
Summe, welche sie an Zollgebühr in einem Jahre zu entrichten
haben, vorauszubezahlen. Da der gewöhnliche jährliche
Zins in jenen Ländern bei Capitaldarleihen zwölf bis
vierundzwanzig Procent beträgt, die Regierung aber bei
solchen Vorauszahlungen keine Interessen vergütet, so ist
diese durch zufällige Umstände veranlasste Maasregel stets
sehr drückend.
Wenn die Pilger und die indischen Handelsflotten Djetta
verlassen haben, so ist der Handel und der Erwerb der Einwohner
überhaupt von wenig Belang. Im Sommer, wo die
Luft-Temperatur den ganzen Tag über sehr warm ist, bringt
jedermann die Zeit von 12 bis 3V2 Uhr Mittags in einem
dunklen Gemache des Hauses zu, um der Ruhe zu pflegen.
Viele Geschäftsleute halten diese Siesta in der Thorhalle
des Hofraumes, und hier empfangen sie auch die Besuche,
indem sie dadurch den Vortheil haben, zugleich alles, was
ein-und ausgeht, beaufsichtigen zu können. Da die meisten
Magazine unfern der Hauptstrasse hinter dem Zollgebäude
sich beisammen befinden, so hat man in dieser Localität
auch Gelegenheit, den Detailverkehr der Stadt zu beobachten.
Viele reiche Kaufleute, obgleich sie oft für grosse Summen
Einkäufe und Versendungen machen,haben doch in dpr
Regel nicht einmal einen gewöhnlichen Schreiber in ihren
Diensten, sondern besorgen ihren Briefwechsel selbst; dieser
nimmt indessen meist nicht viel Zeit in Anspruch, da die
auswärtigen Geschäftsverbindungen sich selten nach vielen
Seeplätzen hin erstrecken, und Commissionsverkäufe nicht
Statt finden, sondern die Waaren meistens mit dem Empfänger
für gemeinschaftliche Rechnung gemacht werden. Die
Zahlungen werden mitHülfe eines jener Wechsler gemacht,
die an den Strassenecken ihren Tisch aufgestellt haben. Ein
einziger Commis besorgtden Detail-Verkauf, mit dem jeder
auch noch so reiche Kaufmann sich abgibt. Dieser und ein
Aufseher des Magazins, der zugleich das Ein- und Ausschiffen
der Güter zu besorgen hat, bilden das ganze Personal
auch des grössten Geschäftshauses in Djetta. Die Art,
wie Verkäufe von jedem Belang durch Unterhändler in Gegenwart
vieler Fremden betrieben und abgeschlossen werden,
ohne dass einer der übrigen Anwesenden irgend etwas
weder von der Quantität, noch von dem Preise der W^aare
erfahrt, ist ganz eigen. Der Mäkler fasst nämlich succes-
sive unter einem grossen Tuche die Hand des Besitzers
einerWaare und diejenige des Kauflustigen; und durch die
Zahl der Finger, welche er berührt, und von denen jeder
einzelne nach vorausgegangenem Einverständniss, bald die
Einheit, bald das Zehn - oder Hundertfache bedeutet, wird
das Quantum der vorhandenen und der verlangten Waare,
der geforderte und der gebotene Preis ausgedrückt, was
namentlich verhindert, dass Käufer und Verkäufer nicht von
der in den Gesichtszügen der Umstehenden ausgesprochenen
zustimmenden oder abrathenden Meinung abhängig sind.
Gewöhnlich sind die Mäkler mahommetanische Indier,
welche Nation sich von den Eingebornen durch die eigene
Form ihres weissen Turbans unterscheidet. Heidnische Ba-
nianen, die in Indien selbst gewöhnlich das Geschäft der
Mäkler besorgen, werden in Djetta nicht geduldet.
Durch die Monopolisirung des Caffeehandels ward den
Handelsleuten von Djetta der empfindlichste Schlag beigebracht,
nicht etwa bloss, weil derselbe immereinen sichern
Gewinn ab warf, sondern namentlich, weil dieser Handel den
Schiffseigenthümern eine gute Gelegenheit verschaffte, einträgliche
Frachtfahrten zu machen. Die meisten bemittelten
hiesigen Bewohner haben nämlich ein oder mehrere
Schiffe von verschiedener Grösse, die mit eigenen Neger