
ob sie vielleicht die Besatzung von Massaua, die in der
Unzufriedenheit gegen Mehemet Ali mit ihnen ganz und
gar übereinstimmte, an sich ziehen, und durch den Abmarsch
der Besatzung Stadt und Gegend von Massaua der
Anarchie Preis gegeben werden würden, waren eben so
beunruhigende als schwer zu beantwortende Fragen. Unter
diesen Umständen hielt ich es für das Sicherste, alle bisher
zusammengebrachten naturhistorischen Gegenstände,
deren Zahl bereits beträchtlich war, unter der Begleitung
eines meiner europäischen Diener unverzüglich überDjetta
nach Alexandrien zu schicken, und meine eigene Abreise
nach Abyssinien möglichst zu beschleunigen. Zwei andere
meiner Leute schickte ich einstweilen (März 1832) nach
H a la i, einem Städtchen auf der Höhe der östlichen abys-
sinischen Gebirgskette, welche den Namen T aran ta führt.
Diese sollten nicht allein auf dem neuen Terrain mit dem
Einsammeln von Naturalien fortfahren, sondern ich wünschte
auch, bei,Gelegenheit ihrer Abreise, mit dem Naib von
zum Achmet Pascha in Verwaltungs-Angelegenheiten abgehen sollte,
ohne ihn jedoch mit dem Inhalt der Kiste bekannt zu machen. Als
derselbe in Djetta, wo er gleich bei seiner Landung die Kiste an die
Mauthabgeben musste, angekommen war, erhielt er den Befehl, augenblicklich
nach Mekka zu dem Pascha zu reisen, und vergass in der
Eile meinen Brief an den englischen Agenten Jousuf Jakoub abzugeben,
so dass also dieser von meiner Geldsendung keine Kenntniss
erhielt. Bald darauf bracli die Empörung der Soldaten aus, und alle
der Regierung gehörigen Güter in dem Zollhause wurden geraubt;
meine Kiste aber blieb unversehrt, gewissermassen ganz unbeachtet im
Hofe der Mauth stehen; als nach zwei Monaten jener Beamte nach
Djetta zurückkam und meinen Brief an seine Adresse abgab, ward
sie, zu Aller Verwunderung, wohlbehalten noch an demselben Orte
des Zollhauses gefunden, an den sie beim Ausladen gestellt worden
war.
Arkiko eine bestimmte Uebereinkunft in Betreff seiner
Forderungen wegen meiner Reise bis an das bei Halai
beginnende abyssinische Gebiet abzuschliessen. Der Naib
von Arkiko ist nämlich in dem Küstenstriche zwischen
Massaua und dem Taranta-Gebirge ein fast ganz unabhängiger
Gebieter, und Mehemet Ali’s Oberhoheit ist durchaus
nur auf Massaua und die ändern Inseln der Dahalak-Gruppe
beschränkt. Der Naib hat sich , unter dem Vorwande für
die Sicherheit der durch sein Gebiet ziehenden Handelsleute
zu wachen, seit einer langen Reihe von Jahren
das Recht angemasst, von jeder Handels-Karavane, die
von Abyssinien nach Massaua kömmt oder dorthin zurückgeht,
eine von ihm willkührlich bestimmte Geldsumme zu
erheben, wogegen er ihr aus den Schoho-Stämmen gewählte
Führer gibt, die wenigstens dadurch, dass sie die
Räuber persönlich kennen, einen Nutzen gewähren. Wegen
dieser an den Naib zu entrichtenden Geldsumme, welche
Fassas heisst, sind jedesmal lange Verhandlungen nöthig,
um der, bei ihrem Bewusstseyn, Gesetze vorschreiben zu
können, sich unmässig steigernden Habsucht dieser Menschen
nicht unbedingt sich zu unterwerfen. Die Naib’s von
Arkiko haben diesen Durchgangszoll auch auf die Person
der nach Abyssinien reisenden und für dieses Land ernannten
Patriarchen ausgedehnt, welche bekanntermassen bei
der Erledigung des Patriarcheu-Stuhls immer von Egypten
aus wieder ersetzt werden müssen; während der paar Tage,
welche ein Patriarch in Arkiko zu verweilen genöthigt
ist, wird er von dem Naib als sein Gast verköstiget, und
muss dafür ein Geldgeschenk machen, welches durch Herkommen
auf vierhundert Species-Thaler festgesetzt ist. Der
vorletzte Naib Idris hatte es auch durchzusetzen gewusst,
dass Salt auf jeder seiner beiden Reisen nach Abyssinien