
Reiz verleihet. Nur in der engen Thalniederung sieht man
hier und da eine Baumgruppe. Unter denselben fand ich
bei Maito die erste Tamarinde (Ardeb), eine Zierde der
Landschaft durch das dunkele Grün der Blätter und ihren
dichten Schatten. An den Gebirgsseiten wächst höchstens
nur lichtes Gesträuch, aber kein Hochbaum.*) Einen sehr
erfreulichen Anblick gewährten mir eine beträchtliche Menge
verschiedener und mitunter sehr grösser Schmetterlinge,
welche gerade damals über den hier befindlichen Wasser-
pfützen hin und her wogten; leider! ward die von mir
gemachte Sammlung derselben auf meiner weiteren Reise
durch Ameisen beinahe gänzlich zerstört. Auch eine neue
Art von Nashornvogel (Buceros flavirostris), welche mir
sonst in keiner Gegend, die ich bereiste, vorgekommen
ist, erhielt ich hier.
Der ganze folgende Tag (4. Mai) ward mit Unterhandlungen
zugebracht, um mit den Schoho’s eine Ueberein-
kunft wegen der an uns zur Reise auf die Höhe von Halai
zu vermiethenden Maulthiere und Ochsen abzuschliessen.
Die Verhandlung erforderte grosse Geduld und war öfters
«ehr lärmend; ich selbst nahm keinen directen Antheil
daran, daGetanaMeriam die Gefälligkeit hatte, alle Accorde
für mich abzuschliessen. Die Festsetzung des Mietpreises
hatte weniger Schwierigkeit als die Verteilung der Lasten;
am meisten machte uns aber die Bronze-Glocke zu schaffen,
die lange Zeit keiner fortzuschaffen übernehmen wollte,
bis endlich einer gegen ein Viertel Stück blaues Baumwollenzeug
(Souli), das in Massaua V8 Thaler kostete, und
*) Sehr verschieden von meiner Beschreibung des Taranta-Gebirgs
und des Wegs von Arkiko hierher ist diejenige, welche Ritter in seinem
Afrika pag. 183, nach ändern Reisebeschreibungen gegeben hat.
einen halben Thaler, den Preis für eine gewöhnliche Ladung
von hier bis Halai, sich dem Transport derselben unterzog.
Ausser jenem halben Thaler Fracht für die Ladung eines
Ochsen oder eines Maultiers, erhielt jeder Eigentümer
eines Lastthiers nach einem alten Herkommen noch von uns
die Verköstigung für zwei Tage. Wir hatten um 1 x/ 2 Uhr
Nachmittags ein heftiges Gewitter mit Platzregen, dann
heiterte sich der Himmel mit frischem Nordwest-Winde
wieder auf. Einige Zeit nach dem Regenguss verspürten
mehrere Leute der Karavane ein Erdbeben, welches hier
gleich wie zu Dahalak Silsile genannt wird. Ich Vernahm
bei dieser Gelegenheit, dass Erderschütterungen in Abys-
sinien ziemlich häufig sind; auch geschieht in den von
mir nach Europa gebrachten historischen Annalen dieses
Landes dieses Naturereignisses öfters Erwähnung, und
Pearce berichtet ebenfalls von einem Erdbeben, welches er
am 30. Juni 1818 zu Adowa verspürte.*)
Am 5. Mai gegen Mittag begannen wir unsern Marsch
von neuem. Wir gingen zuerst westlich und hierauf längs
der Kante eines in Zickzacklinien vorspringenden Berges
in nordwestlicher Richtung ziemlich steil aufwärts. Schon
nach anderthalb Stunden hielten wir auf einer kleinen Abplattung
anj um zu übernachten; dieser Punkt ward mir
R au benannt, und man wählt ihn, weil sich in der Nachbarschaft
etwas schlechtes Trinkwasser vorfindet, das aber
nur von den ermüdeten Lastthieren getrunken wird. Manche
der letzteren kamen erst nach zwei Stunden an dem Lagerplatz
an: sie waren dadurch, dass, die Ladungen auf dem
steilen Wege sich öfters verrückt -hatten, aufgehalten
*) Pearce Yol 2, pag. 240: To day a violent shock of an earth-
quake was feit; it is very common in all parts of Abyssinia for tbe
earth to sliake.