
lebt, und wegen der damals eingefiihrten geregelten Regierungsverwaltung
eine günstige Meinung von den- Europäern
überhaupt gefasst hatte. Von ihm erfuhr ich unter
anderem, dass Dahalak oft von Erderschütterungen heimgesucht
wird. Diese heissen daselbst theils Silsile, d. h.
die Ketten, vermuthlich wegen des hei Erdbeben gehört
werdenden Geräusches, theils Tiran el Dunia, d. h. die
Stiere der Welt, nach dem Volksglauben, dass die Erde
auf dem Rücken kolossaler Stiere ruhe, die zuweilen, von
der Last gedrückt, sich rütteln, und so die oscillirende
Bewegung derselben veranlassen. Bei den Bewohnern der
Küste des südlichen Theils des rothen Meeres geht die
Sage, Arabien habe früher mit Abyssinien eine ununterbrochene
Landschaft gebildet, durch ein grosses Erdbeben
aber sey dieselbe von einander gerissen worden und so
das rothe Meer entstanden. Dieses Ereigniss wird von
ihnen in die Zeit Mahomets verlegt, der ihrer Aussage
nach diese wunderbare Ländertrennung veranlasste, um
die heiligen Wallfährtsörter gegen die Einfälle der Abys-
sinier zu schützen. Mit Ausnahme des Letzteren stimmt
diese Sage durchaus mit dem überein, was der Physiker
bei der Betrachtung jener Gegenden als höchst wahrscheinlich
anzunehmen sich gedrungen fühlt. Auf einer mitten
zwischen Dahalak und Loheja gelegenen Insel, welche auf
den neueren europäischen Karten Gebel Teir oder Djebel
Tarr genannt wird, befindet sich ein noch thätiger Vulkan,
der zu Bruce’s Zeiten den Namen G e b elD o g h an führte;
auf dieser Insel findet sich viel natürlicher Schwefel, der
periodisch von eigens zu diesem Zwecke dahin segelnden
Barken eingesammelt wird.
Bruce sagt *), D ahai oder D el heisse in der Geez-
*) Vol. 1. pag. 417.
Sprache Insel, und diess sey die Wurzel des Namens Dahalak.
Let rönne vermüthet *), dass dieses Wort von dem Na men
der Diabeni herkomme, einer Völkerschaft, deren Philos-
torgus erwähnt.;. Mehemet Cheri sagte mir, das Wort Dahalak
sey durch Zusammenziehung der arabischen Wörter
D ar h alak entstanden und'bedeute so viel als die verödete
oder unfruchtbare Provinz, in Bezug auf den traurigen
Anblick, den die flachen Corallen-Inseln überhaupt
gewähren. Vermuthlich ist keine dieser Etymologieen die
richtige.
Da sich einige zweideutige Gerüchte über Unruhen,
die in Djetta ausgebrochen seyn sollten, verbreiteten, so
segelte ich am 13. Januar nach Massaua zurück, während
einer meiner europäischen Jäger noch vier Wochen länger
auf Dahalak verweilte, um einen zweiten Dugong zu kaufen,
welchen zu bringen ich die Danakil’s durch glänzende
Versprechungen zu bewegen gesucht hatte. Ich rechnete
sicher darauf, dass sie, mit Hintansetzung ihrer Privatfeindschaft,
sich mit der Jagd eines zweiten Dugong beschäftigen
würden; aber der Zufall wollte, dass der Kai-
makan von Massaua gerade um diese Zeit nach Dahalak
kam, um den mit der Perlenfischerei beschäftigten Schiffs-
eigenthümern eine ungewöhnliche Geldsteuer aufzulegen.
Dieser erliess alsbald die Verordnung, dass inskünftige
unter keiner Bedingung irgend ein Handel treibendes
Schiff bei Dahalak ankern dürfe, um so die Einwohner zu
zwingen, die Ausbeute ihrer Perlenfischerei nach Massaua
zum Verkaufe zu bringen, wobei der Kaimakan sicherlich
ein willkührliches Monopol zu seinem eigenen Vortheile
auszuüben beabsichtigte. In Folge davon kamen nun die
*) Journal des savants 1834. pag. 554. 17