
für sie schon längst beplant wurde. Es handelte sich darum,
die möglich-grösste Anzahl von Mammelucken auf ein Mal
dui ch Verratherei den Schindershanden zu überliefern, und
zwar so, dass an ein Entkommen oderan erfolgreiche Noth-
wehr nicht zu denken war. Die am 1. März 1811 vollbrachte
Metzelei von angeblich 700 *) Mammelucken-Häuptern,
welche bei festlichem Aufzuge in einem vertieften Hofe
der Citadelle von Cairo unversehens abgesperrt worden
waren, ist hinlänglich bekannt, um hier einer ausführlichen
Erzählung zu bedürfen**). Hassan Pascha, dessen Bruder
Abdyn Beg und Mehemet Ali’s Kahia (Minister des
Innern), der berüchtigte Mehemet Aga Las, sollen die einzigen
Personen gewesen seyn, die bei dem Beschlüsse dieses
Mordes zu Rathe gezogen worden waren.
Nach diesem glücklich ausgefdhrten Gewaltstreich der
sogenannten höheren Politik begann endlich der Feldzug
gegen die Wehabiten durch ein Armeecorps, welcheslljehe-
met Ali’s rechtmässiger Sohn, derjugendliche Tussum Pascha,
befehligte. Man traf heimliche Verabredungen mit Scherif
Galeb, dem vieljährigen Befehlshaber der Städte Mekka
und Djetta, der, obgleich scheinbar im Interesse der Wehabiten
handelnd, um sie nicht zu Feinden zu haben, doch im
Stillen auf ihre Demüthigung hinarbeitete. Der wichtigste
Vorfall des ersten Kriegszugs war die Einnahme und Plünderung
der Stadt Jambo, wobei alle männlichen Einwohner
getödtet, viele freie Frauen und Mädchen aber als Sklaven
verkauft wurden.
*) Nach ändern Angaben nur 500.
**) Genauen Bericht eines Augenzeugen findet man in Walpole's
Mémoires relating to European and Asiatic Turkey, London 1817, und
in Mengin’s histoire de l’Egypte sous Mohammed Aly, Paris 1823.
Diejenigen Mammelucken, welche so glücklich waren,
bei der Mordscene aml. März 1811, in dem Hofe der Cairiner
Citadelle nicht zugegen gewesen zu seyn, hatten sich nach
Oberegypten zurückgezogen; und vereint waren sie noch
immer zahlreich genug, um Mehemet Ali zu bestimmen, sich
erst mit ihrer Vertilgung zu beschäftigen, ehe er mit Nachdruck
den Feldzug gegen die Wehabiten fortsetzte. Er
schickte zu dem Ende im Frühling von 1812 seinen Stiefsohn,
Ibrahim Beg, der in neuerer Zeit als Ibrahim Pascha durch
seine Kriege in Arabien, Senaar, Morea und Syrien berühmt
wurde, gegen diese Mammelucken-Begs nach Oberegypten.
Dieser wusste sie zwar sehr in die Enge zu treiben, konnte
sie aber doch lange nicht dahin bringen, auf die angebotenen
friedlichen Unterhandlungen einzugehen, bis die zügellose
Soldateske, über die Nubische Feste Ibrim hinaus
zurückgetrieben, und durch die Drangsale des Hungers
und die Entbehrung aller ihnen werthen Lebensgenüsse
kirre gemacht war. Da erst gaben sie den Vorschlägen
zu einem scheinbar äusserst günstigen Frieden Gehör, kraft
dessen ihnen Tage der Ruhe und des Ueberflusses durch
Anstellungen in der Verwaltung eigener Bezirke in Oberegypten
zugesichert wurden. Eine nahmhafte Anzahl der
Mammelucken liess sich durch die lockenden Versprechungen
Ibrahim Beg’s abermals einschläfern. Sie erfüllten, ohne
Böses zu ahnen, die stipulirte Vertragsbedingung, alle Waffen
und Pferde abzuliefern; und nun, nachdem Ibrahim
eingesehen hatte, dass ausser ihnen kein Mammeluck mehr
von der angebotenen Amnestie Gebrauch machen wolle,
wurden diese völlig entwaffneten Schützlinge auf einmal
in Esne (Juni 1812) kaltblütig gemordet *). Die wenigen
*) Siehe hierüber einen authentischen Bericht in Burckhardt’s Beschrei