
offenkundigsten Verluste, in Thätigkeit zu erhalten. Meines
Erachtens hätte der Pascha, um sein Land in industrieller
Hinsicht zu heben, sich mit der Anlegung kleiner Musterfabriken
für die vorzüglichsten Landesproducte befassen sollen,
und durch liberales Vorstrecken von Capitalien seine
Unterthanen zur Nachahmung anzufeuern suchen müssein.
Er hätte vor allem Anderen die Verfertigung einfacher Baumwollen
und Leinen-Zeuge ins Auge fassen, und von diesem
Anfang einer wirklich gedeihlichen Industrie nach und nach
auf die Verarbeitung von Wolle und Seide übergehen müssen.
Hieraus würde sich gewiss mit der Zeit ein bleibender
Industrie-Zustand entwickelt haben, an welchem das Volk
wegen des daraus entspringenden pecuniären Gewinnes
Freude und Lust gefunden hätte, während dasselbe jetzt in
des Pascha’s Fabriken nichts erkennen kann, als das, was
sie wirklich sind, nämlich ein indirectes- Mittel zu Zwangsarbeiten,
ohne irgend einen Nutzen für den Unterthan.
Egypten war und wird immer ein Land seyn, dessen Wohlstand
vorzugsweise in seinen Naturproducten liegt, und nur
durch Vervollkommnungen im Anbau derselben und durch
Erleichterung ihres Absatzes bedeutend gehoben werden
kann. Eine weise Regierung wird daher auch in diesem
Lande die künstliche Bewässerung der Ländereien zum
Hauptgegenstandihrer Sorge machen; sie wird die Canäle
in gutem Stand zu erhalten und zu vervielfältigen suchen,
und auf zweckmässige Verbesserungen dieses wichtigsten
Theils der egyptischen Boden-Cultur, zu denen namentlich
die Anwendung von Windmühlen als Mittel künstlicher
Bewässerung gehört, unausgesetzt bedacht seyn. Nächst dem
wird sie vor allem Ändern die Ausfuhr der Producte sicher
zu stellen und zu erleichtern suchen; sie wird aber diesen
Zweck nie durch ein gewaltsames Wegnehmen der Erzeugnisse
zu willkührlichen Preisen erreichen zu können glauben,
obgleich sie vielleicht zu einem von grossartigen Ansichten
ausgehenden und auf Billigkeit gegründeten Handelsmonopol
System ihre Zuflucht nehmen müsste. Zwang
würde sie nur in Betreff der Cultur der Maulbeerbäume, der
Oliven, des Mohns, des Indigos, und namentlich der Baumwolle
anwenden, um diese Production bei dem Landmann
vermittelst des ihm daraus erwachsenden pecuniären Vor-
theils nach und nach beliebt zu machen.
Zu den Egyptens Industrie niederdrückenden Massregeln
Mehemet Ali’s gehört auch die, dass die Häute sämmtlichen
geschlachteten Viehs an den Pascha 9der seine Pächter abgeliefert
werden müssen, und dass, nachdem sie in seinen Fabriken
gegerbt sind, das Leder für den Verbrauch des Landes zu
einem zehnmal höheren Preise verkauft wird, als es auf dem
natürlichen Wege erhalten werden könnte. Viele Dörfer sind
ferner, wie ich bereits bemerkte, verpflichtet, jährlich ein
gewisses Quantum von geflochtenen Körben, Rohrmatten
und Dattelstricken zu verfertigen, wogegen ihnen eine Vergütung
gegeben wird, die nicht einmal dem Werthe des
rohen Materials gieich kommt; jedes dieser Fabrikate erhält
bei der Ablieferung einen Stempel, und wird dann um
einen vierfach höheren Preis wieder verkauft; Niemand aber
darf bei schwerer Strafe diese Waaren verfertigen, um sie
auf anderem Wege zu verkaufen. Eben dasselbe ist mit den
Leinwand-Geweben der Fall, die von Privaten zwar gemacht
werden dürfen, aber gegen eine bestimmte Summe an die
Regierung abgeliefert werden müssen, und dann gleichfalls
gestempelt zu sehr erhöhten Preisen an die Unterthanen
verkauft werden. In ähnlicher Weise hat die Regierung auch
sämmtliche Indigofärbereien für sich in Anspruch genommen;
sie erhebt nämlich von den einzelnen Färbern einen