
wurden, ihre Kameele während des ganzen Wegs neben
den beladenen Thieren herzutreiben. Bei Streitigkeiten,
welche durch den Spruch von gewählten Schiedsrichtern
geschlichtet werden, setzen sich die Araber in einen Kreis
zusammen, und jeder Einzelne, der in der Streitfrage direct
interessirt ist, legt sein langes, krummes Messer, das
er vorn im Gürtel trägt, vor einen der Gesellschaft nieder,
welcher durch dieses Zeichen zum schiedsrichterlichen
Ausspruch seiner Meinung aufgefordert wird; derselbe hört
nun aufmerksam den meist sehr eloquenten Vortrag der verschiedenen
Parteien an, und spricht dann seine unmaas-
gebliche Ansicht aus. Wer mit seinem Ausspruch zufrieden
ist, der hebt zum Zeichen seiner Zustimmung sein Messer
wieder auf; will einer aber denselben nicht annehmen,
so lässt er es liegen, und ein bei dem Streite Unbetheiligter
legt nun das Messer vor die Füsse eines ändern Arabers, vor
dem dann die ändern, wenn sie diesen neuen Schiedsrichter
als solchen anerkennen, gleichfalls ihre Messer niederlegen.
So wird oft Stunden lang perorirt und discutirt, bis endlich
mit einem Urtheilsspruch alle Betheiligten zufrieden sind,
und diess durch das Einstecken ihrer Messer zu erkennen
geben.
Nach den barometrischen Messungen, die ich in dem
Hospitium der vierzig Märtyrer machte, ist der Fussboden
der Capelle 5366 französische Fuss über der Meeresfläche
erhaben. Dieses Kloster wird jetzt nur noch von einem einzigen
Mahommetaner aus der Klasse der Diener bewohnt,
welcher die Reinigung der Capelle, die Unterhaltung der
brennenden Lampe und die Bewässerung des Gartens zu
besorgen hat. Dasselbe bestehet aus einem von hohen Mauern
eingeschlossenen viereckigen Hofraum, um welchen, ausser
der Kirche, gewölbte Zellen und Magazine liegen; alle Fenster
gehen nach dem Hofe; das Ganze hat nur einen einzigen
kleinen Ausgang, dessen Thür von sehr starken Balken
mit Eisenbeschlag gefertigt ist, so wie überhaupt die ganze
Anlage und Einrichtung des Gebäudes darauf berechnet
war, das Hospitium gegen gewaltsame Angriffe zu schützen.
In der Capelle wird an hohen Festtagen — vor leeren Bänken
— Gottesdienst gehalten, wozu ein Ordensbruder aus
dem Kloster der Verkündigung herüber kommt. Vor etwa
vierzig Jahren wohnten hier einige Geistliche; aber die
fortwährende Abnahme der Einkünfte der Verbrüderung der
Sinai-Mönche nöthigte sie, diese Mission aufzugeben, wie
es mit so vielen, in der Nachbarschaft gelegenen, kleineren
Klöstern, von denen jetzt nur noch verödete Trümmer vorhanden
sind, nach und nach der Fall war.
Ich ritt "am 9. Mai Abends zurück über die Thalfläche
E l Scheik nach der Niederung A b u S ele, und am fol- .
genden Morgen durch einen Theil des Thaies F ira q nach
W a d i R i m, welches an der Ostseite des Berges Serbal sich
hinerstreckt. Um vom Hospitium der vierzig Märtyrer hierher
zu kommen, bedurften wir neun Stunden Zeit, da sich
der Weg, dessen Hauptrichtung westnordwestlich ist, zwischen
den schroffen Felslagern der Urgebirge. öfters stark
krümmt. Im Wadi Rim fanden wir einige Familien der Ale-
kati gelagert. Einer dieser Araber übernahm es , gegen
massige Bezahlung (einen halben spanischen Thaler) mich
auf die Spitze des S e rb a l zu führen; und da es beinahe
unmöglich ist, ohne einen wohlkundigen Mann den Weg zu
finden, so war es ein glücklicher Zufall, der mir diesen Mann
zuführte. Wir begannen den Berg von der Ostseite her zu
besteigen; das Felsgestein in dieser Gegend ist schwarze
krystallinische Hornblende, die einige Aehnlichkeit mit dem
Producte älterer Vulcane hat; keine Schichtung ist an