
Freunde und Angehörigen zu begrüssen. Wir steuerten
hierauf, unter dem Donner des Geschützes einer Kriegsschaluppe
und zweier am Landungsplätze aufgestellten
Kanonen, mit schwachem Westwind langsam den Hafencanal
der Stadt aufwärts. Am Ufer stand der grössere Theil der
Bewohner der Insel und von Arkiko in dichtem Gedränge,
und unter lautem Jubelgeschrei und fortwährendem Schiessen
begab sich Omer Aga in das unmittelbar am Landungsplätze
gelegene Gebäude, welches zugleich der Sitz
der Regierung lind das Zollamt, das Zoll-Magazin und
die Soldäten-Caserne ist. Aller Augen waren auf den neuen
Kaimakan gerichtet; da wurde ich plötzlich durch die
Erscheinung eines Mannes überrascht, der aus dem Gedränge
auf mich zueilte, um mich auf das freundlichste
zu begrüssen. Es war Hussein Effendi, der Gegenschreiber
des Zollamtes, bei welchem ich im Jahre 1826 fünf Monate
lang gewohnt hatte, der mir aber bei meiner Abreise
eine so unverschämte Miethforderung gemacht hatte, dass
ich mich an den damaligen Kaimakan hatte wenden und
durch einen Urtheilsspruch desselben sie herabsetzen lassen
müssen. Kaum erkannte Hussein Effendi mich jetzt wieder;
als er mich mit den dringendsten Bitten beschwor, das
Vergangene zu vergeben und zu vergessen. Da von allen
Wohnungen auf der Insel die seinige für meine Beschäftigungen
am besten passte, und mich wegen der Solidität
der aus Stein gebauten Magazine gegen Feuersgefahr sicher
stellte, so entschloss ich mich, wieder bei ihm zumiethen;
ich gebrauchte aber dabei die Vorsicht, unter Zuziehung
einiger Zeugen mit klaren und bestimmten Worten einen
Vertrag mit ihm zu machen , des Inhalts, dass er mir die
drei steinernen Magazine seines Hauses nebst der alleinigen
und ungestörten Benutzung des ganzen Hofraumes
zum monatlichen Preise von zehn spanischen Thalern uberlasse
, und dass ich unter keiner Bedingung irgend eine
Vorausbezahlung zu machen habe. Europäische Reisende,
die später auf längere Zeit nach Massaua kommen, werden
wohl thun, in ähnlicher Weise ihre Vorkehrungen zu
treffen.
§. 7.
Aufenthalt zu Massaua und in der Umgegend.
Die Insel Massaua ist eine beinahe wagerechte Coral-
lenbank, welche die Form eines länglichen, von Ost-Nord-
Ost nach West-Süd-West sich erstreckenden Trapezes hat;
ihre grösste Länge beträgt an zwanzig Minuten, ihre Breite
drei hundert Schritt. Sie ist an ihrem östlichen Ende fünfzehn,
am westlichen aber nur zwei Fuss über der Meeresfläche
erhaben. Die letztere Seite der Insel wird fortwährend
durch Anschwemmung vergrössert, während das dem
offenen Meere zugewendete östliche Ufer einer allmählichen
Zerstörung unterworfen ist. Mehrere ehemals auf diesem
Ufer befindliche Cisternen, so wie auch ein kleines Fort,
welches, wie man aus einer von Salt aufgenommenen Ansicht
von Massaua ersieht, noch im Jahr 1805 existirte, sind
in Folge dieser Zerstörung verschwunden. *) Die Corallen-
masse der Insel besteht, gleich allen ändern des rothen
Meeres, aus Fragmenten verschiedener jetzt noch in der
Umgegend vegetirenden Polypenstämme und vielen untermischten
Muschelkernen oder bloss calcinirten Schalen von
*) Siehe Lord Valentia’s Reisen, Tafel 25.