
dort ward derselbe nach Constantinopel abgeführt, wo ef
nebst mehi eren seiner Unglücksg'efährteri enthauptet wurde.
Uebrigens ist durch das tragische Ende dieser Häuptlinge
und durch die Zerstörung der Stadt Dreiah keineswegs die
auf religiöse Dogmen gegründete Partei der Wehabiten
vernichtet worden; sie ist nur eingeschüchtert durch die
Energie, welche Mehemet Ali und seine Generäle im Krieg’e
gegen sie entwickelten, und in Folge der Verräthereien,
welchen beleidigter Ehrgeiz den Weg gebahnt hatte, und
durch die das gegenseitige Vertrauen unter ihnen schwand
Dem mächtigen Einflüsse der Gegenwart nachgebend, scheinen
die Wehabiten ruhig einen günstigen Zeitpunkt abwar-
ten zu wollen, wo sie die durch die Türken erlittene Schmach
tilgen und reichlich vergelten könnten.
Ibrahim Pascha kehrte gegen Ende des Jahres 1819 nach
Cairo zurück, wo er als der Besieger der Gegner des unveränderten
mahoinetanischen Glaubens eine Art Triumph-
Einzug hielt. Das durch den Glanz jener Waffenthaten zunehmende
Ansehen und die dadurch vergrösserte politische
Macht der Familie Mehemet Ali’s mussten nothwendiger
Weise die Eifersucht und das Misstrauen des Divans von
Constantinopel gegen sie vermehren, obgleich man diese
Gesinnungen hinter schmeichlerische Lobsprüche und wenigsagende
Ehrenbezeugungen zu verstecken suchte. Auch des
Pascha’s ehrgeizige Pläne erheischten, dass er mit dem Sultan
in scheinbar gutem Einverständniss blieb; er betheuerte daher
fortwährend, dass Alles, was er thue, nur in dem Interesse
des Grossherrn geschehe, schickte regelmässig den schuldigen
Tribut ein, und begleitete ihn stets mit so reichen Geschenken,
dass zu keiner Periode die Pforte grössere Geld- und
Naturaliencontributionen von Egypten erhielt, als gerade
damals, als dessen Statthalter ernstlich an eine politische
Trennung vom türkischen Reiche dachte. Viele zufällige
Ereignisse kamen diesen Plänen ungemein zu Statten; der
sich in die Länge ziehende Kampf zwischen dem Grossherrn
und dessen rebellischen Vasallen, dem bekannten Ali Pascha
von Janina , insbesondere aber die Schilderhebung der
Griechen sicherten Mehemet Ali vor einem directen Angriff
von Constantinopel aus, dem er damals um so weniger gewachsen
war, da die ganze Kriegsmacht, die er in diesem
Falle zu seiner Verteidigung hätte gebrauchen, können,
in türkischen Miethsoldaten bestand, deren wandelbarer,
nur von materiellem Interesse geleiteter Sinn ja bekannt ist.
Mehemet Ali entwarf nun vor allem den Plan der Eroberung
und bleibenden Besetzung der südlich von Egypten
gelegenen Provinzen, und auf den Erfolg dieses Kriegszugs
basirte er, wie es scheint, alle seine weiteren ehrgeizigen
Pläne. Zugleich konnte er bei diesem Unternehmen
sich eines Theils der ihm lästigen unruhigen türkischen
Miethsoldaten entledigen, und dagegen hoffen, aus dem
Lande der freien Neger eine grosse Masse von Sklaven zu
beziehen, aus denen sich regelmässig organisirte und auf
europäische Art eingeübteMilitaircorps bilden Hessen, nachdem
ein ähnlicher Versuch beiden türkischen Truppen (im
Jahr 1S15)-gänzlich missglückt war. Ausserdem hatte er
dabei die Absicht , die reichen Goldminen aufzusuchen,
welche das Gerücht in den Provinzen südlich von Senaar
und Kordofan existiren liess. Dass er sich aber dadurch für
den Fall eines siegreichen Angriffs von Seiten des Grossherrn
einen Rückzugsort hätte sichern wollen, war wahrscheinlich
nur ein ganz untergeordneter Gedanke, sowie die
öffentlich ausgesprochene Absicht seiner Expedition, nämlich
die unbedeutenden Reste der nach Dongola geflüchteten
Mammelucken zu vernichten, und den durch seine Minister