
setzte alle alten noch vorhandenen egyptischen Piaster ausser
Cours, und emittirte dagegen neue im Verhältniss von je
fünfzehn Stück auf einen spanischen Thaler, bei welchen
aber der Silbergehalt sich wie einundzwanzig zu eins verhielt;
ausserdem wurde eine ungeheure Menge kleiner Goldmünzen
gewissermassen zwangsweise in Umlauf gesetzt,
deren Gehalt gleichfalls um dreiunddreissig Procent unter
ihrem nominellen Werthe stand. Mehr als ein jüdischer oder
christlicher eingeborner Geldwechsler hat seinen Kopf verloren,
weil er gegen die willkürlichen Verordnungen der
Regierung handelte, und vielleicht einen einzigen Thaler
um eine Kleinigkeit höher einwechselte, als der festgesetzte
Werth war; aber solche Machtstreiche waren nöthig, um
dem schlechten Gelde einen Cours zu verschaffen. Diese
progressiven Verschlechterungen der einheimischen Münzen
verursachten natürlich vor allem den mit europäischen Waa-
ren handelnden Eingeborneh grosse Verluste, weil sie diese
Waaren in effectiven Thalern bezahlen mussten.
Endlich hat sich das Erpressungssystem Mehemet Ali’s
auch auf einige dem Anschein nach ganz unabhängig bleibende
Gewerbe ausgebreitet. So wurden zum Beispiel nach
und nach fast alle Privateigenthümer der grösseren Nilschiffe
durch gewaltsames Befrachten ihrer Barken zu willkührlicli
festgesetzten Preisen in grosse Verluste gebracht; dabei .
wurde ihnen überdiess die schuldige Fracht oft lange vorenthalten,
und dagegen die von dem Fahrzeug zu entrichtenden
Steuern mit Strenge eingetrieben; die Schiffe mussten dess-
halb häufig zu Spottpreisen verkauft, oder gewissermassen
freiwillig der Regierung überlassen werden, und auf diese
Weise sind viele Schiffe theils dem Pascha anheim gefallen,
theils um geringen Preis in den Besitz hochstehender Beamten
übergegangen, die sie durch ihren Einfluss gegen die
Wegnahme zumFrohndienste zu schützen vermögen. Ein
sehr einträglicher Industriezweig waren früher die Reismühlen,
besonders in der Umgegend von Damiatte, wo sie
in grösser Zahl angelegt waren; sie sind sämmtlich von der
Regierung weggenommen worden, und auch dieses Gewerbe
wird jetzt als ein Regal für des Pascha’s eigene Rechnung
betrieben. Die Mehlmühlen und Oelpressen dagegen wurden
so hoch besteuert, dass sie nun keinen Gewinn mehr
abwerfen. Selbst ein grösser Theil der Kameele, die zum
Verkehr zwischen Egypten und dem rothen Meere dienen,
gehören jetzt der Regierung, da die früheren Besitzerderselben
durch Requisitionen zum Behufe militairischer Expeditionen
und durch das gewaltsame Feststellen niedriger
Frachtpreise, grossen Theils zu Grunde gerichtet- wurden. )
Die Panegyriker der Regierung Mehemet Ali’s ergiessen
sich inLobpreisungen über die vielen Opfer, die er gebracht
habe, um Civilisation und wissenschaftliche Bildung in den
ihm untergeordneten Provinzen zu begründen und zu befördern.
Und in der That, Niemand, der einige Zeit in Egypten
*) Für ein Kameel, welches eine Ladung von beiläufig fünfhundert
egyptischen Pfunden (jedes zu zwölf. Unzen) von Kenne am Nil
nach dem Hafen Corseir, d. h. vierzig Wegsstunden weit trägt, bezahlt
die Regierung dem Eigenthümer einen Miethlohn von neun egyptischen
Piastern, oder nach dem jetzigen Geldcours (1834) von etwas weniger
als einhalb span. Thaler. Ist eine Rückfahrt in Corseir vorhanden, so
bezahlt die Regierung dieselbe mit drei Piaster oder beiläufig einsechstel
Thaler für jede Kameel-Ladung. Die Reise vom Nil nach Corseir
und wieder zurück erfordert einen Zeitaufwand von acht Tagen, und da
sich auf dem ganzen Wege gar nichts zur Fütterung der Lastthiere
findet, so muss der Eigenthümer mit jenem Gelde eine Woche lang
die Unterhaltung des Kameels und seines Treibers bestreiten. Was
bleibt also für ihn selbst als Gewinn oder zur Deckung zufälliger Verluste
übrig?