
derts aber unterblieb in Folge der ausbrechenden Kriege
diese so nützliche und nothwendige Maasregel. Mehemet
Ali Pascha hat das Verdienst, die Sache wieder in Gang
gebracht zu haben, wiewohl in einer von der früheren verschiedenen
Weise. Jener in hohen, dünenartigen Hügeln
aufgehäufte Schutt wird nämlich nicht mehr Nil-abwärts
gebracht, sondern über die zunächst gelegene Fläche der
Landschaft ausgebreitet. Diese wird dadurch freilich gleichförmig
um mehrere Fuss erhöht, und somit für die gewöhnlichen
Nilüberschwemmungen unerreichbar gemacht; statt
dessen bewässert man sie aber jetzt künstlich durch zahlreiche
hydraulische Maschinen. Auf diesen Feldern sind
Pflanzungen von Maulbeer- und Olivenbäumen angelegt
worden, die dem Anscheine nach sehr gut gedeihen; zwischen
denselben bauet man Gartengewächse, und die
verschiedenen Abtheilungen werden mit Akazien-Hecken
umgeben— alles auf Kosten und für Rechnung der Regierung.
So wurde im Verlauf von zehn Jahren ein grösser
Theil der Schutthügel zwischen Boulak, Alt-Cairo und der
eigentlichen Stadt Cairo abgetragen, und an ihrer Stelle
findet man jetzt den gartenähnlichen Anbau der erwähnten
Bäume, der aber leider nur so lange foftbestehen kann; als
die unumgänglich nöthige künstliche Bewässerung regelmässig
statt findet. Der Nutzen dieser Veränderung für den
allgemeinen Gesundheitszustand von Cairo wird bleibend
seyn; die Baumpflanzungen dürften aber leicht bei irgend
einem Regierungswechsel das Schicksal jener Alleen erleiden,
die einst von den Franzosen an einigen Punkten der
Stadtumgebungen -angelegt worden waren, und die später
das Volk aus Rache vernichtete.
Die sehr vielen Bauten, welche in und um Cairo theils
als Luxusgebäude, theils als Fabrikanstalten in den letzten
achtzehn Jahren errichtet wurden, bringen durch ihre schmuk-
ken weissen Wände,'ihre bunt verzierten Fenster und die
sie umgebenden Gärten einen Eindruck von WAhlstand
hervor, der mit dem allgemeinen Zustand der Einwohner
auffallend contrastirt. Mehemet Ali, welcher bei seinen Anhängern
die Idee zu beseitigen wünschte, dass sein Streben
nach unabhängiger Herrschaft vorübergehend und daher
auch ihre Stellung ganz precair sey, suchte dieselben durch
die Bande des directen Interesses an Egypten zu fesseln,
und nöthigte desshalb gewissermassen jeden Beamten, der
eine höhere Stelle begleitete, sich eine eigene neue Wohnung
zu bauen. Diese Häuser sind indessen ebenso wie die
zu Alexandrien vonleichter Bauart; manche derselben liegen
bereits wieder in Verfall, und ich wäge selbst zu behaupten,
dass die meisten von ihnen nach ferneren achtzehn Jahren
sich nicht mehr in einem brauchbaren Zustände befinden
werden. So charakterisiren denn auch diese Machwerke in
dem Ausdruck der Uebereilung und trügerischen Oberflächlichkeit,
den sie an sich tragen, den Geist der Regierung,
welchem sie ihr Dasein verdanken. Die ehrwürdige Solidität
und wirklich geschmackvolle Bauart, die man an den
Hallen der alten Paläste der Citadelle und mehrerer grossen
Moscheen bewundert, finden heut zu Tag nirgends irgend
eine Art von Nachahmung; ja man denkt nicht einmal an
ihre Erhaltung, sondern reisst sie vielmehr zum Theil nieder,
um auf bequeme Weise Material für neu zu errichtende
Flitterbauten zu erhalten. Eben so wurde unter der jetzigen
Regierung auch in ändern Gegenden Egyptens eine
bedeutende Anzahl grossartiger älterthümlicher Monumente
zerstört, und zwar manchmal bloss , in der Absicht, sie zum
Kalkbrennen zu verbrauchen *).
*) Siehe Champollion lettres sur I’Egypte, Paris 1833. pag. 453.