
ihre gewöhnliche Höhe in ändern Jahreszeitem-ist aber
um ein Drittel geringer. Seine periodischen Anschwellungen
durch die Regengüsse sind sehr ungleich, verlaufen
sich aber wegen des starken Falles ziemlich schnell; noch
drei Tage vor unserer Ankunft an diesem Flusse, war das
Niveau desselben um fünf Fuss höher. Männer können
wegen jenes Umstandes, indem sie bei besonders hohem
Wasser, nur mit geringem Zeitverlust das Ablaufen desselben
abwarten, hier beinahe das ganze Jahr über den Strom
setzen. Unsere Esel wurden alle abgeladen und ihre Lasten
den leeren Maulthieren aufgebürdet, welche im Wasser
durch Führer, die auf ihren beiden Seiten gingen, gegen
die Macht der Strömung.geschützt wurden. Zwei der unbe-
ladenen Esel, welche in der Mitte des Stromes den Grund
verloren, wurden von der Fluth fortgerissen und nur mit
Mühe gerettet. Das Strombett besteht durchaus aus Schieferfels,
enthält aber sehr viele Gerölle von vulkanischem
Gestein. Dieses hat sehr verschiedene Grösse, und bestehet
vorzugsweise aus Trachyt und Dolerit-Lava, vön denen
jene grosse Tafeln von glasigem Feldspath, diese in ihren
Blasenräumen verschiedene Arten von Stilbit- und Cha-
basit-Krystallen enthält. Das Wasser des Stromes war
durch beigemengte schwärzliche Erdtheile, das unverkennbare
Resultat zersetzter Laven, ganz trübe. Es wechselt
in dieser Jahreszeit beinahe fortwährend sein Niveau; die
Böschung des Ufers gab aber deutlich zu erkennen, dass
das Wasser, weil es zu reissend abfliesst, hier nicht leicht
zehn Fuss über seinen damaligen Stand steigt, und der
Strom hat also an dieser Furth in allem nie mehr als dreizehn
Fuss Tiefe. Es wäre ein Leichtes, hier eine steirnern« oder hölzerne Brücke zu erbauen; allein dazu kommt es
in Abyssinien nicht leicht. Die Bäume, welche an den
Seiten der Berge auf beiden Ufern wachsen, waren insge-
sammt entblättert. Auch von Futtergras zeigte sich unmittelbar
am Fluss, so zu sagen, keine Spur; und da unsere
Eastthiere durch den schlechten Weg zu ermüdet waren,
um weiter zu marschiren, so mussten wir uns auf einem
Hügelvorsprung des westlichen Ufers lagern, welcher um
achtzig Fuss über der Wasserfläche hervorragte.
Eine Barometer-Beobachtung, welche ich hier machte,
ergab eine absolute Höhe des Strombettes von nur 2812 französischen
Fuss; nach einer ändern, welche ich ein Jahr später
bei meinem zweiten Uebergang des Takazzd-Stromes in der
etwa fünfundzwanzig Stunden nordwestlich von hier gelegenen
Provinz Schird vornahm, ist dieser letztere Punct
2603 Fuss hoch. Die Resultate beider Beobachtungen halte
ich für wichtig, weil sie einige Phänomene der Nil-Ueber-
schwemmungen sehr befriedigend erklären. Bis jetzt wusste
man über die absolute Höhe dieses Stromes in der unterm
dreizehnten Breitegrad gelegenen Provinz Senaar gar
nichts. Humboldt und Renell schätzten dieselbe, laut der
BergOh ausischen Karte von Afrika,' auf 4000 französische Fuss, indem sie bei ihrer Berechnung von einem bestimmten,
zur Strömung eines Gewässers unumgänglich nöthigen
Gefälle für jede Meile Fluss-Ufer ausgingen. Schon bei
meiner Reise durch die Nil-Landschaft in der Provinz
Dongola, in den Jahren 1822 — 1824, fiel mir der gänzliche
Mangel einer eigentlichen Strömung der Wassermasse
in jener Gegend auf, wenn sich dieselbe in ihrem
Normalzustände befindet. Ist’s nicht die Zeit der periodischen
Ueberschwemmung, so müssen die Fahrzeuge eben
sowohl ab- als aufwärts durch Menschen gezogen werden,
weil das Gefälle allein sie kaum fortbewegen würde. Ich
selbst war auf jener Reise durchaus nicht im Stande, das