
von Mehemet Ali’s Plänen bewährt hatte, von diesem im
Jahr 1819 zum Statthalter von Mekka ernannt worden war,
dort aber nach einem Jahre — wie man versichert, an einer
Krankheit — starb.
In Egypten verbreitete man in Betreff Hassan Pascha’s
die Nachricht, dass er in Folge eines Sturzes vom Pferde sein
Leben verloren habe. Bei dieser Gelegenheit benahm sich
Mehemet Ali mit einer Schlauheit, die sein ausgezeichnetes
Talent im Behandeln der Menschen zu erkennen gibt. Um
die ganze Partei Hassan Pascha’s durch ein directes Interesse *
an sich zu fesseln, bewirkte er, dass der Neffe desselben,
AchmetBeg, der damals noch sehr jung war, vom Grossherrn
zumRang eines Pascha erhoben wurde, und wies ihm gleichzeitig
alle Einkünfte an, die Hassan Pascha in Egypten bezogen
hatte, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung,
dass derselbe alle Diener und sonstige Besoldete des Verstorbenen
mit Beibehaltung ihres ganzen Gehalts in seine
eigenen Dienste aufnehmen müsse. So wurden nicht allein
die Gerüchte über seinen Antheil an Hassan’s Tod unterdrückt
, sondern auch mancher feindlich oder zweideutig
Gesinnte durch die Rücksicht auf das eigene finanzielle Interesse
für Mehemet Ali gewonnen.
Ungefähr um die Zeit des Abmarsches Hassan Pascha’s
nach Candia, legte Ibrahim Pascha einen Beweis seines von
Natur leidenschaftlichen und rachsüchtigen Charakters ab,
indem er den obersten Verwalter der Staatseinkünfte, Malern
Ghali vor seinen Augen ermorden liess, und zwar, ohne
eine bedeutende äussere Veranlassung und, wie es scheint,
aus keinem ändern Beweggründe, als weil dieser Mann sich
nicht durch kriechend schmeichlerisches Betragen entwürdigen
wollte. Ich halte mich verpflichtet, bei Gelegenheit dieser
meiner historisch-politischen Darstellung hier und da
einige Flecken der Art, durch die der Charakter des Mehe-
met Ali und seiner Familie entstellt ist, aufzudecken, weil
sie in das Wesen der Individuen einen tiefen Blick thun
lsssGn» Mehemet Ali hatte sich durch die Expeditionen gegen
die Griechen, die Kriegszüge nach Senaar und Kordofan,
und die Sendung von Besatzungen nach Arabien fast aller
unzuverlässigen türkischen Miethtruppen entledigt, und
dabei dieselben immer auf das Emsigste durch Regimenter
ersetzt, die aus egyptischen Eingebornen gebildet, und auf
europäische Art disciplinirt worden waren. Bei der Aushebung
der Letzteren gehet man ganz willkührlich und wahrhaft
barbarisch -zu Werke; wenn man Rekruten bedarf, so
wird eine Ortschaft unerwartet mit Reitern umstellt, man
dringt ein, und greift die ganze vorhandene männliche Bevölkerung
auf; in Ketten werden dieselben nun in das Hauptquartier
geschleppt, daselbst die Untauglichen ausgeschieden,
und von den Uebrigen soviel behalten, als die Kopfzahl
beträgt, welche das Dorf zu liefern hat; dabei wird auf kein
Verhältniss Rücksicht genommen, mag einer der Vater hülf-
loser Kinder oder der Nahrung schaffende Sohn einer kränklichen
Mutter seyn, er muss Soldat werden, wenn er hierzu
tauglich ist. Der egyptische Bauernbursche hat einen entschiedenen
Widerwillen ge£en diese Versetzung in einen
ihm gehässigen Stand, obgleich nachher beinahe jeder, wenn
er einmal eine zeitlang in dem Lager zugebracht hat, an
dem dortigen Leben und der verhältnissmässig besseren Nahrung
mehr Gefallen findet, als an seinem früheren Vegetiren
als leibeigner Landbauer. Um sich dem Militairdienste zu
entziehen, wenden viele junge Leute die ärgsten Mittel an;
so sah ich z. B. sehr viele, die sich alle Schneidezähne des
einen Kiefers ausgerissen, oder den Zeigefinger der rechten