
wolkige Himmel und der zur Nachtzeit wehende Südwind
sehr hinderlich waren ; die Breite der Stadt ergab sich zu
13° 39' 32". Eine mehrtägige Reihe barometrischer Messungen
ergibt für die absolute Höhe der hiesigen Fläche,
welche als das Plateau der Provinz Tejnben angesehen
werden kann, 5955 franz. Fuss. Ich bedauere recht sehr,
dass ich von hier aus nicht den genauen. Azimuthwinkel
von drei direct im Westen und ganz nahe zusammen liegenden
obeliskenförmigen und hohen Gebirgszacken der
Simen-Kette ausmittelte, weil unser späterer Weg (am
24. Juni) mich dicht unterhalb denselben vorbeiführte, und
mir dadurch ein gutes Mittel zur Erlangung einer grössern
Genauigkeit meiner Landkarte geworden wäre. Der Name
jenes hohen dreizackigen Yulkanes ist G enem fera. Von
einem unserm Lagerplatze benachbarten kleinen Hügel
aus konnte ich noch einmal die Lage der Berge von Agamé
visiren, und fand hier:
die Mitte des Vulkans Alequa bei Ategerat = 40° N.W.
das Süd-Ende des Bergvorsprungs Amba Sion rr 62° N.W.
Ich hatte die sieben Tigréer Lastträger, die in Halai
bis hierher gemiethet worden waren, gleich bei unserer
hiesigen Ankunft entlassen müssen, da die Schwierigkeit,
in gegenwärtigem Augenblick Lebensmittel herbeizuschaffen,
mir durch Erfahrung bekannt war, und ich sie nicht
nutzloser Weise verköstigen wollte. Uebrigens war es mir,
als ich diese Leute verabschiedete, leider noch unbekannt,
dass nur die Bewohner gewisser Districte von Tigré als Lastträger
für Handelsreisen tauglich sind, und man sie zu
diesem Zweck immer weither kommen lässt, weil nur sie
harte Strapazen ertragen können, die meisten übrigen
Abyssinier aber wegen ihrer zügellosen Sitten und ihrer
meist wenig kräftigen Nahrung für solche Anstrengungen
unfähig sind. Ich würde desshalb jene Leute nicht entlassen
haben, wenn ich diess gewusst und überdiess nicht mit#
einiger Zuversicht darauf gerechnet hätte, dass in Folge
meiner Botschaft an Detjatsch Ubi mir von ihm andere
Hülfsmittel verschafft werden würden. Nun blieb mir nichts
übrig, als schleunigst einige Maulthiere und Esel zu kaufen,
welche ich dann theuer bezahlen musste, und die
noch dazu insgesammt, wie sich später zeigte, wenig werth
waren.
Am 18. Juni setzte sich unsere Reisegesellschaft wieder
in Bewegung, und zog in westsüdwestlicher Richtung
über eine etwas nach Westen zu abfallende Ebene hin, die
zu Ackerbau benutzt ist. Nach zwei ein Viertel Stunden^
Wegs passirten wir ein Wasser, das permanent fliessen soll,
und zwar in nordwestlicher Richtung; da man mir aber
keinen Namen desselben anzugeben wusste, und das Roll-
geschiebe an seinem Ufer keineswegs von Belang ist, so
muss ich das permanente Fliessen dieses namenlosen Baches
als problematisch betrachten. Bald erhielt die Gegend
durch verschiedene buschige Hügel wieder ein wellenförmiges
Ansehen. Fünfthalb Stunden Wegs von Tackerag-
giro lag zur rechten Seite unseres Wegs das grosse Dorf
G oja, in dessen Nähe wir uns lagerten. Die in der Umgegend
ansässigen Handelsleute, welche mit unserer Ka-
ravane von Massaua gekommen waren , begleiteten uns
am folgenden Morgen noch eine weite Strecke lang, bis
die Maulthiere, welche, wie oben bemerkt, der Defraudation
wegen einen Seitenweg eingeschlagen hatten, wieder
zu uns gekommen waren.
Die Richtung des Weges war auch am folgenden Tage
(19. Juni) fortwährend westsüdwestlich; die Physiognomie
des Landes aber veränderte sich bedeutend: alle Spuren