
unglaublich lang und selbst gefährlich ist. Das Entstehen
des Handelsweges vom Hafen Berenice (23J/2 Breitegrad)
nach Koptos und seine spätere Verfassung, so wie die der
Strasse von Myos Hormos, in Folge der in Aufnahme gekommenen
Verbindungs-Strasse von Corseir nach dem Nil
bei Kenne, gehört nicht in den Bereich der gegenwärtigen
Untersuchung.
§. 5.
Reise von Cairo nach Djetta.
Ehe ich meine Reise über Djetta nach Massaua antrat,
war meine persönliche Gegenwart in Cairo nötliig, um
noch Einiges .in Empfang zu nehmen, was ich mir von
Europa hatte nachschicken lassen, und um alles nötliige
haare Geld für die ganze mehrjährige Dauer meines Aufenthalts
in Abyssinien zu beziehen; denn ich wusste,
dass ich in diesem Lande von aller pecuniären oder sonstigen
Unterstützung verlassen seyn würde, und erinnerte
mich an die peinliche Verlegenheit, in der sich einige
andere Europäer, wie Salt und selbst Bruce, aus diesem
Grunde in Abyssinien befunden hatten. Auch schien mir
die Erhaltung der Ruhe in Egypten so problematisch, dass
ich es einzurichten wünschte, nöthigenfalls meinen Rückweg
aus Abyssinien nach Europa über Indien nehmen zu
können. Mehemet Ali stand auf dem Puncte, den Krieg
gegen Abdalla Pascha von Acka (St. Jean d’Acres) zu
beginnen; es war das erste Mal, dass er einen ihm gleichstehenden
Beamten des Grossherrn ohne dessen Erlaubniss,
ja gegen sein ausdrückliches Verbot angreifen wollte, und
es fragte sich daher, ob in diesem ganz ungewöhnlichen
Falle die egyptisclien Truppen ihm treu bleiben würden.
Ein zufälliger Glückswechsel konnte leicht das höchst unzufriedene
egyptische Volk zum Umstürze der ihm schon
lange verhassten Regierung veranlassen; das Steigen der
Frachtpreise in Folge der allgemeinen Furcht, dass die
Nilüberschwemmung dieses Jahr (1831 im Monat Mai)
ungünstig ausfallen werde, weil der Fluss ungewöhnlich
frühe und stark anschwoll und dann wieder fiel, vermehrte
die bedenkliche Stimmung des Volkes; die erlassene Verordnung,
neue Truppen auszuheben, ward mit Murren aufgenommen;
das sehr harte Verfahren der Beamten bei dem
Eintreiben rückständiger Steuern steigerte die Unzufriedenheit
in hohem Grade; falsche Gerüchte von feindlichen
Heeren, die in Egypten einrücken würden, wurden von den
Missvergnügten ausgesprengt; mit einem Wort, Alles
sehnte sich nach einer Veränderung und war auf die bevorstehenden
politischen Ereignisse gespannt; da erschien
plötzlich die Cholera in Egypten, und wandte die Gedanken
der Einwohner von Mehemet Ali’s Tyrannei auf das näher
liegende furchtbare Unglück, das sie bedrohte.
In der heiligen Stadt Mekka, in der nach dem Glauben
der Mahommetaner nie eine Epidemie Wurzel fassen kann,
war, wie gewöhnlich, zur Zeit des Bairamfestes eine sehr
grosse Anzahl Pilger aus nahen und fernen Gegenden
zusammen geströmt; durch einige derselben war vermuth-
lich von Indien oder dem benachbarten Jemen her der
ansteckende Krankheitsstoff nach Mekka eingeschleppt worden,
und verbreitete sich bald unter der zusammen gedrängten
Menschenmasse. Die Religion verbietet den Bekennern des
Islam’s alle Vorsichtsmassregeln gegen Epidemien, die? sie
als eine Schickung des Himmels betrachten; und dieses