
Scheik Abd el Kader die Ruinen der alten Stadt Saba
zu versetzen sind, ist mir aus folgenden Gründen sehr
wahrscheinlich. Strabo bemerkt nämlich, dass der Hafen
Saba bei einem nach den Elephanten benannten Jagdplatze
liege. Nun liegt aber der Flecken Arkiko, dessen ursprünglicher
Name bei den Eingeborenen Dogena ist,*) anderthalb
Stunden südlich von Gerar. Der Elephant heisst
in der Sprache von Adelj (östlich von Abyssinien) und
in der Amhara-Sprache, die um den grossen Dembea-See
im westlichen Abyssinien gesprochen wird, Doggen oder
Zogene**), und bekannt ist es, dass alljährlich noch jetzt
Elephanten über die abyssinischen Berge her in diese
Gebend kommen. Vielleicht ist auch der Name Massaua
oder Massawa eine Verstümmelung des einen Hafen des
Alterthums bezeichnenden Wortes Saba oder Sabat, wie
Ptolemäus denselben nennt; denn dibser Autor versetzt den
Hafen Sabat an den Anfang des adulitischen Busens, und
im Hintergründe des südlich von Massaua gelegenen Meerbusens
von Anesley, welches jener adulitische Busen ist,
liegen die Ruinen von Adulis, wie ich bei der Beschreibung
meiner dahin gemachten Excursion näher angeben
werde. Bruce’s, auf dem Umstande, dass der Hafencanal des
alten Sebasticum Os schmal genannt wird, beruhende Müth-
massung, Massaua sey dieser Ort***), scheint mir sehr problematisch,
zumal da der Hafen von Massaua höchstens
*) Von allen neueren Schriftstellern führt nur Forskäl, auf der
kleinen, seinen Descriptiones Animalium beigegebenen Karte, diesen
Namen an.
**) Salt’s Appendix Nro. 1 pag IX, Wörterverzeichniss des Adaiel,
wo Elephant Da-canoo benannt wird; Ludolf Lib. 1. Gap. 10, 70, nennt
den Elephanten in der Amhara-Sprache Za-go-ne.
***) Bruce Vol. 3, pag. 1.
in Beziehung qjif grosse europäische Schilfe schmal heis-
sen kann.
Westlich von Massaua, in der geringen Entfernung von
kaum dreihundert Schritten, liegt die flache Insel D oalhut,
die unbewohnt ist; sie dient zur Begräbnissstätte für die
in Massaua sterbenden abyssinischen Christen, und auch
Doctor Hemprich wurde daselbst im Jahr 1825 beigesetzt.
Gerade südlich von Massaua liegt, in viertelstündiger Entfernung,
eine andere Insel, Namens S eid S ch eik , mit
einem Heiligengrabe, nach welchem, wie ich oben erwähnte,
oft nächtliche Wallfahrten gemacht werden; hierhin werden
auch die an den Blatterrt erkrankten Bewohner gebracht,
um sie ausser Berührung mit den Gesunden zu halten.
Ebenfalls im Süden von Massaua, im Hintergrund des Meerbusens,
liegt auf flachem, sandigem Gestade und ungefähr
fünf Minuten von der Küste entfernt, das Städtchen Arkiko.
Sein ehemaliger Name ist Dogena, der jetzige aber ist
schon seit mehr als zweihundert und achtzig Jahre, d. h.
schon seit der Zeit vor der Invasion der Türken, im
Gebrauch; denn er findet sich schon in Oviedo’s Missionsbericht.*)
Die um jene Zeit hier in Garnison gelegten
türkischen Soldaten erbauten ein mit starker Mauer und
Eckthürmen versehenes, viereckiges Castell und einen
anliegenden Mauerwall, der einen geräumigen Platz für
die Wohnungen der Soldaten und die nöthigen Pferdeställe
umfasste. Jetzt liegen beide Werke ganz in Trümmern,
und um diese herum stehen die grossentheils aus
Binsengras verfertigten Wohnungen der heutigen Einwohner
von Arkiko. Die Anzahl dieser mag sich auf tausend
Köpfe belaufen. An der Südseite des Orts ist ein beinahe
*) Oviedo loco citatb pag. 358; er schreibt Arquicho.