
befindlichen Ruhebänke, welche mit einem Leder-Geflechte
überzogen sind, und die auf ihnen liegenden Rohrdecken
von Ungeziefer wimmeln, dass in der einen Ecke der Hütte
immer ziemlich viele Ziegen, Schafe und Esel übernachten,
und dass das Wetter während meiner Anwesenheit zu
Halai mitunter regnerisch-trüb war: so wird man es begreiflich
finden, dass ich bei meinem dortigen Aufenthalte nicht,
wie Herr Salt, in eine schwärmerische Begeisterung versetzt
wurde.
Halai zählt beiläufig vierhundert Bewohner, von denen
zwei Dritttheile Christen, die übrigen Mahommetaner sind.
Das Richteramt im Dorfe ward damals von zwei einee-
bornen christlichen Häuptlingen, Schum T e flis k i und
seinem Vetter Schum Ge té , gemeinschaftlich verwaltet.
Die Einkünfte des Orts nebst denen von sechs anderen
benachbarten Dörfern sind dem Naib von Arkiko gegen
eine jährliche Abgabe von tausend Species-Thalern von
dem Statthalter von Tigré überlassen; ich glaube aber
nicht, dass der Naib je etwas von jenem Gelde wirklich
bezahlt, sondern er schickt wohl nur gelegentlich Geschenke
nach Adowa. Er selbst lässt dagegen in den Ortschaften
einen Durchgangszoll von den Handelsleuten und eine Art
von Grundsteuer in Honig, Baumwollenzeug und Geld mit
grösser Strenge erheben. Jener besteht in zwei Unzen
Pfeffer für jede Maulthierladung und in halb so viel für
jeden Esel oder Lastträger. Diese Art von Lehen ist wohl
desshalb gestiftet worden, damit die hiesigen Behörden
die nach Arkiko gehenden Reisenden mit Schoho-FUhrern
versehen können, die eine gewisse Bürgschaft für die Sicherheit
derselben gewähren. Jede Reisegesellschaft erhält
einen oder zwei dieser Führer, welchß als Lohn jeder
einen Species-Thaler erhalten; sie haben namentlich die
Obliegenheit, die Diebe auszumitteln, die etwa unterwegs
eine Ladung auf die Seite geschafft haben, was bei dem
langen Zuge einer Karavane, wo jeden Augenblick das
Ordnen einer verschobenen Ladung die Aufmerksamkeit
auf einen Punct hinlenkt, sehr leicht geschehen kann. Die
männlichen Bewohner von Halai legen ihr Haupthaar stets
in dicke und dicht zusammenliegende Löckchen zurecht;
sie verwenden viele Sorgfalt auf das Ordnen derselben,
und durch das viele eingeriebene Fett glänzen ihre Haare
wie Maulwurfsfelle. Die Farbe der Haut ist, so viel man
bei der sie bedeckenden Schmutzkruste unterscheiden kann,
hellbraun; die vorherrschende Gesichts- und Körperbildung
ist ganz übereinstimmend mit der der Saortu’s, welche ich
oben (pag. 262) beschrieben habe; auch sprechen dieHa-
laier wie diese die Tigre-Sprache, einen Dialekt des alten
Geez. Die Frauen zeichnen sich durch nichts weniger als
angenehme Gesichtszüge aus, obgleich sie sämmtlich sehr
lebhafte Augen und einen schönen Körperbau haben. Die
mahomuietanischen Frauen und die Mädchen beider Religionssekten,
haben ausser einer Art von Schurzfell, das
um die Lenden befestigt ist, keine Bekleidung; die christlichen
Frauen dagegen bedecken ihren Körper mit einem
ursprünglich Weissen, aber meist sehr schmutzigen, baumwollenen
Tuch. Die Letzteren flechten -ihre Haare in
dünne kurze Zöpfe, die vom Scheitel an den Kopf rund
umgeben. Ihr beliebtester Putz sind Ringe und Armspangen
von Silber und Kupfer und Cypräen-Muscheln, welche
theils in Form eines Kreuzes, theils in derjenigen einer Rosette
zusammengestellt, auf den über die Schultern hängenden
Hammelsfellen befestigt sind; Glasperlen dagegen haben
hier gar keinen Werth. Mateb’s oder blauseidene Litzkor-
deln, die, wie ich bereits bemerkte, jeder Christ beiderlei