
drei Viertel Stunden direct südlich, um uns bei der kleinen
Capelle G etan a M aherat zu lagern, an deren Fuss, in
der Tiefe des Thals, der starke Bach O h aB eadM eriam
von Westen nach Osten zu fiiesst; dieses Flüsschen ist
voller kleiner Fische, und an seinen Ufern befinden sich
viele Gruben, die nach der Versicherung der Eingebor-
nen von einer Art Fischotter, hier Dschari genannt, gegraben
seyn sollen.*)
Beim Weitermarsch am 23. Mai war unsere Wegsrichtung
anderthalb Stunden lang südsüdöstlich. Die meist
bergige Landschaft bestand aus Thonschiefer, der von Sandsteinlagern
überdeckt war, und fiel nach Osten zu etwas
ab, so dass die Wasserscheide uns immer im Westen lag.
Die Gegend war ohne allen Anbau und meist mit niederem
Gebüsch bedeckt; der mitunter sehr beschwerliche
Weg ging anfangs steil bergauf, lief später in südwestlicher
Richtung sich drehend, einen höhern Feldhügel entlang,
welcher auf der Grenze zwischen den Provinzen
Agame und Akalokasai liegt, und führte uns dann in Wiesengründe
hinab, die von ziemlich hohen- Bergen begrenzt
waren und einzelne schöne Baumgruppen hatten. Wir
lagerten uns unterhalb des grossen Dorfes Soruxo, welches
der ganzen Gegend den Namen gibt, nachdem wir von
Getana Maheret an in Allem nur drei Wegstunden zurückgelegt
hatten. Die meist sehr kurzen Tagemärsche der
Handelskaravane, welche durch die schweren Ladungen
der Thiere bedingt werden, sind für einen Europäer, der
rasch vorzudringen wünscht, und nur bei längerem Ver-
*) Pearce' Yol. 2, pag. 34, beschreibt dieses Thier ziemlich genau*
ohne jedoch dessen Landesname anzugeben ; mir selbst ist dasselbe
während meines Aufenthalts in Abyssinien nie vorgekommen.
*
weilen an einzelnen passenden Stellen seinen Zweck zu
erreichen vermag, eben nichts Angenehmes; aber bei den
zur Zeit meiner Reise obwaltenden politischen Verhältnissen
des Landes musste ich mich schon glücklich schätzen,
dass ich mich nur an eine Karavane eingeborner Handelsleute
hatte anschliessen, und so meine Reise nach Abyssinien
möglich machen können. Die Bewohner des hiesigen
Districts waren seit Jahren von dem Kriege verschont
geblieben, und desshalb, wie es schien, reich an schönen
Viehherden, aus denen wir uns denn auch einige Stück
zu billigen Preisen auswählten. Der wirklich üppige Wiesenwuchs
der Thäler war Schuld, dass wir auch am folgenden
Tage (24. Mai) nur zwei Stunden, und zwar in
südsüdwestlicher Richtung, marschirten. Wir lagerten
uns zwischen einer Gruppe kleiner Dörfer an einer in der
Thalniederung O m feito gelegenen Wasserlake, von wo
aus ebenfalls eine gangbare Strasse längs des Bettes eines
Bergwassers nach dem Amphila-Busen führt, die 2l/ 2 Tagmärsche
lang seyn soll. Der einzige Grund, warum die
abyssinischen Handelsleute bei ihrem Verkehr mit Arabien
den Weg über Amphila nicht dem über Massaua vorziehen,
ist der gegenwärtige gänzlich gesetzlose Zustand,
in welchem die Nomaden jenes Theils der Küste leben.
Diese erlauben sich jede Art von Willkühr gegen Fremde,
und werden von den Bewohnern von Arkiko und Massaua
selbst zu Erpressungen und Plünderungen geradezu
angereizt, damit ja keine mit ihnen rivalisirende Ansiedelung
zu Amphila aufkäme, indem diess den Ruin jener
beiden Ortschaften zur nothwendigen Folge haben würde.
Der im verflossenen Jahre ermordete Detjatsch Sabagadis,
der nach der Alleinherrschaft des ganzen Landes Tigré
strebte, hatte die Wichtigkeit einer directen Verbindung
2 2 *