
bener Glimmerschiefer,- dessen Lager, parallel mit dem
Thale Modat, von N. N. West nach S. S. Ost streichen,
und hat desshalb auch keinen ausgezackten Kamm. An
die Westseite desselben soll sich eine weite, wellenförmige
Fläche anlehnen, in welcher Dobarua, der Hauptort
der abyssinischen Provinz Hamazen liegt. In dieser
Ebene soll ziemlich viel Ackerbau getrieben werden, und
da der ganze Bezirk von den verheerenden Kriegen, welche
das übrige östliche Abyssinien seit Jahren heimsuchten, verschont
blieb, so erfreuen sich die Bewohner desselben eines
gewissen Wohlstandes. Sie bringen häufig, auf dem bei Ailat
vorbei gehenden Wege, grosse Quantitäten von Getreide,
Butter und Honig nach Massaua, und holen dagegen beinahe
nichts als indische Baumwolle, Pfeffer und Seesalz, wovon
in der trocknen Jahreszeit in Ailat selbst Yorräthe zum
Verkauf aufgespeichert werden. Der östliche Abhang des
Gebirgszuges soll ziemlich durchaus mit Bäumen von einem
schönen Schlag bewachsen seyn, die namentlich -in den
verschiedenen Felsschluchten eine colossale Höhe erreichen;
dieser Bergabhang selbst ist nur an sehr wenigen
Stellen periodisch von Nomadenfamilien bewohnt, die von
Modat dahin ziehen.
Zwei Stunden nördlich von Ailat liegt eine andere
Gruppe von Dörfern, A subo benannt, und mehr nach
Nordwesten, jedoch noch vor dem von den unabhängigen
Habab-Beduinen bewohnten Districkte, wohnen zwei abys-
sinische, christliche Nomadenstämme, die mir B e ile in
und San h e it benannt wurden. Sie sind wild und kriegerisch
und machen zuweilen räuberische Anfalle auf die
in Modat weidenden Viehherden. Man versicherte mir;
dass ein grösser Theil der jetzt mit dem allgemeinen Namen
Habab-Beduinen bezeichneten Stämme vor kurzem den
christlichen Glauben mit der mahommetanischen Religion
vertauscht habe, weil ihnen ihre stupiden Geistliche nicht
erlauben wollten, das Fleisch oder die Milch von Kamee-
len zu geniessen. Uebrigens war diesen wilden Nomaden
yoji jeher die Religion nur eine äussere Form, ohne irgend
eine moralische Beziehung, so dass ihr Abfall von einem
bestimmten Glauben im Wesentlichen weder für diesen,
noch für sie selbst ein Verlust ist.
Die Bewohner des eigentlichen Thaies Modat, deien
Zahl sich höchstens auf sechshundert Köpfe belaufen dürfte,
erkennen die Oberhoheit des Naib von Arkiko an, der,
wenn ich recht berichtet wurde, jährlich den dreissigsten
Theil der Viehherden als Abgabe zu erheben berechtigt
ist. Jedes Dorf hat ausserdem einen erblichen Scheik, den
der Naib bestätigt, und der zwar keine Abgaben für sich
bezieht, aber durch Frohndienste und kleine Plackereien
die armen Leute drückt, für deren Unterhalt er freilich
seinerseits auch zu sorgen hat. Streitigkeiten werden durch
Schiedsrichter geschlichtet. In dem Hofraume des Scheiks
übernachten die durchziehenden Abyssinier mit ihren Waa-
ren und ihrem Vieh, wogegen sie als Lohn für die ihnen
gewährte Sicherheit und Beschützung eine kleine Abgabe
entrichten müssen. Obgleich Scheik Idris und einige andere
Einwohner grossen Reichthum an Vieh besitzen, so ist
doch im ganzen genommen die hiesige Bevölkerung sehr
arm. Sie kann fast gar keinen Ackerbau treiben, hat auch
sonst keinen regelmässigen Verdienst, und ist in Betreff
ihres Unterhalts auf den blossen Ertrag ihrer Herden
beschränkt. Trifft nun eine Familie das Unglück einer
Viehseuche, oder verliert sie ihre Herde durch Raub-
thiere oder einen feindlichen Streifzug, so geräth sie
dadurch an den Bettelstab und kann sich nie wieder erho