
gens, nachdem wir einen mühevollen, oft durch gefrorne
Schneemassen und steile Felswände gefährlichen Weg
zurückgelegt hatten. Die Höhe des Passes besteht in einer
kleinen Ebene, welche dick mit Schnee bedeckt war; im
Norden von ihr erhebt sich die eigentliche Spitze des
Bergs ungefähr vierhundert Fuss über dieselbe. Nach den O O Barometer-Beobachtungen, welche ich auf dieser Ebene
machte, beträgt ihre absolute Höhe 13,077 franz. Fuss;
und die Höhe des Buahat ist mithin auf etwa 13,500 Fuss,
sowie die des Abba-Jaret apf 14,000 Fuss anzuschlagen.
Es wehete, während wir auf der Höhe des Passes verweilten,
ein frischer Ostwind, und ihm hatten wir es zu
verdanken, dass wir heute ausnahmsweise den ganzen Tag
über von Schnee und Regen verschont blieben. Der Eindruck,
den die uns umgebende Natur machte, war ein sehr
unangenehmer. Die ganze Gegend, soweit das Auge reichte,
hatte etwas äusserst Monotones, trug das Gepräge der
Leblosigkeit, der Zerstörung und des Winterlichen an sich,
und stimmte unwillkührlich zur Traurigkeit. Ueberdiess
gewährte die Landschaft nicht den Anblick eines ausgedehnten
und grossartigen Panorama’s: nackte Felsen in
der nächsten Umgebung und mächtige Berghöhen in der
Ferne, welche den Horizont verengten, allenthalben aber
der Eindruck einer ängstigenden Stille und öder Abge-
storbenheit. Eine Ueberraschung war mir in dieser Einöde
ein Schwarm Alpenraben (Pyrrhocorax graculus), welche
ganz identisch mit denen der Schweizer Schneeregionen
waren, und die ich auf meiner ganzen seitherigen Reise
in einer Ausdehnung von zwanzig Breitegraden nur ein
einziges Mal, nämlich auf den Höhen des Sinai-Gebirgs,
zu Gesicht bekommen hatte. Auch der beiden Gegenden
eigenthümliche, mit diesem Vogel in den Hochgebirgs-
Lüften herrschende Lämmergeier kreiste über uns in noch
höheren Regionen.
Nachdem wir beinahe eine Stunde in dieser traurigen
Einsamkeit verweilt hatten, gingen wir in südsüdwestlicher
Richtung auf der Hochebene weiter. Bald öffnete sich zu
unserer Rechten ein ungemein tiefes Thal, in welchem
der Bellegas-Strom seinen Ursprung hat. Nach drei
Viertel Stunden fing unser Weg an sich etwas zu senken,
und ein kleines Stündchen weiter lagerten wir uns an dem
Abhange eines Wiesengrundes, welcher jenen hier bereits
ziemlich starken Strom dominirt; uns gegenüber, unten im
Thale, lagen die beiden grossen Ortschaften S ak atali
und B erna. Von Strauchvegetation zeigte sich noch nichts
als die Gibarra-Pflanzen, welche in reichlicher Fülle dastanden;
an den Ufern der Bäche waren üppige Gruppen des
bescheidenen Vergissmeinnichts, dem Anscheine nach von
der europäischen Art nicht verschieden, zu sehen.
Am 7. Juli in der Frühe verliess uns wieder ein Theil
der mit uns von Massaua abgegangenen Reisegesellschaft,
in südsüdwestlicher Richtung den Weg nach der Stadt D e-
rid a einschlagend. Man gebraucht, um von hier aus dahin
zu gelangen, fünf Tagemärsche von je sechs Stunden.
Wir selbst zogen gen Südwesten, über einen allmählich
und fortwährend abfallenden Wiesengrund, auf welchem
von Zeit zu Zeit kleine Laken von stagnirendem Wasser
waren. Die Gibarra-Pflanze verschwand, je mehr wir herabstiegen,
immer mehr und zuletzt gänzlich; denn sie ist
dem der Schneeregion zunächst gelegenen Landstriche
eigenthümlich. Wir begegneten heute mehreren abyssini-
schen Soldaten, die zu dem Heere des Detjatsch Ubi nach
Adowa marschirten. Bei ihnen befanden sich, wie überhaupt
hier zu Lande aufKriegsmärschen immer, wenigstens