
von Boulak zu schicken. Das von ihm angewandte Mittel,
die Vorurtheile gegen die neue Art Von Erziehung und
Unterricht zu beseitigen, hatte den besten Erfolg: es wurde
nämlich jedem Familienvater, der seine Kinder zum regelmässigen
Besuchen der Lehrstunden anhielt, eine kleine
Summe gegeben, und bald zeigte sich ein grösser Andrang
zu jener Schule. Ueberdiess fand der grosse Vortheil einer
zu nützlichem Lernen angewandten Jugendzeit endlich
Anerkennung bei den Egyptern, und eine grosse Anzahl
von Vätern sucht fortwährend für ihre Knaben um die Zulassung
zu der Lehranstalt nach, obgleich jene Geldvergütung
jetzt nicht mehr verabreicht wird. Aller Unterricht im Athe-
naeum von Casser-el-Ain wird unentgeltlich ertheilt, und die
Anstalt kostet desshalb der Regierung bedeutende Summen;
aber Mehemet Ali weiss für diese Geldopfer sich schon Ersatz
zu verschaffen. Die Zöglinge derselben werden nämlich nach
vollendeten Studien mehr oder weniger direct genöthigt,
eine Anstellung bei der Regierung- anzunehmen, und der
ihnen dafür zuTheil werdende Gehalt beträgt viel weniger
als man Ändern für die gleichen Leistungen zu geben pflegt.
Zum Behuf der neugegründeten Unterrichtsanstalten war
es nöthig, mehrere Lehrbücher in das Arabische übersetzen
und drucken zu lassen, und diess veranlasste den Pascha im
Jahr 1819 zur Errichtung einer Buchdruckerei, zu deren
Oberaufsicht ein in Mailand gebildeter Egypter auserlesen
ward. Diese Buchdruckerei hat in jeder Hinsicht befriedigende
Resultate geliefert; eine nahmhafte Zahl europäischer
Compendien ging nach und nach, ins Arabische
übersetzt, aus dieser Officin hervor; und wenn auch der
theuere Preis der in ihr erschienenen Bücher die Verbreitung
derselben jetzt noch erschwert, so wircLsich dieses doch
in der Folge geben, namentlich wenn einmal der gegenwärtlge
zerrüttete Wohlstand der Egypter sich wieder hebt,
und die individuellen Nahrungssorgen nicht mehr die Entwickelung
der geistigen Fähigkeiten hemmen. In dieser
Druckerei erscheint auch seit 1826 regelmässig ein zugleich
in arabischer und türkischer Sprache geschriebenes Amtsblatt,
in welchem alle Verordnungen der Regierung veröffentlicht
werden *).
Die in neuester Zeit in Folge eines speciellen Auftrags
des Pascha zu Alexandrien in französischer Sprache erscheinende
Zeitung, welche den Titel: le Moniteur égyptien
führt, hat einen ganz ändern Zweck. Sie ist für Europa bestimmt
und soll der gebildeten Welt dieses Erdtheils eine
Schilderung des jetzigen Zustandes Egyptens und der auf
dasselbe direct Bezug habenden neuesten Ereignisse m den
Nachbarstaaten geben. Da diese Zeitung unter der strengsten
*) Bin bei der Unterrichtsanstalt zu Boulak angestellter neapolitanischer
Exjesuit, Namens Don Carlo Bilotti, hatte im Jahr 1823 die
Druckerei des Pascha benutzt, um ein von ihm verfasstes sehr satyri-
sches Gedicht über die Gesinnungen der europäischen Souveraine gegen
ihre, die versprochene Volksvertretung reclamirenden Unterthanen bekannt
zu machen. Dieses Gedicht war dem schwedischen Consul zu
Cairo, Herrn Bocti, dedicirt. Als aus Anlass dieser Schrift der damalige
englische Consul, Herr Salt, dem Mehemet Ali vorstellte, dass die
europäischen Mächte ungehalten werden dürften, wenn durch egyptisclie
amtliche Druckereien solche Schriften veröffentlicht würden, liess der
Pascha alsbald mit grösser Strenge alle Exemplare des Gedichts vernichten.
Ein anderes Product der saty rischen Laune dieses Don Carlo
Bilotti ist ein im Jahr 1823 in der Londner Zeitung The Times pubh-
cirter Bericht über eine Scene am Hofe des egyptischen Satrapen bei
Gelegenheit der Ueberreicliung eines Ehrendiploms, durch welches Mehemet
Ali zum Mitglied einer europäischen gelehrten Gesellschaft ernannt
wurde. Dieser Aufsatz ging damals aus jener Zeitung in sehr viele
Journale über, und findet sich unter ändern auch in v. Zach’s Correspondance
astronomique Vol. 14. pag. 350.