
Lastthiere mit Gerste zu füttern, oder Speisen für uns zu
köchen.
D er Hunger quälte einige unserer Maulthiere so sehr,
dass sie in der Nacht sich losrissen, und wir mussten den
ganzen Vormittag des 1 . Juni daran wenden., sie wieder
aufzusuchen. Die Sandstein-Terrasse bildete zur Rechten
unsers heutigen Weges ein schroffes Vorgebirg, das sich
bei eintausend zweihundert Fuss über die Thalebene erhob,
und einen ausgezeichneten Punct zu geographischer
Orientirung darbot; sein Name ist Am da (oder Amba)
Sion. Die Spitze des Vulkans Alequa lag von hier unter
einem magnetischen Azimutb von 345°. "Der Boden der
Landschaft fing nun an ziemlich eben zu werden, und bestand
in einer nackten, unfruchtbaren und stellenweise
mehrere Fuss breit auseinander gerissenen Sandsteinmasse,
deren Spalten. durchaus von emporgehobener Lava ausgefüllt
waren; auf unserem weiteren Wege zeigten eich
grosse Granitmasse in freiliegenden Felsblocken, welche
von graugelber Grundfarbe waren und sehr grosse eingewachsene
und fleischfarbige Feldspathkrystalle enthielten ;
dieser Granit schien nicht vereinzelt durch vulkanische
Kraft aus der Tiefe herausgeschleudert zu seyn, sondern
bildete ein weit verbreitetes Lager. Nach einem Marsch
von zwei und einervhalben Stunde lagerten wir uns an
einem nach Südwest zu abfliessenden Wiesenbach, in einer
Gegend, die den Namen W elle d führte. Vor uns und
nach Westen zu war die Landschaft ganz offen, und ich
erblickte in dieser Richtung zum ersten Mal die luftigen
Gipfel der ausgezackten Gebirge von Simen, deren höhere
Theile weit herab mit Schnee bedeckt waren; zwischen
ihnen und unserm Lagerplatz erhob sich ziemlich nahe
ein Sandstein-Bergzug, an dessen Fuss das zur Provinz
G irald a gehörige Städtchen M agab liegt; nach Ost und
Norden zu blickte man auf die von uns durchzogene steile
Sandstein-Terrasse, welche von dem. Vulkan Alequa beherrscht
ward. Hinsichtlich der Vegetation zeichnete sich
die Gegend dadurch aus, dass auf den uns benachbarten
Höhen viele Gruppen von Kronleuchter-Euphorbien standen,
welche Pflanze wir seit dem Taranta-Gebirge nicht
gesehen hatten. An den Ufern des Baches war einiges
niederes Gesträuch, sonst aber war weithin weder ein Strauch
noch ein Baum zu erblicken. Sämmtliche Dorfschaften der
Gegend waren zu jener Zeit niedergebrannt und das ganze
Land rein ausgeplündert durch die Armee des Detjatsch
Ubi von Simen, welche vor kurzem in demselben gehaust
hatte. Die Witterungsphänomene waren heute dieselben
wie an allen vorhergehenden Tagen seit unserer Abreise
von Ategerät, das heisst Morgens und den ganzen Vormittag
war es heiter, Nachmittags hatten wir ein ziemlich starkes
Gewitter mit Platzregen, welchem später eine sternhelle
Nacht folgte. Diese Erscheinungen traten auch an den
folgenden Tagen unserer Reise immer wieder ein, und ich
werde desshalb, uin Wiederholungen zu vermeiden, ins
Künftige nur -die Ausnahmen anführen.
Der Weg, den wii am 2. Juni zurücklegten, betrug nur
zwei und eine halbe Stunde und ging in südsüdwestlicher
Richtung; die Gegend fiel fortwährend etwas nach Westen
zu ab, und der Boden bestand aus Sandstein, der unmittelbar
auf einem häufig zu Tage liegenden Granit aufgelagert
war. Nach der ersten Stunde unseres Marsches kamen
wir am Fusse eines Hügels vorbei, auf welchem die erst
ganz vor kurzem durch Detjatsch Ubi zerstörte Stadt Mai
Q u a rar gelegen ist; dann gingen wir ziemlich steil abwärts
über Talkschiefer-Gebilde hin, in welchem ein damals