
Bedrückungen der Handelsleute den Bewohnern jenes
Landes verhasst, obgleich er freilich zu Letzterem durch
seine finanzielle Lage gezwungen war.
Nach den in Syrien errungenen Siegen war Mehemet
Ali endlich gegen Ende des Jahres 1832 im Stande, starke
Streitkräfte nach Arabien zu schicken, um sein dort gesunkenes
Ansehen wieder herzustellen. Er wusste aus
eigener Erfahrung, dass die beste Waffenart, mit der üian
in Arabien kämpft, die Geldbestechung ist, und liess es
vor allem daran nicht fehlen. Durch dieses Mittel zog
er namentlich alsbald von den empörten türkischen Soldaten
die mit ihnen verbündeten Araber ab. Er errichtete
hierauf schnell eine kleine Flotte im rothen Meere,
indem er theils auf den Werften von Souez und Djetta
neue Schiffe erbauen liess, theils englische Handelsschiffe,
die gerade in letzterer Stadt vor Anker lagen, für ungeheuere
Summen kaufte, und mit Kanonen versah. Die
Expedition begann im Monat August 1833, als ich eben
Arabien verliess; nach den mir noch in Egypten zugekommenen
Berichten erreichte dieselbe vollkommen ihren
Zweck, nämlich die gegen Mehemet Ali empörten türkischen
Truppen zu zerstreuen, und zu veranlassen sich nach
Indien oder Bassra einzuschiffen. Nun gehet der Sieger
mit dem Gedanken um, die ganze Provinz Jemen sich
tributpflichtigzu machen, um dann den ganzen Kaffeehandel
als ein Monopol im Grossen zu betreiben, wodurch er ein
jährliches Einkommen von zwei Millionen Speciesthaler
zu erlangen hofft. Gelingt ihm dieses Monopolisirungs-
project, so wird dadurch natürlich die ganze Bevölkerung
von Jemen gegen die egyptischen Eroberer in Harnisch
gebracht, und wird diess um so gewisser geschehen, da ihr
die Verarmung aller ändern Provinzen, die von Mehemet
Ali verwaltet werden, nur allzu deutlich vor Augen steht.
Zwar ist der grösste Theil der Bewohner Jemens wenig
kriegerisch, durch Wohlstand zum sinnlichen Leben geneigt,
und mehr einem emsigen Ackerbau und den Handelsunternehmungen
zugethan, als nach militairischem
Ruhme lüstern; aber da die Gesammtzahl derselben auf
mehr als eine Million Menschen anzuschlagen ist, so scheint
es kaum möglich, ein despotisches Raubsystem, das nur
von 10,000 regulirten Truppen geschützt wird, auf die
Dauer in diesem Lande aufrecht zu erhalten, besonders
wenn die Engländer, wie sie beabsichtigen, sich auf der
Insel Sokotera oder in dem Hafen von Aden festsetzen.
Hiermit endige ich die flüchtige Skizze der politischen
Begebenheiten, welche, in den vor 1834 verflossenen dreissig
Jahren, von Mehemet Ali und seinen Anhängern ausgingen,
oder auf seine Pläne unmittelbaren Bezug hatten. Langsamen,
aber sicheren Schrittes sehen wir ihn unablässig
ein einziges Ziel verfolgen, sich und seine Familie in den
unumschränkten Besitz von Egypten zu setzen und von
der Tributspflichtigkeit gegen den Grossherrn zu befreien;
alle jene ausgedehnten Eroberungen, die er gemacht, geschahen
hauptsächlich zur Förderung jenes. Hauptzweckes.
Die gewaltsamen Mittel, die ef zur Befestigung seiner
Macht an wandte, waren zwar moralisch betrachtet häufig
empörend, finden indessen vielleicht theilweise unter blossen
Politikern ihre Vertheidiger. Was helfen aber alle noch so
glücklich vollbrachten Eroberungen, wenn der Besitz der
unterworfenen Länder nicht durch eine Art von Anhänglichkeit
der Besiegten an den Sieger gesichert wird ? Nur
so würden die partiellen Auflehnungen nach und nach für
immer beseitigt werden, die bei jedem unterjochten Lande
6ich einstellen, und die, wenn auch jedesmal mit kräftiger