
aus an das Ufer und von da nach den Wohnungen des
Orts trägt; es ist viel zweckmässiger, sie von Massaua über
den Hafencanal nach Gerar und von hier auf Kameelen
bis in den provisorisch zu beziehenden Hofraum zu Ar-
kiko (für welchen Dienst ich einen Viertel-Thaler für jedes
Kameel bezahlte) transportiren zu lassen. Ueberdiess, wie
über viele andere Dinge belehrten mich theils Hadgi Omar,.
theils meine neuen abyssinischen Reisegefährten, welche
mir auch die zur Reise bis zum Fusse des Taranta-Gebirgs
nöthigen Last-Kameele für je zwei ein halb Thaler verschafften,
während Salt für denselben Weg zehn Thaler
zahlen musste.
Auf Anrathen von Getana Meriam hatte ich drei abys-
sinische Diener gedungen, um sich auf dem ganzen Wege
bis nach Simen mit dem Bepacken und Abladen der in
Halai von mir zu erkaufenden Maulthiere zu beschäftigen,
jeden Abend Gras für dieselben einzusammeln, täglich
Holz und Wasser zu unserm Bedarf herbei zu tragen, das
Gepäck jedesmal durch gehöriges Zurechtlegen gegen Regen
zu schützen und abwechselnd während der ganzen
Nacht Wache zu halten. Das Letztere ist bei den abyssinischen
Handelskaravanen stets gebräuchlich, und geschieht
nicht allein aus Furcht vor Diebstahl, sondern auch der
reissenden Thiere wegen, die zuweilen die Lastthiere anfallen.
Meine eigene Reisegesellschaft bestand, ausser diesen
Dienern, noch aus einigen Kameeltreibern, zweiSchoho-
Führern, welche Dehlil heissen *), dem Träger des Korbs
mit Glaswaaren, dem Diener eines für mich gemietheten
*) Yon dem türkischen Wort Dekli, d. i. Reiter, weil früherhin
Reiter von der türkischen Besatzung jede Reisegesellschaft von Arkiko
bis an die abyssinischp Grenze begleiteten.
Maulthiers und dem Neffen des Naibs, und belief sich somit
auf vierzehn Menschen. Unsere ganze Karavane (hier
und in Abyssinien Kaffila genannt), bestand aus neun und
vierzig beladenen Kameelen, vierzig Maulthieren und Eseln
und mehr denn zwei hundert Menschen, welche theils
Kaufleute, theils Bediente derselben, theils endlich Lastträger
und Führer waren. In Friedenszeiten geht jedes
Jahr um diese Zeit regelmässig eine Handelsgesellschaft
von Arkiko ab, welche je nach der Zahl der mit dem
Passatwind aus Indien kommenden Schiffe mehr oder
weniger stark ist*).
Wir setzten uns am 29. April früh Morgens in Marsch,
und zogen in südlicher Richtung der Bergkette entlang,
welche ich auf meinem Wege nach Zula beschrieb, über
die zwischen ihr und dem Ufer liegende Fläche. Schon
nach l 2/ 3 Stunden lagerten wir uns in einer Niederung
Namens G a tra , wo einige Baumgruppen Schatten gewähren,
und das während der Winterregen durchgeströmte
Wasser eine gute Weide für die Lastthiere hervorgebracht
hatte; auch befinden sich nach Osten zu unfern der Küste
einige Brunnengruben, welche in dieser Jahreszeit einiges
Wasser haben. Das eigentliche Thal Gatra mündet südwestlich
von hier zwischen Glimmerschiefer-Hügeln; wenn
man eine kleine Viertelstunde in demselben aufwärts gehet,
so sieht man auf einen mächtigen, fünfzig Fuss hohen
Lävastrom, der hier sein Ende erreicht hat; ich hatte nicht
Zeit, seinen Verlauf bis dahin zu verfolgen, wo er muth-
*) Salt’s Bemerkung (pag. 221), dass seine nicht einmal aus hundert
und vierzig Menschen bestehende Reisegesellschaft mit zwanzig
Kameelen die zahlreichste sey, die seit der Ankunft der Portugiese«
im sechszehnten Jahrhundert die Küste von Arkiko verlassen habe, ist
also eine lächerliche Uebertreibung.