
Ich wandte mich desshalb später, im Jahr 1836, mit der
nämlichen Bitte an den bekannten äthiopischen Sprachforscher,
Herrn J. P. P la tl zu London, konnte aber auch
von ihm nichts Genügendes erlangen. Eben so erging es
mir bei dem durch seine ausgezeichneten Forschungen über
die äthiopischen Codices des Propheten Enoch so berühmt
gewordenen Herrn Kirchenrath H offm ann in Jena. Endlich
schickte ich zu vier verschiedenen Malen mehrere
Abdrücke dieser Inschriften an die in A dow a befindlichen
Missionare des evangelischen Missionsvereines, mit der
dringenden Bitte, die von mir gefertigten Abschriften an
Ort und Stelle mit der Original-Inschrift zu vergleichen,
und mir vermittelst einiger dazu tüchtigen Abyssinier eine
Uebersetzung derselben fertigen zu lassen, indem alle
meine seitherigen dessfallsigen Bemühungen fruchtlos gewesen
wären. Allein ich erhielt von jenen Missionaren
bis dato keine Antwort.
Mir liegt um so mehr daran, durch eine Bekanntmachung
dieser Inschriften die Aufmerksamkeit der Gelehrten
und späterer wissenschaftlicher Reisenden, die nach
Abyssinien gehen, auf dieselben zu lenken, weil ganz unerklärlicher
Weise Herr G o b at, der doch so lange bei
Axum verweilte, von ihrer Existenz nichts gewusst zu
haben scheint, wenigstens in seinem Berichte über Abyssinien
(Basel 1834) sie gar nicht erwähnt. Dass weder die
Herren Combes und Tamisier, noch Herr v. Katte dieser
höchst wichtigen historischen Documente irgend eine Erwähnung
thun, hat mich weniger gewundert.
Forschungen über die Landesgeschichte hatte ich mir
während meines Aufenthalts in Abyssinien zu einer meiner
Hauptaufgaben gemacht, und ich schmeichle mir, in dieser
Beziehung interessante Notizen gesammelt zu haben, welche
ich in dem zweiten Bande meiner Reise mittheilen werde.
Ausser vielen genauen mündlich eingezogenen Nachweisungen
beruhen dieselben auf meinem Studium von sieben
Landeschroniken, die ich in Abyssinien acquirirte und mit
nach Europa brachte. Ich war ausserdem so glücklich, auf
meiner Reise mehrere höchst merkwürdige alt-abyssinische
Goldmedaillen erkaufen zu können, die mir für einige
Puncte der Geschichte des Landes interessante Belege
lieferten. Andere alte abyssinische Münzen müssen sich
in europäischen Sammlungen vorfinden. A lv arez erwähnt
in seiner Beschreibung von Axum Goldmünzen, welche
daselbst gefunden wurden *) ; S c a lig e r spricht in seinem
Comput. Ecclesiae Aethiop. lib. VII. von einer Münze
mit der Aufschrift aßaorjuov, und von einer ändern, auf
der das Wort A E O TM E ITJ2N stehe; und wenn ich mich
recht erinnere, so sagt auch P e a re e , dass er antike abyssinische
Münzen zu A xum erhalten habe; wenigstens sah
ich 1817, als ich zum ersten Mal in Egypten war, dergleichen
von Kupfer, die er gerade damals dem Herrn
S a lt zugeschickt hatte; was aber aus denselben geworden
ist, konnte ich trotz aller Bemühung nicht erfahren: S al t
ist längst todt, P ea rce ist gleichfalls gestorben, und weder
in London noch in Alexandrien wusste irgend Jemand,
so Viele ich auch darum befragte, mir etwas über das
fernere Schicksal dieser Medaillen zu sagen.
Ich wage daher hiermit die dringende Bitte an jeden
Gelehrten, der über abyssinische Münzen irgend eine Auskunft
geben kann, mir eine Mittheilung darüber zu machen,
und in diesem Falle mich so bald als möglich damit zu
erfreuen, damit ich die mitgetheilte Notiz noch vor dem
*) Alvarez, wahrhafter Bericht etc. Bisleben 1566. pag. 162.