juli bis September, war die Luft-Temperatur
gegen Aufgang der Sonne 25 — 27° Und Nachmittags
gewöhnlich 5® hoher. In dieser Zeit ist bewölkter
Himmel eine grosse Seltenheit; dagegen bilden sich um den
Anfang des Octobers, wenn im innern Lande die Regenzeit
zu Ende ist, an der Küste öfters furchtbare isolirte Gewitter.
In der Regel weht in Massaua tagtäglich nach Mitternacht
bis Sonnenaufgang ein schwacher Süd-Westwind
vom Hochgebirge herab; am Tage aber hat der Wind
meist eine östliche Richtung. In Betreff des Einzelnen verweise
ich auf mein regelmässig geführtes meteorologisches
Journal.
Das Ufer besteht nördlich von Massaua, jenseit des Hafencanals,
aus einem horizontal geschichteten, zwölf Fuss
hohen Corallenfelslager; durch eine mehr nach Norden
gelegene Hafenbucht wird an diesem Theil der Küste eine
*) Ich sprach von diesem Fieber ausführlich in dem Berichte über
meine Reise nach Kordofan pag. 297.
Landzunge gebildet, die eine Viertelstunde breit ist, und
ehemals auf der Westseite durch einen Abfall der Terrasse
und eine Mauer vom übrigen Festlande abgesondert gewesen
zu seyn scheint, ln der Mitte desselben liegen die
Trümmer einer alten christlichen Kirche mit einigen grob-
kannelirten Säulenstücken aus compacter Lava*) und einigen
mit Kreuzen verzierten Capitälen, alles von sehr plum-
ber Arbeit. Die ganze Halbinsel, die von den Massauanern
E l G erar genannt wird, ist mit hohen Euphorbien-Sträu-
chen bewachsen, die den Namen Zana führen. Eine Stunde
nördlich von dieser Halbinsel befindet sich eine zweite
tiefe Bucht, welche den schönen Hafen C hor el D a h ali
bildet; und an der östlichen Uferspitze, der erwähnten
Landzunge gegenüber, liegt eine mahommetanische Grabkapelle,
S ch eik A b d e l K a d er genannt; dabei sind, unter
dem Gesträuch verborgen, mehrere tiefe, jetzt verfallene
Cisternen. Unmittelbar an der Einfahrt in den Hafen Chor
el Dahali erblickt man die Trümmer von zwei für Kanonen
eingerichteten Bastionen, vermuthlich aus einer Zeit
herrührend, als die Türken Angriffe von Seiten der Portugiesen
befürchten mussten, oder diese Massaua noch im
Besitz hatten. An mehreren Stellen des Meeresufers, nordwestlich
von Massaua, wuchert ein dichtes Gebüsch, dessen
immergrüne, fettglänzende Blätter denen des Kirschlorbeers
ähnlich sind; diese Pflanze (Avicennia alba Blum.)
heisst zu Massaua Sackerib und wächst nur an solchen Stellen,
welche täglich bei der Fluth von dem Meereswasser
überschwemmt werden. Dass in die Gegend von Gerar und
*) Valentia 8. Edition, Yol. 2, pag. 419, gibt diese Säulen irriger
Weise als aus schwarzem Granit bestehend an; eine Abbildung derselben
befindet sich auf Taf. 68 seiner Reisebeschreibung.
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