
viduel und meine.Leute in den einzelnen Ortschaften g-eg'en
die willkührlichen Zollpläckereien beschützte, da wir ja
keine Handelsleute, sondern wissbegierige Reisende wären.
Zugleich zeigte ich ihm ah,. daSs ich für ihn, als Zeichen
meiner Hochachtung gegen seine ächt christlichen Tugenden,
eine grosse Kirchenglocke zum Geschenk, mitgebracht
habe, und ihn um gefällige Angabe ersuchte, wohin ich
dieselhe abliefern solle, da das Weiterschaffen derselben
bei dem nun immer beschwerlicher werdenden Wege mir
kaum möglich sey. Die Besorgung dieses Briefs übernahm
gegen einen Species-Thaler ein ehemaliger Diener
des Missionars Gobat, Namens Gebrön, der sich zu Ate-
gerat unserer Karavane angeschlossen hatte, und mir die
Antwort nach Tackeraggiro in der Provinz Temben überbringen
sollte. — Mein Antheil an den hier erpressten
Zöllen betrug fünf Thäler.
Am 6 . Juni setzten wir uns endlich wieder in Marsch,
und zwar bei’guter Zeit; denn man beabsichtigte eine
ungewöhnlich grosse Tagreise zu machen, angeblich um
neuen Anforderungen von Zollerhebungen.auszuweichen,
in der That aber um eine Zollschmuggelei im Grossen zu
machen. Die Richtung des Weges war westnordwestlich.
Nach einer halben Stunde hatten wir zu unsrer Linken
das von seinen Bewohnern beinahe ganz verlassene Magab,
dessen Häuserzahl wohl einhundert und fünfzig betragen
mochte. Gleich hinter Magab überschritten wir ein in
Schieferfelsschichten wild eingewühltes, jetzt aber trockenes
Stromhette, das nach Nord westen ablief. Parallel mit
unserm Wege und auf der linken Seite desselben lag-en
die schroffen Sandsteinablagerungen, deren ich kurz zuvor,
als hinter Magab befindlich, Erwähnung that. Eine halbe
Stunde nach unserer Abreise gelangten wir an eine Stelle,
wo der Weg sich theilt: der eine Arm desselben, welcher
sehr betreten war und eine nordwestliche Richtung hatte,
führt in zwei Tagen direct von Magab nach Adowa; der
ändere, den wir verfolgten, läuft wesfsüdwestlich über
einen felsigen, aus Sandstein bestehenden Boden, welcher
stellenweise von der Schieferformation durchbrochen wird.
Die ganze Landschaft nördlich von Letzterem war, soweit
ich sehen konnte, eine einförmige Fläche, ohne irgend
eine Cultur, dem Anscheine nach unbewohnt und mit niederem
Dorngesträuch bedeckt. Auf der südlich von uns hinziehenden
Höhe dagegen liegen angeblich mehrere Dorf-
schaften, und bei einer derselben befindet sich die für
sehr heilig gehaltene, in Felsen gehauene Kirche Aba
Jem ata, welche der Sage nach von dem gleichnamigen
abyssinischen Heiligen selbst gestiftet Ward.*) Dieser Jemata
war einer der neun Apostel, welche im sechsten Jahrhundert
auf Ersuchen des. Axumitischen. Königs Aphidias,
genannt Ameda, von Kaiser Justinianus aus Egypten hierher
geschickt wurden.**)
Einen sehr sonderbaren Anblick gewährt in hiesiger
Gegend der beinahe senkrechte Abfall jener südlich von
unserm W^ege gelegenen Höhen, indem sich vor demselben
an mehreren Stellen die zerklüftete Felsmasse in
natürliche Pilaster von ungeheuerer Grösse abgesondert
hat, welche in der Ferne gesehen, den Ruinen eines grossen
egyptischen Tempels ähneln. Drei und eine halbe Stunde
*) Alvarez, Cap. 44, pag. 172, beschreibt diese Kirche, die nach
ihm den Namen „zu unserer lieben Frauen“ führt
*.*) Joh. Malala Chronographia, pag. 163. Wie sehr Salt im Irrthum
ist, wenn er pag. 468 seiner zweiten Reise sagt: „Adadus which
is an evident corruption of Amda“ , werde ich an einer ändern Stelle
meines Reiseberichts nachweisen.