
grosse Mühe, die Thiere mir wieder zu verschaffen, und
nach einigen Tagen wurden sie mir denn auch durch die
Vermittelung eines Priesters, welcher dafür etwas Pfeffer
und blaue seidene Schnüre erhielt, wieder zugestellt.
In der Niederung des Wiesengrunds bilden mehrere
Wasserlaken einen Bach, der nach Südost zu abfliesst.
Nach dem Berichte der Eingebornen senkt sich ungefähr
in gleicher Richtung eine Reihe, von Thälern nach der
Küstenlandschaft bei Amphila-Bay hin, welche man von
hier' aus in drei starken Tagmärschen erreichen kann; man
lässt auf diesem Wege die bekannte grosse Salzebene im
Süden liegen, kömmt aber auf dem zweiten Drittel desselben
über eine andere Thalfläche, deren Boden mit dicken
Salzincrustationen ganz bedeckt ist. Diese sind jedoch
zerreiblich, und können daher nicht, gleich dem harten
Steinsalz jener Gegend, zum Gebrauch als Scheidemünze
benutzt werden.
Getaffa Meriam hatte mir Viel von -einer in der Nachbarschaft
entspringenden wunderbaren Quelle gesprochen,
zu welcher die Gläubigen zu wallfahrten pflegten, und die
nahe bei dem Dorfe G unna K um a gelegen sey. Wir
verabredeten daher einen Spazierritt nach dieser Quelle und
einer dabei erbauten Clause, welche mir dadurch interessant
ward, dass man mir bestimmt versicherte, ich würde daselbst
alte abyssinische Manuscripte finden. Der Weg nach jenem
Orte ging eine Stunde lang in südlicher Richtung den
Wiesengrund entlang, und hierauf eine halbe Stunde hindurch
direct westlich in einem von Thonschiefer-Schichten
umgebenen Thale. Diese Schichten sind von einer an
vierhundert Fuss dicken, senkrecht abgestutzten Sandstein-
Terrasse überdeckt, und in der halben Höhe der letzteren
befindet sich ein nur wenige Fuss breiter, fortlaufender Felsenvorsprung
mit einer Lettenschichte, die mit den horizontalen
Sandstein-Lagen parallel liegt, und vermuthlich
die ganze weite Felsenterrasse durchschneidet. Dadurch
dient dieselbe allem von oben her eindringenden Wasser
zum Sammelplatz, und veranlasst so die hier zu Lande
ungewöhnliche Erscheinung, dass mitten aus der senkrechten
Sandstein-Wand eine Wasserquelle entspringt, welche
dann eine Strecke lang an den Seiten der Bergwand auf
dem oben erwähnten Vorsprung der Terrasse hinfliesst.
An der Felswand hat man einen künstlichen Weg aus dem
Thale nach der schmalen Terrasse angelegt und an der
Quelle eine kleine Capelle erbaut. Diese besteht aus drei
hinter einander liegenden Abtheilüngen, deren Inneres
wieder durch zwei -Reihen dicker Holzpfosten in ein dreifaches
Schiff abgetheilt ist, obgleich das Ganze kaum zehn
Fuss Breite hat; zwei neben einander befindliche Tljüren,
welche mit Heiligenbildern von der rohesten Arbeit
beschmiert sind, führen von der Westseite her in das Innere.
Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass beinahe, jede,
abyssinische Kirche oder Capelle an ihrer Facade zwei
gleich grosse, dicht neben einander stehende Thüren hat,
sowie dass in dem Innern derselben jedesmal eine Art von
grossem hölzernem Sessel oder Throne angebracht ist, der
die Bundeslade der Israeliten vorstellt, und auf welchem
Brod -und Wein für das heilige Nachtmahl eingesegnet
werden. Dieser Sessel führt den Namen ManWer oder
Tabot, und ist überall in Abyssinien der Gegenstand der
grössten Verehrung.
Das Innere der Capelle, welches beinahe ganz finster
war, hatte gar keine besondere Verzierung; der Fussbo-
den war mit einer Art Streu bedeckt. In einer Ecke lagen
einige Folianten abyssinischer Manuscripte auf Pergament,