
seitdem die eigentliche Regierung dieses Theils vonArabien
für sich.
Während dieser Ereignisse in Arabien hatte für Mehemet
Ali in Egypten selbst eine nicht geahnte Gefahr auszubrechen
gedroht. Latif Pascha, jener vertraute Diener, war zu Con-
stantinopel, wohin er als Berichterstatter über die Siege
Tussum’s abgeschickt worden war, von dem Sultan und dessen
Ministern gewonnen worden, um sich zur Ausführung eines
Complotts herzugeben, durch welches sein Herr und Wohl-
thäter, Mehemet Ali, von der Herrschaft Egyptens verdrängt
werden sollte; denn es war nun einmal damals die traurige
Politik des türkischen Hofes, kein Mittel zu scheuen, um
einen Provinzstatthalter hinterlistig zu beseitigen, wenn
man hinsichtlich seines blinden Gehorsams gegen die Befehle
des Divans in Zweifel war. Allein Mehemet Aga Las, der
in Egypten in der Abwesenheit Mehemet Ali’s als dessen
Kahia befehligte, und entweder die Plane des jugendlichen,
unerfahrnen Latif Pascha durchschaute, oder durch Verrath
von Constantinopelaus die Sache erfahren hatte , liess diesen
ohne langes Bedenken ergreifen, und beugte durch alsbaldiges
Kopfabhacken allen ferneren Folgen des geschmiedeten
Complottes vor (November 1813).
Die unendlich grossen Schwierigkeiten, welche ein Feldzug
im Innern von Arabien zu überwinden hat, machten
den Ausgang 'desselben für die egyptischen Truppen ungewiss
und selbst bedenklich. Doch gelangte Mehemet Ali
mit seinem Heere nach und nach bis in das Herz der Pro-
vinzNedjed,dem eigentlichen Sitze derSecte derWehabiten.
Der erfolgte Tod ihres tapfern Häuptlings Souhad, hatte
damals zum Unglück für sie an ihre Spitze dessen energielosen
Sohn Abdalla Eben Souhad gebracht,'der weder Einigkeit
unter seinen Bundesgenossen zu erhalten verstand,
noch aus der Beschaffenheit des Terrains, welche dem sich
vertheidigenden eingebornen Beduinen-Araber eine entschiedene
Ueberlegenheit über jede angreifende feindliche
Macht gibt, Vortheil zu ziehen wusste. Dieser die Ruhe
liebende Mann erniedrigte sich, den egyptischen Pascha um
Frieden zu bitten, und mit grösser Bereitwilligkeit kam
Mehemet Ali seinem Wunsche entgegen, da sich seine
erschöpften Truppen inmitten grösser Wüsten, grade damals
in einer etwas precairen Lage befanden. Es wurde ein Frieden
abgeschlossen, dessen H^uptbedingung die formelle
Anerkennung der Oberhoheit des Grossherrn von Seiten der
Wehabiten war! Dieses ereignete sich im Frühling des
Jahres 1815.
Die Aenderungen in der europäischen Staatenpolitik,
welche um jene Zeit durch die Wiedererscheinung Napo-
leon’s zu befürchten waren, bestimmten Mehemet Ali, so
schleunig als möglich nach Egypten zurückzukehren. Vielleicht
hoffte er durch einen verlängerten allgemeinen Krieg
in Europa auch im Oriente Verwickelungen herbeigeführt
zu seheii, deren geschickte Benutzung seinen eigenen ehrgeizigen
Plänen erspriesslich seyn konnte. Durch die
Schlacht bei Waterloo jedoch gestaltete sich alles bald wieder
zum Frieden, und der damit beendigte neue französische
Krieg hatte für Egypten nur die allerdings wichtige Folge,
dass in dieses Land viele brodlose, aber mitunter talentvolle
Europäer kamen, die der politischen Verhältnisse wegen ihr
Vaterland theils freiwillig, theils gezwungen verlassenhatten.
Eine nähere Bekanntschaft mit einigen derselben hatte bei
Mehemet Ali den Entschluss erregt, bei seinem Heere europäische
Disciplin und Taktik einzuführen. Mit der Infanterie
sollte der Anfang gemacht werden. Die Kunde davon brachte
unter den in Cairo befindlichen albanesischen Truppen
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