
tödteu sollen. Die Einwohner besitzen einige Kameele,
sehr viele Ziegen und einige elende Esel, und in jeder
Wohnung finden sich einige Hühner. Ackerbau wird nirgends
getrieben; dagegen bereitet man aus der Milch der
Ziegen ziemlich viel guten Käse, und verfuhrt ihn selbst
bis nach Massaua zum Verkauf. — Die Mitte der Insel ist
durchaus mit Strauchwerk und Dornbäumen bewachsen.
Die ganze Bevölkerung der Insel mag sich auflSOO Köpfe
belaufen, die in nachstehenden zehn Ortschaften wohnt:
Dahalak Kebir, Nuchra, Gimhele, Dasoger, Delbischet,
Gembeba, Ubari, Salahö, Dumhole und Adel; letzteres
liegt am weitesten nach Osten zu, Dasoger dagegen im
westlichsten Theile der Insel. D ahalak K eb ir, am Südwest
Ufer gelegen, ist die grösste Ansiedelung. Ganz nahe
bei derselben sind fünfzehn schöne gewölbte und innerhalb
mit Stuck überzogene Cisternen in den Felsboden
gehauen; Kinnen, welche die Umgebung derselben durchkreuzen,
führten ihnen das Regenwasser zu. Sie sind das
Werk einer schon vor mehreren Jahrhunderten von hier
verschwundenen civilisirten Bevölkerung. Gegenwärtig ist
das Wasser dieser Cisternen wegen ihrer Unreinlichkeit
ganz unbrauchbar. Ein etwas weiter nach Nordwest gelegener
grösser Platz mit Gräbern enthält mehrere Capellen
in elegantem saracenischem Baustyl aus dem dreizehnten
Jahrhundert, und viele, grossentheils aus schwarzem Syenit
bestehende Grabsteine mit sauber gearbeiteten Inschriften
in kufischen und modernen arabischen Lettern. Die der
ersteren Schrift sind am zahlreichsten. Niemand von den
jetzigen Einwohnern kann das Kufische lesen, und diese
behaupten, dass die in demselben abgefassten Inschriften
in der Schrift der Farsi, d. h. der Perser, geschrieben seyen.
Auf einem mit arabischen Lettern beschriebenen Grabsteine
stand, dass N. N., der Sohn von N. N., am fünften des Monats
Schaban im Jahre der Hedgra 603 im Bender Dahalak
gestorben sey. Uiä jene Zeit also hatten bereits die noch
jetzt hier gebräuchlichen arabischen Schriftzüge das alte
Kufische verdrängt *), und die Ansiedelung hiess schon
Dahalak. Das Syenitgestein dieser Grabmäler ist von den
benachbarten abyssinischen Küstengebirgen hierher gebracht.
Lord Valentia liess bei seiner Anwesenheit im Jahr
1805 mehrere derselben wegnehmen **); diese Art von
Raub machte auf die hiesigen Bewohner einen sehr schlimmen
Eindruck, und über den muthmasslichen Beweggrund
dazu erzählten sie mir die lächerlichsten Dinge. Aehnliche
Grabsteine und Wassercisternen sollen auch beim Dorfe
D um holi öeyn. Hier und in Dahalak Kebir werden zuweilen
im Schutt Goldmünzen mit kufischen Inschriften
gefunden, von denen man aber aus Aberglauben mir keine
zeigen wollte. Die Bewohner der Insel, von denen alle
diese Ueberreste herrühren, waren vermuthlich ausschliesslich
arabische Mahommetaner, die mit dem Innern von
Afrika und namentlich mit Abyssinien in Handelsverkehr
standen, so lange noch die ganze benachbarte westliche
Küste des rothen Meeres von Christen bewohnt war; die
Insel scheint dadurch einen blühenden Zustand gehabt zu
haben, die Unterwerfung von Massaua unter türkische
*) Herr Haughton, Seeretair der asiatischen Gesellschaft in London,
hat im Band 2 der Transactionen dieser Gesellschaft, pag. 573 die
Uebersetzung eines kufischen Grabsteins von Dahalak mitgetheilt, in
welcher es heisst : „Dieses ist das Grab derFatime, Tochter des Schneiders
Muhamet, begraben am Sonntag den 11. Muharrem, im Jahr der
Hedgra 439.“ (6. Juli 1047 n. Ch.)
**) Zwei derselben sind in seiner Reisebeschreibung auf Taf. 31
und 32 abgedruckt.