
anhalten müssen. Da ich nun ausserdem geflissentlich einigen
Leuten, sowohl von Massaua als von der Karavane
mitgetheilt hatte, dass ich dem Getana Meriam sechshundert
Thaler in Verwahrung gegeben habe, so war ich
gewissermassen auch versichert, dass dieser Mann, aus
Furcht vor den Ändern als ein Schuldner von mir verra-
then zu werden, mich nicht etwa heimlich aus der Welt
schaffen würde, indem dann der ganze von mir entliehene
Betrag gewiss von zehn und mehr verschiedenen Häuptlingen
wäre in Anspruch genommen worden, und zum
Vorwand gedient hätte, dem Getana Meriam nicht allein
dieses Geld, sondern auch noch einen Theil seines eigenen
Vermögens wegzunehmen. Auf meine Anfrage, wie
viel Geld ich für einen Aufenthalt von achtzehn Monaten
in Abyssinien, zuzüglich der zu zahlenden Zölle, des Ankaufs
der Lastthiere u. s. w. nöthig haben würde, schlug'er
die Kosten von allem diesem zusammen auf eintausend
fünfhundert Species-Thaler an. Ich sagte ihm sodann, dass
ich, um kein unnöthiges Geld mit zu führen, demnach
ausser den ihm geliehenen sechshundert Thalern; nur neunhundert
mitnehmen würde; in der Wirklichkeit aber nahm
ich nicht allein ausser jener Summe über eintausend achthundert
Thaler baares Silbergeld mit, sondern auch noch
eintausend fünfhundert Thaler in Venezianer Ducaten, die
ich in einem Gürtel auf dem Leibe trug. Den wahren Betrag
des Geldes, das ich bei mir trug, wusste Niemand, und es
konnte also die ganze dem Gondarer Kaufmanne geliehene
Summe verloren gehen, und selbst das übrige Silbergeld
mir geraubt werden, ohne dass ich dadurch in der
Ausführung meiner Reisepläne gehindert worden wäre.
Ferner theilte ich meine sämmtlichen Ausrüstungsgegenstände,
sowohl den Schiessbedarf und andere für meine
naturhistorischen Zwecke nöthigen Dinge, als auch die
Geschenke und selbst meine astronomischen Instrumente,
in zwei ziemlich gleiche Theile, von welchen ich den einen
mit mir nach Abyssinien nahm, den ändern aber wohl verwahrt
in einem Magazine des von mir seither bewohnten
Hauses zu Massaua zurückliess, um, im Falle ich auf dem
Wege nach Gondar ausgeplündert würde, sogleich wieder
von hier aus mich mit allem Nöthigen versehen zu können,
oder auch, wenn ich meinen Aufenthalt in Abyssinien
verlängern wollte, mir durch den dann mit der gewonnenen
Ausbeute aus dem Innern nach Massaua zu schickenden
Diener die zurückgelassenen Vorräthe nachbringen zu
lassen. In einem Winkel dieses Magazins vergrub ich auch
insgeheim tausend Species-Thaler, damit, wenn ich etwa
hier oder in Abyssinien durch irgend einen Unfall alles
Eigenthum einbüssen, oder durch politische Ereignisse in
Egypten oder Arabien über Djetta zurückzukehren gehindert
würde, ich doch wenigstens Geldmittel genug besässe,
mit meinen Leuten nach Indien zu kommen.
Der mir durch obiges Gelddarleihen befreundete abys-
sinische Handelsmann Getana Meriam gab mir guten Rath
in Betreff gewisser in Massaua einzukaufender Kleinigkeiten,
die theils unterwegs zur Berichtigung der kleinen
Durchgangszollgebühren, theils zur Förderung meiner
Reise überhaupt und namentlich zur Erhandlung von Gegenständen
unter einem Species-Thaler an Werth mir von
Nutzen seyn würden. Da die Angabe dieser verschiedenen
Artikel jedem späteren Reisenden sehr erwünscht seyn
muss, so führe ich dieselben hier einzeln auf, jedoch mit
der ausdrücklichen Bemerkung, dass man sich immer in
Massaua genau erkundigen muss, welche Art von Waaren
das Bedürfniss oder die Mode in den zu bereisenden Pro