
gegen Europäer nicht mehr existire, und dass also zu hoffen
sey, man werde sich beeilen, dieses nun geöffnete, fiir wissenschaftliche
Forschungen so ergiebige Feld auszubeuten.
Indessen sind seitdem doch nur zwei Reisen nach Abys-
simen von Europäern gemacht worden; und die Unternehmer
von beiden kamen überdiess, wie es scheint, nur
zufällig dahin, und ohne sich dazu im geringsten vorbereitet
zu haben, ja sogar ohne diejenigen Vorkenntnisse
zu besitzen, welche heut zu Tage unumgänglich nöthig
sind, um ein w'enig bekanntes Land mit Nutzen fiir die
Wissenschaft zu bereisen. Es sind zwei Franzosen, die
Herren Combes und T am isier, und ein Preusse, Herr
von K a tte . Diese Herren haben, obgleich sie viel später
als ich in Abyssinien waren, doch bereits das Publicum
mit Berichten über ihre Reisen beschenkt, welche im Laufe
dieses Jahres gedruckt wurden. Beide Schriften wurden,
efie sie erschienen, mit vieler Emphase angekündiget, und
erregten desshalb nicht geringe Sensation bei mir. Ich
bereute schon, die Herausgabe meiner bereits seit vier
Jahren entworfenen Reisebeschreibung so lange aufgeschoben
zu haben, und fasste rasch den Entschluss, die
Erscheinung jener Schriften nicht abzuwarten und, wenn
ich ihnen auch nicht zuvorkommen könnte, doch wenigstens
zu gleicher Zeit mit ihnen den ersten Band meiner Reise
erscheinen zu lassen. Ich erreichte jedoch meine Absicht
nicht, indem beide Schriften noch vor deni beendigten
Drucke der meinigen ausgegeben wurden. Allein ich sah
auch gleich bei dem ersten Blick in dieselben, dass beide
die Herausgabe meiner Reisebemerkungen im ganzen
beabsichtigten Umfang derselben nichts weniger als überflüssig
machen, .und dass ich sehr Unrecht gehabt hatte,
sie so zu sagen als Rivalen der meinigen zu betrachten.
Wenige Worte reichen hin, um das hiermit ausgesprochene
Urtheil über beide Werke zu begründen. Die Herren
Combes und T am isier sind die ersten Europäer, welche
seit zweihundert Jahren bis jenseit der Provinz Godjam
gelangten, und die südöstlich von ihr gelegene grosse
Provinz Schoa bereisten. Nun hatte man bisher von allen
zwischen dem Dembea-See und dem indischen Ocean liegenden
Ländern keine andere Karte als diejenige, welche
S a lt bei seiner Anwesenheit in Abyssinien nach Hörensagen
entwarf, und die, da er die Landessprache nicht verstand,
und über hundert Stunden von jenen Landstrecken
entfernt blieb, auch von ihm selbst sicher nur als eine
sehr unvollkommene und fehlervolle Skizze angesehen
werden konnte. Hätte aber S alt je denken können, dass
sieben und zwanzig Jahre nach ihm jene beiden Franzosen,
welche, wiewohl nur zufällig, nach Schoa selbst kamen,
die Unverschämtheit haben würden, seine Karte von diesem
Lande und von dem Süden Abyssiniens überhaupt wörtlich
zu copiren, und doch auf diesen blosspn Nachdruck die
Worte „dressé d’après les observations et l’itineraire de
Messieurs Combes & Tamisier!“ setzen zu lassen. Herrn
von K atte hat es beliebt, diese C om bes’sche Karte unverändert
abdrucken zu lassen, wiewohl er diesen Umstand
ausdrücklich bemerkt; und wir haben also hiermit die
Saltische Karte von Abyssinien ohne irgend eine Berichtigung,
deren sie doch so sehr bedurfte, zum zweiten Mal
durch einen Reisenden reproducirt. Auf dieser Karte lässt
Salt unter Ändern — was ich von so manchem Fehlerhaften
beispielsweise hervorheben will — den bei A dow a vorbei
fliessenden Fluss A ssa, welchen dieser Reisende bei seinen
verschiedenen Excursionen nach A xum in den Jahren 1805
und 1810 mehrmals passirt hatte, nach Nordwest in den