
Mittag sich nach Süd-West und am Abend nach Nord-West
drehete; es war dabei drückend heiss; dasgrosse Segel stand
meistens so, dass eskeinen Schatten auf das Schiff warf, und
es ward wegen der vielen Klippen nicht erlaubt, ein Zelt
auf demselben aufzuschlagen, da diess den Gesichtskreis des
Steuermanns verengt haben würde. Kaum aufzehn Stunden
schätze ich die ganze Länge der Fahrt dieses Tages, die
uns an die kleine flache Sandinsel M a re a t brachte. Dieselbe
ist ganz mit Salzpflanzen bedeckt, und zwischen ihnen
nisteten viele tausend Seeschwalben und Möven, die, fami-
lientveise abgetheilt ihre Eier im Sande ausbrüteten.Ich bemerkte
fünf verschiedene Arten dieser Seevogel zu diesem
Zwecke hier versammelt *) ; jede Art brütete, von der ändern
abgesondert, in einem eigenen Revier, in welchem die
einzelnen Nester kaum einen Schuh von einander entfernt
waren ; in vier Nestergruppen lag immer nur ein Ei, jedes
bereits stark angebrütet, und nur in den Nestern von Sterna
nigra befanden sich zwei Eier. Die Matrosen sammelten
eine grosse Masse dieser Eier in der Absicht, sie zu essen,
mussten sie aber alle wegwerfen, da sie sämmtlich ein bereits
sehr entwickeltes Küchlein enthielten. Es war wahrhaft
herzbrechend, das Jammergeschrei zu hören, welches
die in Schwärmen umherflatternden Vogel in Verzweiflung
über ihre geplünderten Nester ausstiessen. Der Drang
zum Brüten ist bei diesen Thieren so gross, dass der seiner
eigenen Eier beraubte Vogel das erste beste Nest, in
welchem noch ein Ei sich findet, in Besitz nimmt. Auch
der Hunger, welcher diese Thiere zu plagen schien, war
sehr auffallend; denn als die Vögel den Ort entdeckten,
*) Sterna affinis, S. nigra, S. tenuirostris, Larus leucophthalmus
und L. flavipes.
wohin die Matrosen die halbentwickelten Jungen mit den
zerbrochenen Eierschalen geworfen hatten, stürzten sie mit
Heisshunger darauf los, ¡um diese zu verzehren.
Unsere Fahrt am 24. Juli war wegen der zu passiren-
den Corallenbänke der gefährlichste Theil der ganzen
Reise; von der. flachen Küste des Festlandes war fortan
nichts zu erkennen, aber so weit das Auge reichte, erblickte
man die Brandungep zahlloser Untiefen. Bald nach
unserer Abfahrt von Mareat drehte sich der Wind nach
Südosten, und blies uns also gerade entgegen; später ward
es beinahe windstill. Nach und nach verengten die Untiefen
das Fahrwasser zu einem schmalen Canal, welcher
Bogas bidah Sam bika heisst; da es nun gerade Fluth-
zeit war, und das Meer durch diesen schmalen Durchgang •
nach der Küste andrängte, so war der Wind zu schwach,
um das Schiff gegen die Strömung halten zu können, und
wir mussten daher bis zur Rückkehr der Ebbe die Anker
auswerfen. An dieser nämlichen Stelle war es, wo vierzehn
Tage später, vermuthlich unter ähnlichen Verhältnissen,
das Fahrzeug strandete, welches mir in Souez gleichfalls
zur Reise nach Djetta angetragen worden war, und das
nicht zu besteigen mir mein guter Genius eingegeben hatte.
Zwischen den vielen Corallenriffen liegen mehrere kleine
flache Sandinseln; eine im Westen von dem fahrbaren
Canal liegende heisst El Gidder, eine andere mehr' nördliche
Sambura; nach der Küste zu liegt die Insel Sambika,
wo gewöhnlich, sowie auch damals, mehrere Tehmi-Fischer
verweilen. Das Meer soll hier in dieser Jahreszeit ungemein
fischreich seyn; besonders fangt man schöne grosse
Scarus- und Scomberarten; es ist nur schade, dass die grosse
Hitze hier ein übermässig grosses Quantum Salz bei der
Zubereitung der Fische nöthig macht, wodurch sie zu häu