
eine sehr grosse Unzufriedenheit hervor, welche eine Verschwörung
und einen förmlichen Aufruhr zur Folge hatte,
in welchem Mehemet Ali seine Rettung nur der treuen
Anhänglichkeit von Abdin Beg (dem Bruder des Hassan
Pascha) zu verdanken hatte (3. August 1815). Bei dieser
Rebellion hatten die Soldaten durch Plünderung des Zollhauses
und des Basars in Cairo den friedlichen Handelsleuten
sehr grossen Verlust zugefügt; Mehemet Ali’s Politik
bestimmte ihn, den ganzen Betrag der geraubten Waaren
aus dem öffentlichen Schatze zu vergüten, der freilich durch
andere Ungerechtigkeiten bald wieder gefüllt wurde. Durch
dieses ganz ungewöhnliche Verfahren gewann er die öffentliche
Meinung für sicjh; seine Anhänger priesen ihn allenthalben
als ein Muster von Gerechtigkeitsliebe, und in der
That ist seit undenklicher Zeit kein ähnliches Beispiel in
Egypten vorgekommen. Diese gepriesene Gerechtigkeitsliebe
hielt den Pascha indessen doch nicht ab, ohngefdhr zu
gleicher Zeit den mächtigen Häuptling eines Araberstammes
aus Oberegypten, Scheik Abu Kerim, in Cairo köpfen
zu lassen, nachdem sich derselbe unter dem von Ibrahim
Pascha erhaltenen feierlichen Schutzgeleite daselbst eingefunden
hatte. Abu Kerim’s Hauptvergehen bestand darin,
dass er seinerZeit mit Wärme ein Anhänger der Mammeluk-
keri gewesen war.
Nach Abschluss des Friedens mit den Wehabiten zog
die türkische Armee nach Medina zurück, um eine feste
Stellung einzunehmen, durch welche der Besitz von Mekka
und Taifa gedeckt wurde. Als hier unerwartet Tussum Pascha
sehr widersprechende Nachrichten über die vorstehend erwähnte,
in Cairo ausgebrochene Empörung erhielt, eilte er
nach Egypten zurück, in dessen Hauptstadt er Anfangs November
1815 anlangte. Der Friede zwischen den Türken
und Wehabiten könnte von keiner langen Dauer seyn, da
der Ehrgeiz der Letztem sich zu tief gekränkt fühlte, und
sie ihren grossen Fehler erkannten, die Vortheile ihrer Lage
nicht benutzt zu haben, als gewissermassen das Schicksal
ihre Gegner durch das unbesonnene Vordringen derselben
ganz und gar in ihre Gewalt gegeben hatte. Diese unruhigen
Sectatarier suchten durch reichliche Geschenke, die sie an
den Pascha nach Egypten schickten, und durch wiederholte
Freundschaftsversicherungen ihre wahren Gesinnungen zu
verdecken, während sie sich mit Eifer zu einem neuen Kriege
rüsteten. Ihre Pläne blieben aber dem schlauen Mehemet
Ali nicht lange geheim, und er säumte nicht, starke Truppenabtheilungen
nach Arabien abzuschicken, zu deren Oberbefehlshaber
sein Stiefsohn Ibrahim Pascha ernannt wurde,
welcher am 3. September 1816 von Cairo zu seiner neuen
Bestimmung abging. Bald darauf ereignete sich ein trauriger
Vorfall, der auf den Charakter dieses Fürsten einen
dunkeln Schatten wirft, obgleich es nicht möglich ist, seine
Mitschuld un widersprechlich zu beweisen. Eifersucht auf die
vielen Lobeserhebungen, die man seinem jüngeren Stiefbruder
Tussum Pascha wegen seiner Kriegsthaten in Arabien
zollte, scheint für ihn die Veranlassung zu einer Feindschaft
gewesen zu seyn, die sich zwischen diesen beiden mit einander
so nahe verwandten Häuptlingen entspann. Ob diese
Leidenschaft so weit gesteigert wurde, dass sie Ibrahim
Pascha einen thätigen Antheilan der Vergiftung des unglücklichen
Tussum nehmen liess, ist in Dunkel gehüllt; dass er
sich aber über dieselbe von Herzen freute, ist thatsächlich.
Ich theile nachfolgend Einiges über diesen plötzlichen Todesfall
mit, es dem Leser überlassend, die an demselben
Betheiligten nach eignem Ermessen zu muthmassen.
Tussum Pascha verweilte nach seiner siegreichen Rück