
Unsere Abfahrt wurde auf den 8 . September festgesetzt,
und zwar desswegen, weil diess ein Donnerstag war, und
die Mahommetaner das tief eingewurzelte Vorurtheil haben,
dass eine längere Reise nur an diesem Tage oder Montags
unter glücklichen Auspicien angetreten werden könne. Bis
Gomfuda, wo wir am eilflen in der Frühe anlangten, bot die
Fahrt nichts besonders Merkwürdiges dar. Wir steuerten
in dieser Zeit bei Tage immer in ziemlicher Ferne von
der ganz flachen Küste, von welcher wir desshalb fast gar
nichts sahen. Dessen ungeachtet gab der ruhige Spiegel
des Wassers zu erkennen, dass noch grosse Klippenbänke
uns westlich vom offenen Meere trennten, wie auch unser
Pilote bezeugte; übrigens erhebt sich von diesen Corallen-
untiefen keine zu einer einigermassen ansehnlichen Insel.
Am ersten Tage der Reise hatten wir Vormittags bei ganz
heiterem Himmel schwachen Nordostwind; am 9. September
wehete bis zehn Uhr Morgens ein frischer Wind von Osten
her, dann drehte sich derselbe, allmählich an Stärke abnehmend,
nach Südwest und West, und nach drei Uhr trat
gänzliche Windstille ein; wir konnten keinen Hafenplatz
erreichen, und übernachteten desshalb fern von der Küste
an einer kleinen unbenamten Sandbank, etwa anderthalb
Grad südsüdöstlich von Djetta. In der Nacht überzog sich
der ganze Himmel mit Wolken, es donnerte und blitzte
stark im Osten, und auch auf unserm Ankerplatz fiel etwas
Regen. Die gleiche Reihenfolge in der Richtung der Winde
und den Erscheinungen am Himmel zeigte sich am folgenden
Tag, der uns bis ziemlich nahe vor G om fuda
brachte, wo wir am eilften Morgens mit frischem Nord-
westwind einliefen.
Diese Stadt ist seit meinem letzten Hierseyn im Frühjahr
1827 mehr und mehr in Verfall gerathen. Sie liegt in
einer weiten, sandigen Fläche, aus welcher östlich in sechsstündiger
Entfernung ein hoher , steiler Gebirgszug sich
erhebt. Gomfuda bildet ein grosses Viereck und ist von
einer fünfzehn Fuss hohen Mauer eingeschlossen, die an
mehreren Stellen eckige', mit Kanonen besetzte Tbürme,
gleich denen zu Djetta , und auf der Nord-, Süd- und
Westseite Thorwege hat. Nur ein Theil des eingeschlossenen
Raumes enthält Gebäude. Von diesen sind die dem
Hafen zunächst gelegenen niedere, einstöckige Magazine
von Stein, mit flachen Dächern versehen und unregelmässig
an einander gereihet; sie bilden den eigentlichen Bazar,
und die Strassen derselben sind alle durch Uberliegende
Strohmatten gegen die Sonne geschützt. Die eigentlichen
Wohnungen bestehen durchgehends aus langen Stangen,
die nach der Art u n s e r e r Käfige in Parallelogramm-Form
zusammengefügt, mit einem in dichter Masse angebundenen
binsenartigen Gras bekleidet und ausgefüttert sind und von
einem Giebeldach bedeckt werden. Alle haben keine andere
Ofeffnung, als eine Thür von Flechtwerk, und sind im
Innern durch einige Rohrdecken oder Binsenw ände in mehrere
Räume abgetheilt. Eine sieben Fuss hohe, aus Reisern
bestehende Wand umgibt eine oder mehrere dieser durch
dichten Schatten kühlen, aber der Feuersgefahr sehr ausgesetzten
Hütten, und bildet einen Hofraum. Die Stadt
hat einige ganz unansehnliche Moscheen, welche sich von
den beschriebenen aus Stein gebauten Magazinen nur durch
ein kleines Thürmchen unterscheiden. Ebenso unscheinbar
ist die im südwestlichen Winkel der Stadt liegende Wohnung
des Gouverneurs. Ehemals wurde hier ein ziemlich
lebhafter Kleinhandel betrieben, indem die Krämer von
Gomfuda die ganze Bevölkerung der im Osten gelegenen
Gebirirs-Provinz Asir mit allen Luxusbedürfnissen, abys- 12