
und dessen ungeachtet erwähnen sie seiner in ihrem gedruckten
Berichte nur ein einziges Mal, nämlich bei Gelegenheit
seines Todes*). Ali befand sich damals, als ich
nach Sanafe kam, gerade zum Besuch bei Herrn Gobat,
der sich wegen der fortwährenden Bürgerkriege, von welchen
Abyssinien heimgesucht ist, schon seit vielen Monaten in
das auf hohem Berge gelegene Kloster D evra Damo
geflüchtet hatte.
Die Kalkmergel-Felsen der hiesigen Gegend sind alle
voller natürlichen Höhlen, in welchen auch die Wohnungen
von Sanafe theilweise sich befinden **). Dieses Felsengebirg
fallt nach Westen zu allmählich ab, und man
hat daher über die nach Nordwest gelegene Landschaft
hin eine weite Aussicht, so dass man dieselbe bis nach
Hamazen überblicken kann. Dieselbe bildet die eigentliche
Wasserscheide zwischen dem rothen Meere und dem
Tal tazze-Strome. Die Bergrücken sind mit niederem Gebüsch
bedeckt. Nach Osten zu lehnt sich eine wellenförmige
Hochebene an, in welcher nur einige schmale Niederungen
zum Feldbau benutzt werden. Wir verweilten zu
Sanafe den ganzen folgenden Tag (14. Mai), hauptsächlich
um einen dringend nöthigen Ankauf von Lebensmitteln zu
machen, was wir um so mehr thun mussten, da uns die
Berichte über die verheerenden Kriege, welche eben jetzt
die vor uns liegende Landschaft heimsuchten, sehr beunruhigten.
Auch die Bewohner Sanafe’s schien die naheliegende
Möglichkeit eines feindlichen Einfalls sehr in Sorge
*) Magazin der evangelischen Missionsgesellschaft. Jahrgang 1834.
pag. 267.
**) Wie ungerechter Weise ist daher auch Bruce von seinen Gegnern
desshalb getadelt worden, weil er in dieser Gegend Abyssiniens
Troglodyten leben liess!
zu setzen, und sie waren desshalb auch bereitwillig, uns
Mehl und Honig billig gegen harte Thaler zu geben, während
in ändern Zeiten dieser Kauf viel schwieriger ist.
Nachmittags wurden wir durch ein starkes Gewitter heimgesucht,
dessen kalter Regenschauer eine Stunde anhielt,
und in der darauf folgenden Nacht einen unangenehmen
Thau veranlasste. Für die Bewohner von Sanafe sind die
hier einheimischen sehr zahlreichen Affenfamilien eine
grosse Plage, indem diese in kurzer Zeit ein ganzes Saatfeld
zu verwüsten pflegen;, wir selbst sahen einen Zug von
Cynocephalus Hamadryas, der wohl an dreihundert Individuen
stark war.
Der hier zu entrichtende Zoll ward in Stücken von
blauem und rothem baumwollenen Zeug bezahlt, von deren
Fäden die Abyssinier bei ihren Webereien Gebrauch machen.
Aito Ali, der, wie bemerkt, zu dem Schoho-Stamme gehört,
ist Bekenner des mahommetanischen Glaubens, und
ein Theil der umwohnenden Bevölkerung gehört gleichfalls
dieser Religion an. Jener Mann stand bei Sabagadis
wegen seiner Rechtlichkeit in grossem Ansehen; und die
ihm übertragene Sendung nach Egypten, wobei er und
nicht Coffin die zum Ankaufe von Feuerwaffen mitgegebenen
zweitausend Species-Thaler in Verwahrung hatte,
bezeugt das ihm von jenem Häuptling geschenkte und auch
wohl verdiente Vertrauen. Gegenwärtig hatte er die Zoll-
einnahme der ganzen Provinz Agame für Rechnung des
Detjatsch Sabagadis oder vielmehr seiner Söhne zu verwalten.
Ich werde in dem Verlauf meines Reiseberichts
mehrmals Gelegenheit haben, anzuführen, dass in ganz
Abyssinien alle Grossen die verschiedenen Aemter, deren
Verwaltung Treue und Redlichkeit erfordert, durch Ma-
hommetaner besetzen, weil dieselben in moralischer Hin