
bekannte Leidenschaft vi.eler Europäer für den Antikenhandel
dar. Drovetti, viele Jahre lang französischer Gene-
ral-Consul in Egypten, gewann durch denselben über eine
halbe Mill ion Franken; er fand aber späterhin einen thäti-
gen Concurrenten an dem englischen General-Consul Salt,
dessen Gewinn bei diesen Geschäften auch wirklich noch
weit grösser ausfiel. Die Jahre 1815 bis 1822 waren für diese
Schatzgräber die günstigste Zeitperiode; sie pflegten damals,
gleich wie die Schiffer in unbekannten Meeren neu
entdeckte Inseln durch das Recht der ersten Ankunft für
ihre Nation in Besitz nahmen, die einzelnen Schutthaufen
untergegangener Wohnstätten für den Zweck einer speciel-
len Nachgrabung so zu sagen mit Beschlag zu belegen;
und verächtliche Intriguen, entehrende Wortwechsel, ja
selbst Thätlichkeiten entstanden zuweilen zwischen diesen
Antiken-Jägern, veranlasst durch die verschiedene Auslegung
eines vorgeblich zu Gunsten eines Einzelnen ausgefertigten
Regierungsbefehls. Der grosse Geldgewinn, welchen
die meisten mit der Ausgrabung und dem Verkauf
egyptischer Alterthümersich befassenden Europäer machten,
bewog endlich Ibrahim Pascha, für seine eigene Rechnung
ähnliche Nachsuchungen anstellenzu lassen; da dieselben
aber wegen der theilweisen Ignoranz oder Unredlichkeit
der dabeiangestellten Personen den gehegten Erwartungen
nicht entsprachen, so liess man die Sache wieder fallen, und
führte nur den Gebrauch ein, dass fortan die Erlaubniss, Ausgrabungen
zu machen, nur als ganz besondere Vergünstigung
ertheilt ward. In ganz neuer Zeit (Ende 1833) hat man
aus dem Ausgraben der Alterthümer ein Monopol gemacht,
und dasselbe einer Association ertheilt, welche aus des Pa-
scha’s Handelsminister, dem bekannten Boghoss Beg, dem
englischen politischen Residenten, Obrist Campbell, und dem
französischen General-Consul, Herrn Mimaut besteht; diese
Gesellschaft allein hat jetzt die Erlaubniss, altertümliche
Trümmer auf ihre Kosten durchsuchen zu lassen; was aus-
serdem zufällig gefunden wird , gehört der egyptischen
Regierung.
In wie weit politische Rücksichten bei Ertheilung solcher
Vorrechte mitwirken, und ob Mehemet Ali damit namentlich
die schwächste Seite der Menschen, den Egoismus,
benutzen will, um einige fremde Staatsdiener persönlich
sich zu verpflichten, bin ich ausser Stand zu beurteilen.
Inder Art und Weise seines Benehmens gegen angesehene
Europäer überhaupt ist eine schlaue Politik nicht zu verkennen.
Alle Fremden von Rang und Einfluss, besonders
aber diejenigen Engländer, welche in Ostindien eine hohe
Stelle bekleiden,'werden bei ihrem Aufenthalt in Egypten
mit der ausgezeichnetsten Aufmerksamkeit behandelt, zuweilen
selbst mit einem an Verschwendung grenzenden
Luxus beherbergt. Die mit rein-wissenschaftlichen Nachforschungen
beschäftigten Reisenden aller Nationen ohne
Unterschied erhalten jede nur irgend wünschbare Erleichterung,
oder man legt ihnen wenigstens nicht die geringsten
Hindernisse in den Weg. Dabei versäumt Boghoss
Beg nicht leicht eine passende Gelegenheit (wenigstens W a les
so zur Zeit meiner Anwesenheit in Egypten) , Reisende
von einigem Ruf zu ersuchen, in ihren etwaigen Schriften
über Egypten möglichst vorteilhafte Berichte zu erstatten,
indem ja, wenn auch die Mittel, zu deren Anwendung die
jetzige Verwaltung gezwungen sey, unsern Ansichten über
Staatsverwaltung nicht entsprächen, doch dabei die von seinem
Herrn mit der angestrengtesten Thätigkeit verfolgte
Absicht nicht zu verkennen wäre, die egyptische Nation
durch Civilisation glücklich zu machen , und ihr zugleich