
Höhenverhältniss des Wasserspiegels zu dem Continente in
dem südlichen Theile um beiläufig fünfzehn Fuss, in dem
nördlichen um dreissig bis vierzig Fuss verschieden war.
War beides gleichzeitig? und worauf beruhte der Unterschied?
Ist der jetzige Zustand der Küste die Folge einer
partiellen gleichförmigen Hebung derselben, oder eine
Veränderung in dem Abstand der Meeresfläche von dem
Mittelpunct der Erde, bedingt durch eine kleine Veränderung
der Erdaxe ?
Da am 17. schwacher Süd-West-Wind wehete, so kamen
wirnur mitMüheum das VorgebirgRasMehamet herum
in den schönen Hafen Scherum el Aad^ dreiviertel Stunden
nördlich von dem Hafen Scherum el Moje gelegen,
den ich auf meinen früheren Reisen kennen gelernt hatte.
Beide Häfen bestehen aus einem bimförmigen, tief eingreifenden
Einschnitt in die Masse der so eben besprochenen
wagrechten Corallenfelslager, welche den Küsten-;
saum bilden. Aehnlich geformte Häfen finden sich häufig
die ganze Westküste des rothen Meeres entlang , und ihr
Entstehen muss eine gleichartige Veranlassung haben, deren
Ausmittelung eine interessante geologische Aufgabe ist.
Diese Häfen lassen sich nur gezwungen für von Vulkanen
erzeugte Spaltungen und Einsenkungen erklären, indem die
zunächst liegenderKüste aus vollkommen wagerechtenFels-
bänken bestehet. Sollten diese Buchten nicht durch das Ein-
fliessen von Süsswasser-Bächen entstanden seyn, die dem
Bau der Polypen eine Schranke setzen, als diese die benachbarten
, noch vom Meere bedeckten Felsbänke bildeten ?
Einigermassen scheint für diese Hypothese der Umstand zu
sprechen, dass gewöhnlich noch im Hintergründe dieser
Häfen periodisch ein Wasserabfluss mündet, welcher durch
eine thalartige Niederung von den fernen Höhen herabkommt.
Als wir am 18. Juli in der Frühe an der Südseite der Insel
Tyran vorbei segelten, blies, wie es gewöhnlich an jedem
Morgen der Fall ist, vom Meerbusen von Akaba her
ein heftiger Nordost-Wind, der besonders in der Nähe der
Berge von Tyran die Wellen stark peitschte ; das kleine,
unserm Schiffe .anhängende Boot füllte sich dadurch mit
Wasser und sank unter. Auf diese Windstösse folgte gegen
Mittag eine vollkommene Windstille, bei der aber die sehr
hochgehende See in Verbindung mit der ankommenden Fluth
starken Wellenbruch verursachte; das Schiff konnte dess-
halb bei der Unwirksamkeit der Segel nicht mehr in seiner
gehörigen Stellung bleiben, und so kam es, dass das untergesunkene
Boot, welches immer noch an einem Taue nachgeschleift
wurde, mehrmals durch den Stoss seines Schnabels
unser Schiff leck zu machen drohte. Dessenungeachtet
konnte sich der Capitain nicht dazu entschliessen, durch
Kappung des Taues das kleine Boot preis zu geben; im
Gegentheil vergrösserte er die Gefahr noch dadurch, dass
er das Segel einziehen liess, um das Boot herbeiziehen und
ausschöpfen lassen zu können. Es wird nie ein Araber das
Verhältniss zwischen einem zu bringenden kleinen Opfer
und der dadurch zu vermeidenden grösseren Gefahr aufzufassen
wissen; der Prädestmationsglaube macht ihn in allen
Dingen indiffex-ent.
Zu Mohila an der arabischen Küste, wo wir Abends spät
vor Anker gingen, lagen zwei kleine Schiffe für Souez in
Ladung. Sie nahmen Holzkohlen ein, welche hier für Rechnung
der egyptischen Regierung, theils gegen Geld, theils
gegen Getreide von den Arabern erhandelt werden, um sie
in Cairo in den Fabrikanstalten zu verbrauchen. Da keine
Concurrenz dabei stattfindet, so bezahlt die Regierung nicht
mehr als einen halben spanischen Thaler für eine Kameels