
zu Gunsten des Proselyten eine Collecte unter den gläubigen
Mahommetanern veranstaltet wird, und da der bei den
abyssinischen Christen eingefiihrte Gebrauch der Circum-
cision sie beim Üebertritt zur mahommetanischen Religion
vor dem unangenehmsten Theil der vorgeschriebenen Ce-
remonie bewahrt, ,so mag dieser Umstand zum häufigen
Vorkommen solcher Glaubenswechsel mit beitragen. Ein
besonderer dogmatischer Unterricht ist dazu nicht erforderlich;
es genügt, dass der Proselyt die arabischen Gebetsformeln
auswendig lernt, und kommt gar nicht darauf
an, ob er deren schönen Sinn aufgefasst habe, oder selbst
irgend eine Kenntniss jener Sprache besitze. In den grossen
Städten des türkischen Reichs bekömmt übrigens derjenige,
welcher zur mahommetanischen Religion Übertritt, von der
Regierungsbehörde gewöhnlich ein neues Kleid und etwas
Geld. Der Abyssinier, von welchem hier die Rede ist, war
bei seinem feierlichen Üebertritt in ein Oberkleid von
rothem Tuch eingehüllt, undsass auf einem reich geschmückten
Pferde, welches der Stadtgouverneur für diese Cere-
monie geliehen hatte. Von einem Chor Sänger mit der
gewöhnlichen lärmenden Trommelmusik und mehreren Fahnenträgern
umgeben, ritt er in die Moschee, und den Zug
schloss eine grosse Schaar fanatischen Pöbels. Ich war
gerade bei dem englischen Agenten Jousuf Jakoub, als die
Prpcession an seiner Wohnung vorüberging. Auch zu ihm
kam man, um eine Beisteuer für den Helden des Festes
zu erbitten; er aber wies das Gesuch mit der Erklärung
zurück, dass, wenn die Mahommetaner den üebertritt eines
Christen zu ihrer Religion als einen erfreulichen Gewinn
betrachteten, derselbe gleichzeitig als ein Verlust für die
Christen angesehen werden müsse, und dass man daher
von ihm nicht fordern dürfe, durch eine Spende für den
Proselyten eine Freudenbezeugung auszusprechen. Ich
vernahm bei dieser Gelegenheit, dass eben derselbe Abyssinier
bereits zum dritten Mal seine Religion ändere; er
war nämlich vor einigen Jahren, als ihm auf einer Pilgerreise
nach Jerusalem das Geld ausgegangen war, in Cairo
schon einmal zum mahommetanischen Glauben übergetreten,
war dann zwei Jahre später in derselben Stadt auf das
Zureden einiger Christen wieder zum früheren Glauben
zurückgekehrt, wobei er das nöthige Geld zur Vollbringung
seiner Wallfahrt nach dem heiligen Grabe erhalten
hatte, und ward nun, nachdem er auf der Heimkehr in sein
Vaterland sein Reisegeld verschwendet hatte, zum zwei-
tenmale Mahommetaner.
Die Besatzung der Stadt besteht beinahe ausschliesslich
aus türkischen undisciplinirten Soldaten, w'elche bei der
Demüthigung der Wbhabiten mitgewirkt haben. Sie bringen
ihre Zeit grösstentheils in den Caffeehäusern mit Spielen
und Trinken zu. Ihr Getränke besteht theils aus einem
Decoct von Zimmet und Zucker, theils aus dem einheimischen
Gerstenbier. Ihre Waffen sind in der Regel mangelhaft,
und ihre Körperkraft ist durch zwanzigjähriges
Soldatenleben aufgerieben. In einem besonders kläglichen
Zustande befinden sich die Pferde der Cavallerie. Mehemet
Ali hat bisher vergeblich versucht, diese Truppen dazu
zu bewegen, dass sie entweder mit Erhöhung ihres Soldes
sich den regelmässigen Regimentern einverleiben Hessen,
oder aus dem Dienste träten und in ihre Heimath sich
begäben; sie wollen von beidem nichts wissen, geben den
aus Egyptern bestehenden, auf europäische Art eingerichteten
Linientruppen unverholen ihre Verachtung zu erkennen,
und benutzen jede Gelegenheit, um die Absichten
Mehemet Ali’s zu verdächtigen und seine Unternehmungen