
Ufer entfernt zwischen Corallenbänken ein anderer sicherer
Ankerplatz, welcher Getta Ras heisst.
Ganz ausnahmsweise wehete am folgenden Morgen (22.
Juli) gleich hei Sonnen-Aufgang ein frischer Nordwest-
Wind, der unsere Fahrt sehr beschleunigte, so dass wir
bereits früh am Vormittag in dem trefflichen Hafen W uschk
einliefen. Hier verweilten wir bis zum folgenden Tage,
weil das Schiff mehrere Säcke mit Lebensmitteln•auszüladen
hatte. Diese waren für das 3% Stunden östlich liegende
Schloss gleichen Namens bestimmt, wo, wie zu Mohila, der
Pascha von Egypten eine kleine Besatzung zum Schutze
der zur Verpflegung der alljährlich durchziehenden grossen
Pilgerkaravane angelegten Proviantmagazine hält. Anderthalb
Stunden nördlich von Wuschk liegt an der sehr flachen
Küste ein-Ankerplatz, Taen genannt; landeinwärts aber
erblickt man im Nordosten eine um sechs Stunden entfernte
hohe Gebirgskette, deren zackige Kämme auf Granit-Gestein
schliessen lassen. Zwei Stunden westlich von Wuschk
liegen die flachen Inseln Arega und Abumela; auf der letzteren
sind Tehmi-Fischer angesiedelt, die aber ihr Trinkwasser
im Hafen Wuschk holen müssen. Ich hätte in meinem
früheren Reiseberichte (pag. 225) Wuschk als einen sehr
geräumigen Hafen geschildert; es geschah diess in Folge
der bei meinem damaligen Schiffsführer eingezogenen Erkundigungen,
da ich selbst durch die Nacht verhindert war,
den Ort in Augenschein zu nehmen. Diessmal war es anders;
es war Tag, und ich hatte Zeit genug, am Lande umherzugehen
und mich umzusehen, und da zeigte es sich denn, dass
der Hafen, obgleich schön und ungemein sicher, doch keineswegs
tief landeinwärts geht, indem schlammiger Boden
den weiten Hintergrund der Bucht ausfüllt. Die Ufer beste-
•hen rundum , wie gewöhnlich, aus senkrecht abgerissenen,
wagrechten Corallenschichten, die nur auf einem schmalen
Fusspfad an der Nordostseite erstiegen werden können.
Nach der offenen See zu ist die senkrechte Seite der Terrasse
von blendend weisser Farbe ; sie erhebt sich um fünf
und dreissig Fuss über das Meerniveau. An der nördlichen
Spitze der Küste des Hafens hatten die Araber oben auf
der Terrasse eine kreisförmige Verschanzung aus rohen
Feldsteinen aufgeführt, von der aus sie auf die im Hafen liegenden
Schiffe mit Flinten zu schiessen pflegten, um von
ihnen Geld zu erpressen. Jetzt ist das ganze an und für sich
unbedeutende Werk zerfallen ; ich erwähne seiner nur, weil
der Pilot und der Schiffscapitain dasselbe mir irrigerweise
als eine alterthümliche Ruine geschildert hatten. Ich hatte
sie und die uns im Hafen besuchenden Araber nach etwa
vorhandenen alten Gebäuden angelegentlich befragt, in der
Hoffnung, irgend eine bestimmte Nachricht über das alterthümliche
Emporium L e u c|e C o m e zu erhalten, das
aller Wahrscheinlichkeit nach hier gelegen war. Sicherlich
sind hier irgendwo noch die Spuren des von den Römern
daselbst angelegten Castelles wahrzunehmen. Auch bemühte
ich mich erfolglos um neue Notizen über die anderthalb
Tagreisen westlich von hier liegenden weitläufigen
Ruinen, deren ich in meinem früheren Reisebericht (pag.
222) Erwähnungthat. Diese heissen bei den Arabern Gebel
Mactub, und sind vermuthlich die Ueberreste der alten Stadt
M odiana. Sie sind bis jetzt meines Wissens noch von keinem
europäischen Reisenden besucht worden, obgleich diess,
so lange noch Mehemet Ali in der dortigen Gegend einigen
Einfluss h at, ausführbar seyn dürfte. Ich kann daher auch
eine Excursion zu diesen Ruinen europäischen Reisenden
in Arabien nicht genug anempfehlen; die beste Gelegenheit
dazu hatten die Officiere des englischen Kriegsschiffes